Frühjahrsputz-Bingo / Schachbrett-Bingo +Kurzrezensionen+
Kurzrezensionen zum Frühjahrsputz-Bingo Schachbrett-Edition
In meinem Frühjahrsputz-Bingo 2023 gibt es massig Horror, Science-Fiction und Fantasy, aber auch die traurige Realität. Ein paar der Comics hatten es bereits in den Podcast geschafft und wir werden uns sicher nochmal dazu austauschen, wenn ich sie gelesen habe. Drei der Comics stehen auf meiner 23 für 2023 Liste und ich freue mich, diese abstreichen zu können. Hier findet ihr nun ein kurzes Feedback zu den Comics aus dem Frühjahrsputz-Bingo 2023. Inzwischen sind diese Kurzrezensionen zu den Bingo Aktionen bei mir schon sowas wie eine Tradition.
Lovesickness
In diesem Manga sind verschiedene Kurzgeschichten von Junji Ito zusammengefasst. Die Ersten nenne ich jetzt mal Lovesickness-Zyklus. Diese spielen in einer japanischen Stadt, die häufig im Nebel liegt. Dort ist es Brauch, an Kreuzungen zu warten und den ersten Passanten um eine Weissagung zu bitten. Viele junge Schülerinnen nutzten dies, um sich Vorhersagen zu ihrem Liebesleben machen zu lassen. Kurz nachdem ein Junge in diese Stadt zurückgekehrt ist, kommt es zu Selbstmorden. Angeblich hat allen ein besonders hübscher Junge eine düstere Vorhersage gemacht.
Die Lovesickness-Geschichten schaukeln sich immer mehr auf, werden grausamer, trauriger und blutiger. Es ist wirklich spannend, dieser Kurzgeschichtenreihe zu folgen und die zunehmend blutigen Bilder zu genießen. Auch der ständige Dunstschleier über der Stadt wirkt in den Bildern großartig. Es folgen einzelne Geschichten und noch eine kurze Serie über Geschwister. Diese ist ebenfalls eher unappetitlich, aber deutlich weniger blutig oder ernst. Sie bietet sozusagen noch ein wenig Entspannung zum Abschluss. Im Übrigen tauschen die Geschwister in der Anime Serie auf.
Negalyod 1
Eine Welt zwischen Hi-Tech und Low-Tech, der Stadt am Erdboden und der Oberstadt. Wüste, Cowboys (oder Dinoboys?), ewige Weiten und Dinosaurier. Ein mehr als beeindruckender Weltenbau erwartet euch in Negalyod. Jarris Dino-Herde wurde durch die Leute aus der Oberstadt getötet und er will Rache für sein jahrhundertealtes Erbe. Die Arbeiter am Boden planen auch eine Rebellion, um das alles verwaltende Netz zu Fall zu bringen. Es ist für alles verantwortlich, auch die Wasserrationierung, unter der alle leiden. Als Jarris für seine Rache in die Stadt kommt, muss er schnell lernen, dass das Leben dort völlig anders ist, als in den Weiten der Wüste. Mehr ist von der Welt nicht mehr geblieben, früher gab es Ozeane, Flüsse, doch nun fast nur noch Dürre.
Jarris hat ebenfalls die Hoffnung, seine Mutter zu finden. Sie war Soldatin und desertiert. Doch als er Teenager war, wurde sie gefunden und zurückgeholt. Ihr merkt schon, hier kommen viele spannende Elemente zusammen, schwebende Städte und der Klassenkampf sind nur zwei davon. Die Kunst von Vincent Perriot ist, dass er alle Elemente miteinander verschmelzen lässt und es wirklich großartig funktioniert. Dieser Science-Fiction-Dino-Western hat Elemente von, ja was eigentlich? Steampunk ist es nicht, denn es gibt kein Dampfantrieb, doch statt Schweißnähten sind Element mit Seilen verbunden, z. B. Segel aus Stoff, die Luftschiffe nutzen. Gibt es eigentlich einen Ausdruck für diese Stilrichtung? Am Ende ist Negalyod eine epische Geschichte mit fantastischen Bildern und ich lese nur Band 2 nur deshalb nicht direkt hinterher, weil ich es nicht „verbrennen“ will.
Geiger
In einer nahen Zukunft sind Atombomben auf die USA niedergegangen. Die Überlebenden haben eine Mad-Max-artige Gesellschaft. Es gibt noch ehemalige Regierungsmitglieder und verschiedene Gruppierungen in Las Vegas. Der König von „Camelot“ ist eines der Oberhäupter und er wird mit dem „glowing Man“ noch seine Probleme haben. Geiger hat die Atombombe überlebt, doch wie, ist unklar. Sie hat ihn allerdings verändert. Brutales Endzeitszenario, aber mit viel Herz.
Geiger hat mich tatsächlich überrascht. Erwartet hatte ich eine Art Superheld in der Endzeit, aber bekommen habe ich Action und Herz. Die Geschichte von Geiger wird durch eine dritte Person erzählt. Zu Beginn jeden Kapitels werden wir an das Lagerfeuer zurückkehren, an dem von der wahren Legende um Geiger erzählt wird. Die Leute fürchteten sich in der Gegend um Boulder City, denn dort wurde nachts immer wieder ein leuchtender Mann gesehen. Tariq Geiger ist ein Familienmensch und er kann sich auch ohne Schutzanzug in der verseuchten Welt bewegen. Dies und sein atomares Strahlen reicht oft schon, um andere einzuschüchtern.
Once & Future #7-12
Sie ist eine knallharte Oma, sie hat eine Kettensäge und sie wird sie nutzen. Ja, ihr Enkel ist auch nicht so schlecht, doch er muss sich immer noch in seine Rolle finden. Das klappt allerdings zunehmend besser. In dieser Storyline wird keine Geschichte zum Leben erweckt, sondern ein Gedicht. Ein großer Nachteil, denn unsere liebste Oma (uns die liebste neben Madeleine aus Niemals. Allerdings könnten sie sich gut verstehen) kennt sich leider nicht so gut mit Gedichten aus.
Es wird wieder kämpferisch, mit einigen Anteilen an Geschichtsunterricht und Literaturkunde. Im späteren Verlauf dürft ihr eine Menge Blut erwarten und eine kleine Hot Fuzz Referenz. Bis jetzt ist bei Once & Future die Luft noch nicht raus und das ist gut so, denn ich habe noch weitere 18 Hefte hier liegen, die gelesen werden wollen.
The Winchester Mystery House #1-3
Sarah Winchester ist die Witwe des Mannes, der wohl vor allem für seine Waffe in Erinnerung geblieben ist. Hochgebildet kehrt sie nach einigen Reise nach Kalifornien zurück und beginnt dort mit dem stetigen Aus- und Umbau eines Hauses. Es wird gemunkelt, dass die vielen Geister sie verfolgen, die durch das Winchester-Gewehr gestorben sind.
Nur drei kurze Hefte und schon war das Winchester Mystery House auch schon wieder vorbei. In Kürze wird hier die Hintergrundgeschichte von Sarah Winchester erzählt und grob, was es mit dem Haus auf sich hat. In der Kürze der Zeit wird aber gerade erst an der Oberfläche gekratzt und die Grundlage für weitere Handlung geschaffen. Potenzial hat diese Serie und die Zeichnungen gefallen mir sehr gut. Allerdings hätte ich vermutlich nicht so viel verstanden, wenn ich nicht den Film „Winchester – Das Haus der Verdammten“ mit Helen Mirren kennen würde. Ich bin gespannt, ob Source Pint Press die Reihe fortführen wird. Vor allem, weil sich das Label in den letzten Monaten gemausert hat und gewachsen ist.
Fukushima
Wie sachlich kann schon ein Bericht sein, in dem Menschen in den Tod geschickt werden müssen? Ja, Fukushima ist wortwörtlich die Chronik der Katastrophe im Atomkraftwerk nach Erdbeben und Tsunami, doch aus der Perspektive des Leiters des Kraftwerkes schwingen Gefühle und Schicksale mit. Wut, Verzweiflung und Trauer gehören zu dieser Geschichte genauso, wie die Fakten.
Die Fakten sind allerdings nicht so leicht zu fassen. Es gab massig Ermittlungen und etliche Berichte über die Geschehnisse in Fukushima. Bernard Galic konnte natürlich nicht alle Fassungen abbilden und doch hat er versucht, einen möglichst wahrheitsgetreuen Bericht darzulegen. Das Gedächtnis und die Erinnerungen der Beteiligten weichen ab, das ist ganz natürlich. Roger Vidal hat hier ganz hervorragende Arbeit in der Darstellung geleistet und ebenfalls Sachlichkeit mit Emotionen verbunden. Ein beeindruckendes Werk, das auch bei mir einige Emotionen ausgelöst hat.
Ein Kühlschrank voller Köpfe
Zu einem Comic von Bernard Galic durfte ich für den ComicTalk bereits eine Review machen und nun würfel ich als nächstes Rio Youers zu dessen King-Comicadaption ich ebenfalls schon eine Review gemacht habe? Bei der Auswahl der Comics waren mir die beiden Namen noch gar nicht aufgefallen und jetzt springen sie mich an. Youers hat die Geschichte vom Korb voller Köpfe aufgegriffen, weitergesponnen und ein bisschen Der weiße Hai addiert.
Es gibt einen untoten Hai! Damit ist für mich eigentlich schon alles Wichtige gesagt. Dazu gab es noch ordentlich Blut, Witz und 80s Feeling. Kurzweilige blutverschmierte Unterhaltung, Survivor Girls, magische Artefakte, die einen Background-Story erhalten und eine gute Portion Humor. Das ist einfach genau mein Ding, mein Fall von leichter Sommerlektüre.
Step by bloody Step
So ein Mist, da ist wohl Heft 2 bei den Corona-Lieferproblemen nicht angekommen und ich habe nicht dran gedacht, es nachzuordern. Heft eins war unheimlich packend und wunderschön gezeichnet. Das kleine Mädchen, das fröhlich spielt, während ihr riesiger Beschützer ständig auf Leben und Tod kämpft, ist ein beeindruckender Kontrast. Ich bin sehr gespannt, ob das Mädchen wohl besondere Kräfte hat und was diese zu bedeuten haben.
Wie gut, wie episch, wie gefühlvoll kann ein Comic ohne Worte sein? Step by bloody Step: JA! An vielen dieser unglaublichen Bilder habe ich regelrecht geklebt. Es bedarf keiner Worte, um eine Welt aufzubauen oder mit Tränen in die Augen zu treiben. Ich wurde von der Geschichte mitgerissen und bin ganz hingerissen. Unglaublich, was nicht nur in dem Mädchen steckt, sondern auch in dem Riesen, der mir immer mehr an Herz gewachsen ist.
Psycho Investigator 2
Als Folge der Geschehnisse im ersten Band darf Dr. Radius nicht praktizieren. Mit ein bisschen Erpressung muss er nun dennoch einen Mann unterstützen, sein Gedächtnis wiederzuerlangen. Wenn es nach seinem Sohn geht, würde es auch schon ausreichen, die Information über den Schatz, den sein hundertjähriger Vater bisher gehütet hat, wiederzuerlangen. Als Dr. Radius in das Gedächtnis des Hundertjährigen eindringt, findet er dort eine bisher ihm unbekannte Gedächtnisblockade vor.
Diesmal ist es weniger eine kriminalistische Ermittlung und viel mehr Familienangelegenheiten, in denen sich Dr. Radius verstrickt. Es ist also nochmals anders als „Psycho Investigator 1“ und „Im Kopf von Sherlock Holmes“ und doch werden hier die Entwicklung der Bilder und der Kreativität zwischen den beiden Werken deutlich. Neue Elemente finden Einfluss in die erzählenden Bilder, doch die Verknüpfung ist noch nicht so stark, wie im nächsten Werk. Die Geschichte ist interessant und wird umso spannender, je tiefer wir in die Erinnerungen des Patienten vordringen.