Carbon & Silizium +Rezension+

Carbon & Silizium

Noriko will eine starke KI schaffen, eine wirklich denkende und selbstständig handelnde Entität. Sie schafft zwei Androiden, die sich eine KI teilen. Sie sind bereits am Leben, bevor sie angeschaltet werden und einen Körper erhalten. Sie lernen, haben Emotionen, Humor und doch selbstständig sind sie nicht. Noriko hat durchaus leibliche Kinder, doch auch Carbon und Silizium sind für sie ihre Kinder.

Selbstständig handeln und selbstständig sein

Als Carbon und Silizium geschaffen wurden, sollten sie selbstständig handeln können, doch dies bedeutet nicht, dass sie selbstständig sein dürfen. Durch Kabel an einen Großrechner, ihr Gehirn, angebunden, sind es die Aktionäre, die über ihren Körper erscheinen. Schnell ist entschieden, ihnen einen weiblichen und einen männlichen Körper zu geben. Die Aktionäre lassen sich noch reinreden, dass einer schwarz sein soll, doch in den Rest lässt sich die Männerriege nicht reinreden. Carbon erinnert am Ende an eine Real Doll und bei Silizium scheint der Penisneid die Entscheidungen beeinflusst zu haben. Ja, ihr versteht richtig, es wurden selbst die Geschlechtsorgane durch die Aktionäre ausgewählt.

Neben unserer physischen Welt gibt es noch eine Welt, in die sich Carbon und Silizium zurückziehen können und diese ist unglaublich schön und beeindruckend. Die ersten Panels, die ersten Momente ihres Bewusstseins, werden in ihrer Welt gezeigt. Etwa das erste Drittel wird sich aktiv mit den beiden als zwei Individuen auseinandersetzen, danach werden wir zunehmend etwas über die Entwicklung der Menschheit erfahren. Diese ca. 270 Seiten werden emotional, teilweise sehr tiefgründig und auf den letzten Seiten, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Die Optik und die Erzählweise von Mathieu Bablet haben mich erneut beeindruckt. Manche Abschnitte sind schneller erzählt, andere haben ein langsameres Tempo, aber nie wird es langweilig auf dieser Reise. Dabei geht es hier keinesfalls um einen Konflikt zwischen Mensch und Maschine, in gewisser Weise tun dies Carbon und Stil schon zu Beginn scherzhaft ab. Auch werden wir hier keine Robotik mit asimov’schen Gesetzen erfahren, diese zwei Intelligenzen sind einzigartig.

Ich vermute Bablet mag es nicht, Füße zu zeichnen, die Personen in dem Comic werden in Detailausschnitten durchaus welche haben und selbst das Schuhwerk ist detailliert, doch in einer Totalen fallen diese oft weg. Schon in Shangri-La fielen die Füße eher klein aus und nun entfallen sie teilweise ganz. Diese Eigenart mag für einige etwas gewöhnungsbedürftig sein und vielleicht auch die Art, wie er Gesichter zeichnet, doch was mir zu Beginn noch ins Auge fiel, wird über die Seiten ganz natürlich.

Dieser Comic über zwei Individuen, ihre Entwicklung und ihre Umgebung ist einfach wundervoll. Er steckt volle Emotionen und findet einen wunderbaren Abschluss, der die Geschichte abrundet. Für mich ist ist dieses Comicschwergewicht einfach großartig und ein echtes Highlight.

Carbon & Silizium ist Science Fiction und künstliche Intelligenz, doch vor allem persönliche Entwicklung und Menschheitsgeschichte.

Carbon & Silizium ...

… ist eine fantastisch erzählte Geschichte.
… hat ein umwerfendes Artwork.
… ist fesselnd und emotional.

Carbon & Silizium

Szenario und Zeichnungen: Mathieu Bablet
Hardcover mit 272 Seiten
ISBN: 978-3-96792-395-7
Erschienen am: 25.01.2023
beim Splitter Verlag

Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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Carbon & Silizium
© Splitter Verlag

Carbon & Silizium wurde auch besprochen im Comicklatsch:
Staffel 2 Folge 6

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