Sommerloch-Bingo2023 +Kurzrezensionen+

Kurzrezensionen zum Sommerloch-Bingo 2023

In meinem Sommerlochbingo-Bingo 2023 gab es einige Aufgaben beim Abarbeiten des Bingofeldes zu erfüllen. Dazu habe ich 23 für 2023 Comics gelesen und drei Rezensionsexemplare, zu denen ich hier ein paar Verlagsinfos und die Markierung „Anzeige“ ergänzen werde. Nochmal der Hinweis auf Gabrielas Buchperlenblog, die die Bingoaktion erneut ausgerichtet hat.

Picknick: Apokalypse Taco

Ein Titel von meiner 23 für 2023 Liste und neben Essen auf dem Cover ist dieser Comic auch in Originalsprache. Die Theatergruppe einer High School ist bis tief in die Nacht mit Proben beschäftigt und drei Kinder sollen nun für alle Essen holen. Beim Taco Bear um die Ecke erwartet sie aber kein Service, sondern sie stolpern in eine Art Parallelwelt, in der die Essensboxen mutieren und sie angreifen.

Zu Beginn hätte ich nicht erwartet, dass die Auflösung der Vorgänge so komplex sein würde. Es wird sich auch eine Menge Zeit gelassen, bis die ersten Erklärungen kommen. Es ist witzig, überdreht und wird doch wissenschaftlich und durchaus auch ein wenig traurig. Die Zielgruppe Kinder trifft der Comic dabei nicht so richtig, Jugendliche schon eher und irgendwo auf dem Weg hat mich die Idee verloren. Gut umgesetzt, aber nicht so obskur, wie ich es vom Titel erhofft hatte.

Sprachreise: Did you hear what Eddie Gein done?

Im Spätsommer dürft ihr diesen Comic auf Deutsch lesen, ich lese ihn nun noch in der Originalsprache. Eine True Crime Aufarbeitung über Ed Gein, der Mann, der Inspiration für Psycho, The Texas Chainsaw Massacre, Das Schweigen der Lämmer und viele andere Filme lieferte. Harold Schechter liefert das Szenario. Für ihn nicht die erste True Crime Abhandlung und auch nicht die erste zu Ed Gain. Die ist sowohl gut als auch schlecht für den Comic. Auch dieser True Crime Comic ist in Schwarzweiß gehalten.

Im Prinzip erwartet uns eine Biografie über Ed Gein und nur selten ist eine Biografie so geschrieben, dass sich Lesenden nicht durcharbeiten müssen. Die Aufbereitung und Umsetzung ist gut, ich habe nicht das Gefühl, dass etwas hätte wegfallen können, von dem, was erzählt wurde, doch 224 Seiten sind ein Stück Arbeit. Die Informationen sind kompakt und die Umsetzung ins Medium Comic ist gelungen. Wir erfahren viel über Gein und es wird natürlich auf die grausigen Fundstücke in seinem Haus eingegangen, aber eben mehr auf seine Geschichte. Die führt dazu, dass ich nicht nur mit den Opfern, sondern auch mit dem Täter Mitleid hatte und das, obwohl offen bleibt, wie berechnend er seine Taten wirklich begangen hat. Eine echte Meisterleistung.

Sonne satt: Tage des Sandes

Hier haben wir mein erstes Rezensionsexemplar und ein Buch mit einem gelben Cover, wenn auch die Sonne vom Sandsturm verdeckt wird. Die Geschichte ist fiktional, beruht aber auf historischen Begebenheiten. 1932 wird die USA von der Weltwirtschaftskrise erschüttert und frühere Farmgebiete verwandeln sich in die Dust Bowl. Ein 22-jähriger Fotograf wird nach Oklahoma geschickt, um die Folgen der aktuellen Ereignisse und die Sandstürme zu dokumentieren. Ihm wird eine Liste mit Fotovorschlägen überreicht, die Abbildungen von Land und Leuten umfasst. Die Gegend wurde schon häufiger von Dürreperioden geplagt, doch durch die zunehmende Landwirtschaft, wurde der Boden bei Wind immer schneller aufgewirbelt. Die Folgen waren verheerend.

„Erstaunlicherweise schien sich der Staub zu verhalten, wie Wasser. Folglich ähnelte die Landschaft einem von Wellen durchwogten Ozean. Für die Leite von hier zählten solche Unterscheidungen wenig. Sie müssen mit diesen beiden Plagen leben: Nächte des Staubs und Tage des Sandes.“ Tages des Sandes, Splitter Verlag, Seite 69

Schon auf der Fahrt von New York wird beschrieben, wie sich die Landschaft zunehmend verändert. Große Häuser, weichen Wäldern, Ebenen, Feldern und Wiesen und dann folgt nur noch Sand. Die Gedanken werden in Schreibschrift dargestellt und die Sprache in Druckbuchstaben. Dadurch scheinen die Gedanken milder zu sein und das gesprochene Wort wirkt harscher. Fotograf John arbeitet gleichzeitig seine Vergangenheit mit seinem Vater auf, der ebenfalls Fotograf war. Hierbei kommen immer wieder beeindruckende Details von den Kameras zum Einsatz. Zu Beginn geht es ihm nur um die Fotos, doch bald interessiert er sich für das Leid und die Leiden der Leute und verliert damit seine Objektivität. Durch den Einsatz von mehreren doppelseitigen Bildern hintereinander werden Emotionen erzeugt und so ist dieser Comic. Emotional, eindrücklich und spannend. Definitiv ein Highlight für mich.

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Szenario: Aimée de Jongh
Zeichnung: Aimée de Jongh
Erschienen beim Splitter Verlag

ISBN: 978-3-98721-078-5
Erschienen am: 26.04.2023
Hardcover mit 288 Seiten

Strandtag: Laura und andere Geschichten

Guillen March lebt auf Mallorca und alle seine Geschichten spielen auf der Insel. Irgendwie ist in seinen Geschichten also immer Strandtag. Vielleicht liegt es auch daran, dass er gerne junge Frauen in Bikinis oder weniger zeichnet. Die einzelnen Episoden zu Laura berichten über diese junge Frau, eine unerwiderte Liebe, ihre eher zurückhaltende Art und irgendwie scheint sie hier auf der Suche nach sich selbst zu sein. Mit Anfang 20 ist diese Suche normal und wir begleiten sie über ein Jahr zwischen Erinnerungen und Ablenkung. Eine schöne, ruhige Geschichte aus dem Leben.

Irine ist eine kurze Erzählung. Sie ist schon älter und March nimmt sich hier selbst auf die Schippe. Warum er aus dem Leben erzählt und keine tiefgreifenden Geschichten? Er zeichnet gerne, kann Geschichten aber nicht gut erzählen. Das ändert sich mit Karmen allerdings. Warum er eigentlich von sich selbst erzählt, durch seine weiblichen Figuren. Laura und andere Geschichten ist schön anzusehen, nicht so tiefgreifend wie Karmen, aber durchaus schön und selbstreflektiert. Trotz der vielen nackten Haut habe ich das Gefühl, er geht respektvoll mit seinen Figuren um. Eine leichte und sommerliche Lektüre.

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Szenario: Guillem March
Zeichnung: Guillem March
Erschienen bei Cross Cult

ISBN: 978-3-98666-083-3
Erschienen am: 17.04.2023
Hardcover mit 104 Seiten

Waldspaziergang: Green Class 3

Wow! Ok, bisher war Green Class eine Reihe über eine Virus-Apokalypse, in der sich die Menschen nicht in Zombies, sondern eine Art naturverbundener Monster verwandeln. Die Geschichte hat in diesem Band eine krasse Kehrtwende gemacht und bombardiert mich mit haufenweise Lovecraft-Referenzen. Zusätzlich heißt jemand Dr. Emmett Brown (schöne Grüße an „Zurück in die Vergangenheit“). Ich atme nach diesem krassen Erlebnis und Wandel erstmal durch und bedanke mich für die Zusammenfassung am Anfang des Comics.

Auf den ersten Seiten erfahren wir mehr über den „Virus-Ausbruch“ und es fallen Begriffe wie Miskatonic, die großen Alten, Nyarlathotep und Shoggoth. Damit ist die künftige Richtung des Comics klar. Der Mensch ist wie Krebs, die Wesen sind die Heilung und es soll ein Portal geöffnet werden. Es gibt Träume und Visionen und so trifft Lovecraft auf eine postapokalyptische Welt. Leute verfallen dem Wahnsinn und begehen Selbstmord, doch unsere Teenie-Gruppe kämpft nach dem Verlust in Band 2 tapfer weiter. Die Bilder der Visionen und der anderen Bild sind krass und spiegeln die Farben des Covers wider, während unsere Welt eher grau und trüb bleibt.

Zwischen Kulten, alten Schriften und Fotos des Necronomicon schöpft die Wahlfamilie neue Hoffnung. Leider ist die Geschichte teilweise etwas holprig und sprunghaft. Das liegt eher weniger an den Visionen, die in anderen Farben die Handlung durchbrechen, sondern, dass insbesondere zum Ende dieses noch nicht finalen Bandes, gefühlt Panel fehlen. Sollten diese tatsächlich einer Kürzung zum Opfer gefallen sein, wäre es sehr schade, denn der dritte Band hat mich mit offenem Mund zurückgelassen und ich will nun dringend mehr!

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Szenario: Jérôme Hamon
Zeichnung: David Tako
Erschienen beim Splitter Verlag

ISBN: 978-3-96219-399-7
Erschienen am: 26.04.2023
Hardcover mit 64 Seiten

Unbekanntes entdecken: Hellship

Ich interessiere mich nicht für Fliegergeschichten aus dem Zweiten Weltkrieg, doch ich interessiere mich für Jared Muralt. Dies sind seine ersten Gehversuche in der Welt des Comics bzw. seine ersten Versuche selbst ein Comicbuch zu machen. Er berichtet von der Geschichte, von den immer wieder neu gezeichneten Seiten, dem Lernprozess und dem Entschluss wirklich als Comiczeichner zu arbeiten. Als Fan seiner noch fortlaufenden Erzählung The Fall musste ich hier reinlesen.

Die Geschichte ist recht kurz und simpel. Wir erfahren die Leiden des Krieges. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges begleiten wir britische Flieger in ihrem Alltag. Briefe aus der Heimat bringen Unruhe in den Alltag, in dem es um die meisten Abschüsse geht. Spannungen unter den Soldaten, Ablenkungen und ein schwerwiegender Luftangriff. Die Bilder sind toll, wie erzählt wird ist schön, doch es ist einfach nicht so meine Art Geschichte. Interessant, aber für mich eher schlicht.

Urlaubsgefühle: The many Death of Laila Starr

In Mumbai wird ein Kind geboren, eines Tages wird es die Formel zur Unsterblichkeit entwickeln. Mit seiner Geburt wird der Tod obsolet und die einstige Göttin wird gefeuert und landet im Körper von Laila Starr auf der Erde. Wild entschlossen, ihren Job wiederzubekommen, will sie das Baby töten. Nur hat sie dabei nicht mit ihren neuen sterblichen Gefühlen gerechnet.

Die Reihe erscheint im August bei Cross Cult. Die Reihe besteht aus fünf Heften und ihr ahnt es bereits, die Hefte enden mit ihrem Tod. Sie begegnet immer wieder diesem Kind und sie lernt aus ihren Begegnungen, aus ihrem sterblichen Leben. Die anfängliche Wut schwindet, doch ganz ablassen kann sie nicht. Ich gebe zu, die Geschichte hat mich emotional kalt erwischt. Ich habe viel geweint, denn wie ihr wohl schon vermutet, beschäftigt es sich mit unserer Sterblichkeit, allerdings in wunderschönen Bildern. Eine weiche und sehr ansehnliche Geschichte.

Freundschaftsbande: Ham Helsing – Monster Hunter

Ham kommt aus einer langen Reihe Vampier-Jäger und Draufgängern. Er ist allerdings anders, weshalb er noch nicht unter der Erde liegt. Im ersten Band, hat er ein Dorf vor einem Vampir-Problem beschützt und dabei gute Freunde gefunden, die ihm im neuen Abenteuer in Camp Fish Head auch wieder zur Seite stehen. Diesmal bedroht ein Monster das Feriencamp.

Das Monster aus der blauen Lagune geht am Crystal Lake um und natürlich ist es Umweltverschmutzung, die dazu führt, dass ein Fisch zum Monster mutiert. Natürlich ist auch der zweite Band von Ham kindgerecht, allerdings ein bisschen weniger lustig. Es gibt auch wieder untote Schweine (Bacon) und auch Henne Hen ist zurück, mit bösen Plänen, aber es ist nicht ganz auf dem Level wie Band 1. Selbst der Shaz-Ham Comic am Ende fällt kürzer aus und statt Evil-Dead-Anleihen, gibt es diesmal eine Referenz zum Shazam Film.

Tierpark: Kong Crew 1 – Der Dschungel von Manhattan

1933 war es als King Kong das Empire State Buildung erklommen hat und in diesem Comic gesiegt hatte. New York ist nun 14 Jahre später keine Großstadt voller Menschen, sondern ein Dschungel. Eine Fliegerstaffel fliegt regelmäßig Patrouille, damit niemand in das Habitat eindringt, oder daraus flieht. Doch zwei Menschen steuern ein Wasserflugzeug nach Manhattan und entdecken erstaunliches auf ihrem verbotenen Entdeckungstipp.

Es gibt verschiedene politische Strömungen. Einige wollen Kong schützen, andere möchten ihn am liebsten abschießen. Als ein Pilot auf der Suche nach den Eindringlingen abstürzt, wird die Unfallursache vertuscht. Denn das Leben um Kong hat sich entwickelt, wie es auch Skull Island der Fall war. Prähistorisch… Streitereien zwischen den Piloten, eine junge hübsche Frau in den Streitkräften und ein vorwitziger Dackel treiben die Geschehnisse voran. Witzig, spannend und mit tollen Ideen. Trotzdem ist der Funke bei mir nicht so recht übergesprungen.

Bonus Comic: Who’s the Scatman

1950 geht John Larkin auf eine katholische Schule. Wegen seines Stotterns erfährt er Mobbing und sucht Zuflucht in der Musik. 1978 ist er Jazzpianist, er scatted beim Klavierüben, doch erfolgreich ist er nicht. 1984 finanziert er ein Album, die Musik und Musiker sind auf hohen Niveau, er singt seine Texte selbst und das stotterfrei, doch die Platte findet keine Käufer. Jazz und Drogen gehören zusammen, doch 1988 ist John trocken, doch mit 45 Jahren weiterhin erfolglos.

1990 landet er mit seiner großen Liebe in Europa. 93 wird er in Bermin entdeckt, doch die Jazzmusik verkauft sich nicht und die Idee zu Scatman John entsteht. Das Album entsteht in Bottrop und John möchte seine Erfahrungen weitergeben, er sieht positiv auf sein Leben und sendet seine Botschaften, die vor allem Stotterer erreichen werden. In Europa wird er zum Star. Der Durchbruch mit über 50 Jahren, obwohl sich in den USA der Erfolg nie einstellen wird, erhält er eine Verdienstmedaille für seien Arbeit für Stotternde. Nur 5 Jahre nach seinem Durchbruch verstirbt er.

Jeff Chi schafft es, die Geschichte von Jahn einfühlsam und warmherzig zu erzählen. Seine positiven Botschaften stehen im Mittelpunkt des Comics und mehrfach schleichen sich Tränen in meine Augen. Als Betroffener leistet John viel persönlichen Einsatz, um anderen zu helfen und sich selbst wertzuschätzen. Etwas, das ihm als Kind fehlte und wie viele Leute er auch heute nach seinem Tod damit erreicht, zeigt das Social Media Nachwort zum Comic. Es ist wundervoll, dass Jeff das Bestreben und die Arbeit von John durch diesen Comic weiterträgt.

Szenario: Jeff Chi
Zeichnung: Jeff Chi
Erschienen bei Zwerchfell

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ISBN: 978-3943547627
Erschienen am: 22.04.2023
Softcover mit 248 Seiten

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2 Antworten

  1. Ascari sagt:

    Servus!

    Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht mal wusste, dass Scatman John in der Zwischenzeit nicht mehr lebt, aber natürlich erinnere ich mich gut an das Lied „I’m the Scatman“ – ich habe es erst vor kurzem im Rahmen eines 90er Jahre-Medleys auf YouTube wieder einmal gehört.

    Es hören sich aber auch einige andere Titel von deiner Liste nicht uninteressant an, leider mache ich immer wieder den Fehler, mich oft zu sehr von Covern abschrecken zu lassen, wenn mir der Zeichenstil nicht zusagt.

    Bin schon gespannt, was du im Herbst dann fürs Gruselbingo aussuchen wirst!

    Liebe Grüße
    Ascari

    • NadelNerd sagt:

      Hallo Ascari,

      ich habe mich beim Lesen gefragt, wie Jeff Chi ihn „erst entdecken musste“ und nicht schon kannte und wusste, dass er verstorben ist. Das ist aber sicherlich eine Mischung aus Alter und was wir bewusst aufnehmen.
      Ich habe so viele potenzielle Grusel-Titel hier liegen…. Gar nicht gut 😀

      Liebe Grüße
      Ariane

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