Deep Me

Stimmen, Dunkelheit und die eigenen Gedanken, dies ist alles, was Adam wahrnehmen kann. Er hat keine Möglichkeit, sich mitzuteilen und versucht herauszufinden, was los ist und wie er in diese Lage gekommen ist. Arzt, Krankenschwester, Polizist und Ehefrau scheinen sich an sein Bett zu begeben in den Phasen, die ihm bewusst sind.

Diese weit geöffneten Augen. Der starre Blick. Daran kann ich mich nicht gewöhnen.

Deep Me, Reprodukt, Seite 5

Poesie der Schwärze

Schwärze, das Cover ist schwarz, der Titel ist in Schwarz eingeprägt, selbst der Seitenschnitt ist schwarz. Auf den ersten Seiten beginnen sich langsam Schrift und Gutter in Grau gegen das Schwarz abzuzeichnen, sie werden weiß und langsam verblasst wieder alles in die Schwärze. Adam versucht, sich einen Reim auf die von ihm wahrgenommenen Sachen zu machen. Er scheint in einer Art Wachkoma zu liegen und dies durch einen Unfall. Während er nur hört, sehen wir verschiedenen Sprechblasen mit unterschiedlichem Lettering, dazu seine Gedanken auf die Dunkelheit geschrieben.

Marc-Antoine Mathieu spielt mit der Abwesenheit von Licht, dem Ein- und Ausblenden der Wachphasen, Erinnerungen an Gespräche und macht es uns durch seine Wahl in Bezug auf die Darstellung von Sprache, leicht, Personen zu unterscheiden, selbst, wenn wir sie nicht sehen. Gefühle, Ängste und Zweifel werden in diesem Comic aufgearbeitet, in den sich langsam helle Punkte einschleichen. Gespräche und Gedanken prägen ein Großteil des Comics, doch langsam kommt Licht ins Dunkel.

Der Ausgang der Geschichte hat mich wirklich überrascht. Immer wieder habe ich wie Adam versucht, die Puzzleteile, zusammenzusetzen und Mutmaßungen anzustellen, wie er in seinen komatösen Zustand geraten konnte. Der gesamte Comic wird aus Adams Blickwinkel erzählt, weshalb wir nicht mehr wissen, als unser gesichtsloser Protagonist. Eine spannende Erzählweise, die hier gewählt und grandios umgesetzt wurde. Deep Me hat mich alles miterleben lassen und mich vor dieselben Rätsel gestellt, die auch Adam zu lösen versuchte. Zusammen tappten wir wortwörtlich im Dunkeln.

Deep Me ist ein wirklich beeindruckendes Werk, mit nur wenigen Bildern funktioniert die Geschichte hervorragend.