Van Gogh +Rezension+
Van Gogh – Fragmente eines Lebens in Bildern
In einzelnen kurze Episoden wird ein Abschnitt aus Vincent van Goghs Leben in Bildern beschrieben und dazu einer seiner vielen Briefe, die als Inspiration zu der grafischen Darstellung dienten, abgedruckt. Danijel Žeželj (Rotkäppchen, Niemand außer dir) bleibt bei seinen bildlichen Interpretation seinem eigenen unverkennbaren Stil treu und gibt dem Geschehen mitunter einen mystischen Touch.
Die Traurigkeit wird ewig dauern.
Van Gogh – Fragmente eines Lebens in Bildern, Insektenhaus-Verlag
Bilder und Briefe
Die kurzen wortlosen Bildsegmente fühlen sich manchmal wie eine lose Interpretation der Briefe an, die als Inspiration dienten. Doch je weiter uns der Comic trägt, desto stärker fühlt sich die Verknüpfung an, die sich immer mehr auf die emotionale Ebene des Malers bezieht. In einem Brief von 1885 beginnt der frühere Kunsthändler und gescheiterte Missionar Vincent van Gogh mit einem intensiven Austausch zur Farblehre mit seinem Bruder.
In den Bildern, wie in den Briefen, wird der Weg in das künstlerische Schaffen von van Gogh immer deutlicher. So spricht er von der Wahrhaftigkeit in den Gesichtern von Bäuerinnen und Huren. Während die Interpretation zu diesem Brief einen Konflikt mit einem seiner Modelle zeigt, die es gewohnt zu sein scheint, sich selbst verteidigen zu müssen. Es ist spürbar, wie das Leben für van Gogh zunehmend schwieriger wird, während sein Schaffen Höhepunkte erreicht und sich Kringel und Schleifen in den Bildern wiederfinden. Den schärfsten Kontrast bietet aber wohl die Episode mit dem abgeschnittenen Ohr, in dem Vincent seinem Bruder Theo schreibt, er wäre in „absoluter Gelassenheit“.
Große Seiten und dickes Papier lassen viel Raum für die Kunst von Žeželj, der darstellt, wie Vincent van Gogh immer weiter in die Malerei abtaucht und versinkt. Dabei verlässt er sich völlig auf seinen eigenen Stil und versucht nicht, den des Malers aufzugreifen. Nur selten sind die Leinwände zu sehen und wenn, dann ist nur eine Andeutung von van Goghs Stil in der Interpretation von Žeželj zusehen.
Es ist eine absolute Stärke von Danijel Žeželj, Emotionen durch seine Bilder zu transportieren und so scheinen wir hier in eine Gefühlswelt des Malers abzutauchen. Ob von der Theologie, dem Leben in Armut oder der angeschlagenen Gesundheit berichtet wird. Trauer und Frustration, in den Bildern wird deutlich, was van Gogh zu diesem Zeitpunkt bewegt hat. Im Anhang finden sich Informationen zu den einzelnen Lebensabschnitten des Malers, die in diesem Werk aufgegriffen wurden. Die Briefe, die die Grundlage bilden, sind öffentlich zugänglich und können auf vangoghletters.org nachgelesen werden.
Van Gogh – Fragmente eines Lebens in Bildern bietet einen Einblick in die Entwicklung des Malers und vor allem in seine Gefühlswelt.
… erzählt in kurzen Segmenten aus dem Leben des Malers.
… zeigt wortlosen Interpretationen seiner Lebensumstände.
… wird durch die intensiven Bilder von Žeželj unteremauert.
Van Gogh – Fragmente eines Lebens in Bildern verbindet Briefe und Bilder zu einem Ganzen. Vielleicht werden Comic-Einsteiger es nicht ganz leicht haben, in die Bilder von Danijel Žeželj zu finden, doch da es hier um das Leben eines berühmten Malers geht, denke ich, dass Kunstinteressierte durchaus Zugang zu seinen Bildern bekommen werden.
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Van Gogh – Fragmente eines Lebens in Bildern
Szenario: Vincent van Gogh / Danijel Žeželj
Zeichnungen: Danijel Žeželj
Hardcover mit 152 Seiten
ISBN: 9783948800222
Erschienen am: 30.04.2020
beim Insektenhaus-Verlag
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.