Unter rotem Staub +Rezension+

Unter rotem Staub

Jan Bauer berichtet in dieser Comicreportage über seine Reisen nach Yuendumu. Hierbei lernt er nicht nur viel über die Kultur der Aborigines, die er uns in cleveren Bildern näherbringt, sondern auch über die politische Situation. Diese beiden Abschnitte sind größtenteils voneinander getrennt. Diese Trennung habe ich als sehr gut empfunden, denn so wurde nicht das eine durch das andere Thema überschattet.

Sagen, lebendige Kultur und Politik

Dies ist nicht der erste Comic von Jan Bauer. In „Der salzige Fluss“ hat er bereits seine 450 km Wanderung zum Kunstzentrum Yuendumu dokumentiert. Hier berichtet er weiter über seine Erlebnisse als ehrenamtlicher Helfer, die Eindrücke und das Wissen, das er in dieser Zeit gesammelt hat und im zweiten Teil des Comics über seine Rückkehr, die ihn dazu bringt, sich mehr mit der politischen Situation, in der sich die Aborigines befinden, auseinanderzusetzen.

Der Comic beginnt mit der Erzählung einer Sage in weichen aquarelligen Strichen, die sich langsam in harte Linien mit umrandeten Panels wandeln. Dies ist der Übergang vom Weichen und Magischem zum Scharfen und Realen. Dies ist es, was ich mit der cleveren Bildgebung meine, denn Sagen oder Mythen spielen eine wichtige Rolle in der Kultur der Warlpiri und werden sich durchgehend in diesen weichen Bildern von der hart umrissenen Realität absetzen. Die Farben sind nicht schwarzweiß, stattdessen wird alles eher in Grautönen gehalten. Bauer sucht sich Inspiration aus Gemälden, bekannten Comics und nutzt den Blick in ein Geschichtsbuch, um einige Zusammenhänge auf Doppelseiten zu erläutern, die mich ein wenig an „Es war einmal …“ erinnern. Seine Darstellung zum vorkolonialen Australien löst so bei mir ein nostalgisches Gefühl aus.

Woraus er seine Inspiration zieht und was auf den einzelnen Seiten genau zu sehen ist, erläutert Jan Bauer in einem umfangreichen Anhang und Glossar. Hier finden sich auch einige Fotos von seinen Reisen. Er geht sogar so weit, sich einen Comic im Comic auszudenken, der im Stil eines alten Western-Comics über ein Massaker an den Aborigines berichtet. Natürlich aus der heldenhaften Sicht der Kolonisten. Damit schafft er es in dieser Reportage, den Lesenden nicht nur die Bedeutung von Sippennamen und Tauschhandel näherzubringen, sondern auch die Geschichte aufzuarbeiten und Geschehnisse kritisch zu hinterfragen.

Gerne hätte ich Jan letzte Woche auf der LBM gefragt, warum es Staub und nicht Sand für den Titel gewählt hat und was es mit der „Adventuresocke“ auf sich hat. Leider habe ich ihn an drei Tagen immer wieder am Stand verpasst. Seine eindringliche und kreativ dargestellte Erzählung seiner Erlebnisse in Australien, kann ich auch ohne meine Rückfragen empfehlen. Da ich seinen ersten Comic „Der salzige Fluss“ noch nicht gelesen habe, möchte ich dies nun gerne nachholen.

Unter rotem Staub ist ein Bericht zwischen Kultur, Politik, der australischen Weite und mystischen Erzählungen.

Unter rotem Staub ...

… ist eine spannende Reportage über die Kultur der Aborigines.
… hat auch ohne Farben ein kreatives und beeindruckendes Artwork.
… macht Lust mehr von Jan Bauer zu lesen.

Comics für Einsteiger
Auch für Comic-Einsteiger

In Jan Bauers Comicreportage erwartet euch etwas mehr Text, dafür jedoch eine einfach erkennbare Leserichtung. Sollte euch also die Kultur der australischen Ureinwohner und deren politische Situation interessieren, dann findet ihr mit Unter rotem Staub einen tollen Einstieg in die Welt der Comics. Die grafische Ebene wird für Erklärungen von Zusammenhängen dabei großartig genutzt.

Unter rotem Staub

Szenario und Zeichnungen: Jan Bauer
Softcover mit 256 Seiten
ISBN: 978-3-96445-085-2
Erschienen am: 23.03.2023
beim avant-verlag

Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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Unter rotem Staub
© avant-verlag

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