Falsche Fährten +Rezension+
Falsche Fährten
Nach 15 Jahren in einer Western Show gekündigt. Frank hat sich mit seiner Figur Marshall Jake Johnson identifiziert und Wissen über die Szene angehäuft, die er seit Jahren nachspielt. Alles sollte so realistisch wie möglich sein, doch nun ist er arbeitslos und alleine. Eine Reise in den Wilden Westen, ins Death Valley, soll ihn auf andere Gedanken bringen. Wären da nicht die anderen Leute in der Reisegruppe.
Die Historie ist ’ne ernste Sache. Eine Gesamthaut an präzisen Daten, Details und Ereignissen!
Frank, avant-verlag, Falsche Fährten
Willkommen in Amerikas Bratpfanne
Frank war immer bemüht, dass alles historisch korrekt in der Wild-West-Show ist, doch jetzt ist er nach 15 Jahren arbeitslos. Geistig verwirrt, sagen seine Kollegen, er hätte Probleme Realität und Fantasie zu trennen. Er beschließt, eine Reise zu machen, im klimatisierten Bus ins Death Valley, den Grand Canyon. Kurz, es geht in die Wüste. Die Reisegruppe spaltet sich schnell in zwei Lager, Frank findet Anschluss bei einem Miesepeter und die anderen der Gruppe romantisieren die Wüste und Native Americans. Daraus erwächst so langsam ein handfester Konflikt.
Die Reisegruppe ist eine bunte Mischung und gleichzeitig spielt Duhamel mit diesen. Besonders angenehm fällt hier keiner auf, auch nicht Frank. Die Reiseleiterin ist mehr als beschäftigt, ihre Gruppe bei Laune zu halten. Fast bei jeder Gelegenheit entsteht eine Diskussion und beinahe vergesse ich, wie die Reisenden auf die wundervollen Naturwunder zu schauen, die hier in Szene gesetzt werden. Der Comic wird größtenteils von den Interaktionen getragen, die auf kleinen Panels stattfinden, doch zwischendurch gibt es großartige Landschaften und Szenarien zu sehen. Ganz nebenbei wird auch der Himmel immer wieder toll mit Lichtstimmungen und auch Wolken gestaltet, wodurch in anderen Panels ein wolkenloses Brennen der Sonne in der Wüste seinen Effekt erzielt.
Die Geschichte nimmt eine überraschende Wende, weshalb ich nicht zu viel erzählen möchte, doch spielt Duhamel mit dem angestaubten Western-Bild in meinem Kopf. Ich bin mir nicht sicher, ob Western-Fans sich in diesem Comic wiederfinden, doch ich als Eher-nicht-Western-Leserin habe ihn genossen. Schon in Niemals hatte Bruno Duhamel eine eigenwillige Protagonistin geschaffen und auch Frank ist eigenwillig und starrköpfig, allerdings nicht zwingend sympathisch.
Querverweis zu „Das Komplott“: Frank legt da, dass eine Rede aus einem Western historisch nicht korrekt ist. Der Drehbuchautor hat sie inspiriert von einer anderen Rede geschrieben. Ihm wird entgegengestellt, dass es „Egal [ist] ob wahr oder falsch, die Rede ist „richtig“!“. Ironischerweise wird bezüglich der Protokolle genau so argumentiert.
Falsche Fährten ist amüsant und ernst zugleich, dabei unheimlich spannend, mit guter Unterhaltung und Frank liefert immer wieder Fakten zur Geschichte der USA.
… ist eine Art Selbstfindungstrip mit Western-Elementen.
… zeigt die Natur von ihrer schönsten, aber auch brutalsten Seite.
… sorgt mit der Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit für unterhaltsame Abwechslung.
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Falsche Fährten
Szenario und Zeichnungen: Bruno Duhamel
Hardcover mit 80 Seiten
ISBN: 978-3-96445-069-2
Erschienen im Juni 2022
beim avant-verlag
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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