Pirouetten von Tillie Walden +Rezension+
Pirouetten von Tillie Walden
Schlittschuhe an
Tillie hat das Eislaufen nie wirklich gemocht, aber es hat ihr halt gegeben. Mit elf Jahren zieht sie mit ihrer Familie nach Texas um und stellt fest, dass Eiskunstlaufen dort ganz anders ist. Trotz Privatschule und Cello Unterricht steht sie jeden Morgen um 4:00 Uhr auf, um zum Einzeltraining zu gehen. Nach der Schule steht dann wiederum das Gruppentraining an. Ihr ganzer Alltag ist durchgetaktet und auch wenn sie auf der neuen Schule Freunde findet, so spricht sie mit niemanden über ihre Gefühle. Sie sehnt sich danach, sie selbst sein zu dürfen.
Selbstbestimmung
Tillie Walden hat es mit ihrer Autobiographie weit gebracht. Sie hat als bisher jüngste Gewinnerin den Eisner Award „Best Reality-Based Work“ erhalten. Sie berichtet aus ihrem hauptsächlich vom Eiskunstlauf geprägtem Leben im Alter von 11-17 Jahren. So ist die Geschichte für ein junges Publikum, auf ihren Weg zu Selbstständigkeit, eine Empfehlung, denn Tillie spricht viele schwierige Themen an, die sie erlebt hat. Sie geht immer wieder darauf ein, dass sie nicht in der Lage war oder nicht den Mut hatte, über ihre Gefühle zu sprechen. So fühlt sich dieser Bericht so an, als würde vieles einfach aus ihr herausströmen.
Obwohl sie bereits mit 6 Jahren mit Eislaufen angefangen hat, trägt sie einen Zwiespalt in sich. Zum einen fühlt sie sich abgestoßen aber gleichzeitig von der Weiblichkeit angezogen. Obwohl Tillie es damals noch nicht benennen konnte, war ihr früh klar, dass sie lesbisch ist. Sie nimmt den harten Trainingsplan in Kauf und obwohl ihre Eltern nur selten mit zu Wettbewerben kamen. In der Schule wurde sie gemobbt und spricht auch eine Situation an, die weit über Mobbing hinausgeht. Ihr Alltag wird nicht leichter mit dem Alter. So berichtet sie von der Übergriffigkeit anderer Mütter, sexueller Belästigung aber auch von ihrer ersten Liebe. Ihre Ängste und Nöte, die sie sich nie getraut hatte auszusprechen, können wir hier im Comic erleben. Wir begleiten sie auf ihrem harten Weg, um sich selbst zu finden und sich selbst zu bestimmen.
Das Eislaufen und ihr alltagsbestimmende Trainingsplan bilden den Grundtenor. So sind die Kapitel mit einzelnen Sprüngen und Figuren eingeleitet und was diese Tillie bedeutet haben. Für die Farben wurde hier kein hartes Schwarz-Weiß, sondern ein weicheres Lila-Weiß gewählt, zu dem einzelne gelbe Element kommen. Diese Farbwahl unterstreicht die Gefühlslage von Tillie.
Comics für Einsteiger
Pirouetten kann ich besonders jüngeren Lesern empfehlen, die noch dicht an den Geschehnissen von Tillies Jugend sind. Tillies Weg zur Selbstbestimmung kann für junge Leser eine Stärkung bedeuten. Die Panelführung ist sehr deutlich und die Geschichte wird in dem Comic abgeschlossen.
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Pirouetten
Autor und Zeichnungen: Tillie Walden
Übersetzung: Sven Scheer
Handlettering: Olav Korth
Klappenbroschur mit 400 Seiten
zweifarbig
ISBN 978-3-95640-161-9
Erschienen am 12.09.2018
bei Reprodukt
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Ja, eine solche Empfehlung würde ich auch aussprechen. Mich hat die Story nicht so richtig packen können, vermutlich weil ich von den Themen schon zu weit weg bin. Kann also voll unterschreiben, was du sagst.
Liebe Grüße,
Sandra