Die Judenbuche adaptiert von Claudia Ahlering & Julian Voloj +Rezension+

Die Judenbuche

Die Judenbuche
nach Annette von Droste-Hülshoff

Julian Voloj ist Literaturwissenschaftler und beschäftigt sich mit jüdischer Kulturgeschichte. Er hat zuletzt die Geschichte von Superman-Schöpfer Joe Shuster als Graphic Novell umgesetzt. Die Judenbuche von Anette von Droste-Hülshoff ist ein literarischer Klassiker. Milieustudie, Mord und Antisemitismus bilden den Grund der Novelle. Für diese Adaption wurde entschieden, dass die bewussten Irreführungen und offene Fragen der Novelle, nicht in dem Umfang einfließen sollen, sondern eine eher gradlinige Interpretation der Geschehnisse erzählt werden soll. Dies vorab als Hinweis für alle Liebhaber der Novelle.

Ab von Recht und Ordnung

Die Geschichte beginnt mit einem Mord. Wie es zu dem Mord gekommen ist, beginnt 21 Jahre zuvor. Im fiktiven Dorf B. gilt das „Recht der öffentlichen Meinung, der Gewohnheit und der durch Vernachlässigung entstandenen Verjährung“. 1767 heiraten Magareth und Hermann, aus dieser unglücklichen Ehe geht Friedrich hervor. Bei einem Streit seiner Eltern wird er im Alter von drei Jahren von seinem betrunkenen Vater am Hals verletzt.

In der Gegend des Dorfes B. gehören Wild und Wald dem Gutsherren, dennoch holen sich die Bewohner nachts was sie wollen, ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit. Friedrich lernt keine Rechtschaffenheit in diesem Umfeld und von seiner Mutter hört er bereits in jungen Jahren, dass „die Juden den Herrgott ermordet haben“. In der darauf folgenden Nacht träumt Friedrich, dass er von Teufeln geholt wird. Als er erwacht, kommen Leute, um ihn und seiner Mutter zu sagen, dass sein Vater in der Nacht erfroren ist.

Kurz nach dem Tod seines Vaters wird Friedrich von seinem Onkel Simon sozusagen adoptiert, der für ihn eigentlich ein Fremder ist. Friedrich gilt als verschroben. Er achtet auf sein Äußeres, ist mehr Schein als Sein. Dabei fehlt ihm das Geld. Als ihm ein jüdischer Gläubiger vor auf einer Feier zur Rede stellt, sind die Leute nicht grade auf der Seite des Gläubigers. Der Antisemitismus wird dort offen gelebt. Die Geschichte schließt 28 Jahre nach dem Mord.

Sepia

Claudia Ahlering hat sich für die grafische Umsetzung an Zeichnungen aus der Zeit gehalten. Dadurch ist es nicht ganz verwunderlich, dass bei einem Blick auf die Bilder schnell eine Verknüpfung mit der Umsetzung zu Gift entsteht. Beide Geschichten spielen etwa zur gleichen Zeit und auch Gift wurde in einem zeitgenössischen Stil umgesetzt. In Die Judenbuche wurden aber die Farben in Sepia gehalten. Alles wirkt gealtert, dabei werden aquarellige Hintergründe mit harter Linienführung kombiniert. Genau wie die Zustände im Dorf B., wirken die Zeichnungen teilweise „schmutzig“. Die düstere Stimmung spiegelt sich in den Bildern wider, trotzdem gibt es verspielte Elemente. Zur Einleitung neuer Zeitabschnitte wurden Splashpages gewählt, in denen sich die Zeitangabe manchmal ein wenig versteckt einfügt.

Die Umsetzung des Comics hat mir gut gefallen. Der Erzählstil ist ruhig und wenig aufgeregt, auch wenn vieles passiert. Es fühlt sich nicht gehetzt an und auch durch die Zeitsprünge wird gut geführt. Leider kann ich nicht beurteilen, ob die Novelle von Anette von Droste-Hülshoff gut oder schlecht adaptiert wurde, aber durch die zwölf Seiten im Anhang wird mehr als klar, dass diese Adaption nicht unüberlegt war. Als Kriminalgeschichte und Milieustudie funktioniert auch dieser Comic, er ist unterhaltend und der Handlung leicht zu folgen. Die Bilder sind absolut stimmig für die Zeit der Geschichte, sodass sich ein harmonisches Gesamtbild ergibt.

Die Judenbuche könnte dir gefallen, wenn du...
  • dich für die Novelle von Anette von Droste-Hülshoff interessierst.
  • historische Gegebenheiten magst.
  • gerne Milieustudien verfolgst.

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Die Judenbuche, Knesebeck VerlagDie Judenbuche

Autor: Julian Voloj
Zeichnerin: Claudia Ahlering
Hardcover mit 136 Seiten
ISBN: 978-3-86873-934-3
Erschienen am: 29.01.2019
beim Kenesebeck Verlag (Leseprobe)

Der Comic wurde von mir selbst erworben. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst.

Die Judenbuche wurde ebenfalls besprochen in unserem Podcast 3 Frauen. n Comics. Der Comicklatsch Folge 14.

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4 Antworten

  1. Michael Kleu sagt:

    Da würde mich beides interessieren, sowohl Literaturvorlage als auch Comicadaption.

    Das Buch ist ein Klassiker, klar. Das Comic macht in Deiner Präsentation aber auch einen richtig guten Eindruck.

  2. Pink Anemone sagt:

    Hallöchen,
    ich habe ja vor einiger Zeit den Klassiker gelesen und wurde da schon auf die Comic-Adaption aufmerksam. Nun lese ich Deine Rezension und sehe die Bilder dazu und einmal mehr möchte ich diese Adaption haben.
    Was bedeutet das nun? Eh klar – es kommt auf meine WL *g*
    Vielen Dank für die Rezension
    Liebe Grüße aus dem regnerischen Wien (irgendwann ersaufen wir hier)
    Conny

    • NadelNerd sagt:

      Hallo Conny,
      wieder jemanden angefixet. Ausgezeichnet.
      Du kannst uns gerne ein bisschen Regen abgeben. Schon merkwürdig, dass es in Wien Bremer Wetter gibt. Hier ist es momentan überraschend trocken.
      LG
      Ariane

  1. 14. März 2020

    […] des Comics eingegangen. Diese können nicht nur in historischer Form gegen das Vergessen eintreten. Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff hat sich bereits 1842 mit dem Antisemitismus beschäftigt. Julian […]

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