Nach Strich und Rahmen –
Politische Interventionen im Comic

Diese Essay-Sammlung von Jonas Engelmann beschäftigt sich mit einem breiten Feld an politischen Themen im Comic. In kurzen Kapiteln werden einzelne Themen behandelt, dabei startet es mit den Anschlägen vom 11. September, der jüdischen Perspektive in Comics, Krieg, Familie und weiteren spannenden Gebieten, die in Comics aufgegriffen wurden.

Schwere Themen in einem leichten Medium?

Ein großer Teil in dieser Sammlung scheint sich mit Familiendynamiken zu beschäftigen. Oft werden hier biografische oder teilbiografische Geschichten ausgewählt, über die berichtet wird. Einige der ausgewählten Comics kenne ich und kann Jonas in seiner Einschätzung nur zustimmen, andere landen schnell auf meiner Wunschliste. Einige wenige klingen zwar sehr spannen in der Machart, aber dennoch kann mich der Inhalt nicht abholen.

Wie „Im Schatten keiner Türme“ von Art Spiegelman beschrieben wird, klingt schon fast poetisch und wie in „Wir waren Charlie“ der Anschlag auf die Redaktion verarbeitet oder eben auch nicht thematisiert wird, ist unglaublich spannend. Das Kapitel „Jüdische Perspektiven im Comic“ könnte natürlich noch viel, viel länger sein und gleiches gilt für „Krieg im Comic“. Hier wurden sogar „Horror im Comic“ und die Ansätze für Horror-Comics aufgegriffen. Die Perspektiven, die auf Kriege geworfen wurden und wie sich die Verarbeitung solcher Erlebnisse verändert haben, ist ein wirklich spannendes Thema mit vielen großartigen Comics, dies sich hier auf meine Wunschliste geschlichen haben.

„Vaterland“ ist ein eigenes Kapitel gewidmet und schnell wird klar warum. Terrorismus und Familiengeschichte kommen hier zusammen und es wird mehr auf persönliche Perspektiven als auf geschichtliche Fakten eingegangen. Es folgen verschiedene Kapitel und Comics, die sich mit Familiendynamiken beschäftigen und häufig biografisch sind oder biografische Einflüsse haben. Spannend aufbereitet und wunschzettelfüllend werden einzelne Comics und ihre Besonderheiten in der Umsetzung aufgezeigt. Dabei wird herausgestellt, wie gut sich das Medium Comic für dieses Thema eignet.

Es wurde im Klappentext Feminismus versprochen und es gab in einem Kapitel einen weiblichen Blick auf die Comicgeschichte, denn sie waren immer aktiv, nur manchmal nicht unter ihren eigenen Namen. Die feministische Gegenbewegung in der Comix-Szene wurde behandelt und führte uns weiter in die Gegenwart. Insgesamt werden recht viele Werke von Frauen von Jonas Engelmann besprochen. Oft werden die hier behandelten Themen aus einer sehr persönlichen Perspektive aufgearbeitet. Vielleicht fällt es Frauen leichter, sich in dieser Art zu offenbaren und eventuell sind es wieder gesellschaftliche Mechanismen, die Männer davon abhalten.

Im Buddy Read mit Sandra Booknapping habe ich mich diesem Buch gewidmet. Im Comicklatsch Discord haben wir uns ebenfalls mit einigen Podcasthörenden ausgetauscht und interessante Diskussionen geführt (führen sie noch).