Ducks – Zwei Jahre in den Ölsanden +Rezension+
Ducks – Zwei Jahre in den Ölsanden
Die Höhe eines Studienkredites kann in Kanada schier erdrückend sein. So beschloss Kate Beaton nach dem Abschluss diesen durch einen möglichst lukrativen Job schnell abzuzahlen und begab sich, wie schon viele Menschen vor ihr, aus Nova Soctia nach Alberta in die Ölsande. Was sie in dieser Zeit erlebt hat, hält sie in diesem Comic fest.
Entlegene Arbeitsplätze
Katie zieht in Alberta in ein kleines Apartment und jobbt als Kellnerin. Als sie bei Syncrude beginnt, in 12-Stunden-Schichten zu arbeiten, kellnert sie nur noch an den freien Tagen. Es fällt ihr schwer, sich an den Schichtwechsel zu gewöhnen und dass die wenigen Frauen vor Ort so viel Aufmerksamkeit von den Männern bekommen ist belastend. Die Arbeit in der Werkzeugbutze hat sie dagegen schnell raus und doch ist es immer wieder seltsam, mitten in den riesigen Industrieanlagen Wildtiere zu sehen.
Obwohl sie ganz gut verdient, kann sie sich nicht leisten, Thanksgiving oder Weihnachten nach Hause zu fliegen. Nach einer Versetzung innerhalb der Anlage muss Kate nun bei -20 Grad nachts auf ein Chemieklo. Nicht, dass es in dem Container wärmer wäre und doch, mitten in einer ihrer schlimmsten Nächte, überraschen sie die Polarlichter und sie sind rührend schön. In den einzelnen Betrieben, bzw. in den Bereichen dort, scheint die Heimatverbundenheit sehr groß. Es gibt Cliquen aus Neufundland und Nova Scotia, diese Leute sind es, die dir einen besseren Job verschaffen können.
Einsamkeit und die Natur
So verschlägt es Katie in ein anderes Camp. Unterkunft und Essen werden gestellt, doch in den Baracken gibt es nicht viel Komfort, dazu ist sie in einer alleine mit über 10 Männern untergebracht. Schnell ist sie als Objekt abgewertet, das Verhalten ist sehr übergriffig, doch das Geld ist gut und der Highway zu den Raffinerien ist bekannt für die vielen tödlichen Unfälle. Die Leute sind doch abgeschieden und eingesperrt, wie in einem Gefängnis. Sie tun Dinge, die sie zu Hause nicht tun würden, dazu gehören auch die Übergriffe und für Katie kommt es zum Äußersten.
Sie erzählt niemanden davon und als ihr versehentlich etwas rausrutscht, beginnt sofort das Victim Blaming. Zwar findet sie auch Freunde, doch erst das Eintreffen ihrer Schwester und einer Freundin erleichtern ihr den Aufenthalt. Insgesamt ist die Last jedoch zu hoch. Sie arbeitet ein Jahr in Victoria, lebt in einer schäbigen Unterkunft und kann das Darlehen nicht weiter abbezahlen. So führt sie der Weg zurück in die Ölsande. Dort trifft sie auf alte Bekannte und Konflikte.
Ihr war klar, dass die Arbeit auf die Lungen schlägt, doch es gibt immer mehr Erkrankte. Dann landen Enten in ein Absetzbecken und zum ersten Mal rückt der Naturschutz in den Fokus. Doch im Mittelpunkt stehen die Arbeitsbedingungen, die Einpferchung und die Entmenschlichung der Arbeitskräfte. Ihre Erlebnisse, insbesondere als Frau, stellt sie hier eindrücklich dar. Es schwingt Kritik an den Konzernen mit und am System. Doch vor allem zeigt sie auf, wie anders die Leute unter diesen Arbeitsbedingungen sind.
Ducks ist eine eindringliche und bedrückende Erzählung mit einigen schönen Momenten, die die Erlebnisse in den Ölsanden reflektiert.
… berichtet über die Arbeitsbedingungen in den Ölsanden.
… zeigt, wie sehr Menschen sich in Isolation und Einsamkeit verändern können.
… schenkt auch den Folgen der Ölgewinnung gegen Ende ein wenig Aufmerksamkeit.
Harte Kost und viel zu lesen. Im Podcast haben wir uns gefragt, ob dies ein Comic für Einsteiger ist. Die Leserichtung ist leicht zu erkennen. Bild und Text harmonieren miteinander, doch es kommt viel auf euch zu. Den Comic lest ihr vermutlich nicht am Stück, wegen des Umfangs und wegen der Schwere der Themen. Es ist hart, es ist unschön, es könnte euch triggern, doch Ducks ist absolut lesenswert.
Ducks – Zwei Jahre in den Ölsanden
Szenario und Zeichnungen: Kate Beaton
Hardcover mit 448 Seiten
ISBN: 978-3-95640-383-5
Erschienen am: 13.06.2023
bei Zwerchfell / Reprodukt
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Hört auch in die Staffel 2 Folge 10 vom Comicklatsch rein. Dort berichte ich ebenfalls über den Comic.
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