Mein Freund Dahmer +Rezension+

Mein Freund Dahmer

Über die Jahre sind die Geschichten von Derf gewachsen. Als er von den Taten Dahmers hörte, schrieb er seine Erinnerungen an den alten Schulfreund nieder. Diese Notizen wurden immer mehr und es folgten Interviews mit Mitschülern und Lehrern sowie Recherchen. Mit dem einst erschienenen Comicheft hat diese Graphic Novel zwar noch einiges gemeinsam, doch ist sie umfassender und die Zeichnungen sind ebenfalls überarbeitet.

Ich kannte mal einen Serienkiller

Derf Backderf erzählt viel über die Entstehung und Überarbeitung des Comics im Vorwort. Es scheint, als wäre es seine Art, damit umzugehen, dass er einst einen Serienkiller kannte. Die Geschichte berichtet damit zwar über Jeffrey Dahmer, doch es geht hier vor allem über den Blickwinkel von Derf und den Erlebnissen von ihm und seinen Freunden mit Jeff. Sie waren sowas wie Freunde, Jeff gehörte zwar nie so richtig dazu, doch war Derfs Freundeskreis das, was für Jeff Freunden am nächsten kam.

Das ist eigentlich schon ein bisschen traurig, denn sie stellten so ihre Späße mit ihm an. Er war dabei mehr Protagonist als Opfer und er war nicht mal der seltsamste Schüler an ihrer High School. Sie bemerkten, dass etwas nicht mit ihm stimmte und vielleicht hielten sie ihn deshalb immer auf Abstand, doch sie konnten es nicht einordnen und einen anderen verpfeifen an die Erwachsenen ging natürlich gar nicht. Irgendwann war es so offensichtlich, dass Jeff angefangen hat, zu trinken. Er war ständig alkoholisiert in der Schule, trotzdem reagierte kein Erwachsener. Weder Lehrer noch Eltern.

Derf berichtet darüber, wie ähnlich sich sein und Dahmers Leben waren. Beide lebten in derselben Kleinstadt, gingen auf dieselbe Schule, die Väter waren sich sehr ähnlich und beide Chemiker, trotzdem verlief ihr Leben völlig unterschiedlich. Zum Teil sicherlich, weil Dahmers Eltern ihn nicht wahrnahmen, da sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt waren. Derf nennt im Nachwort das Buch von Dahmers Vater ein Zeugnis davon, was er alles nicht über seinen Sohn wusste.

Auf Klassenfahrt erlebte Jeff das erste Mal so etwas wie Normalität. Eine Woche mit den Klassenkameraden unterwegs trank er keinen Alkohol und seine positiven Seiten zeigten sich. Nur leider reichte es nicht, um die Muster zu durchbrechen, kaum zurück versank er wieder in seinen Problemen. Jeff war sowas wie ein Maskottchen für Derfs Freundeskreis. Sie hatten „Dahmerismen“, diese tauchten oft in seine alten Zeichnungen aus der Schule auf. Doch irgendwann hatte jeder sein Moment, in dem das Empfinden Dahmer gegenüber von seltsam zu gruselig wechselte und der Kontakt brach ab. Am Tag, als Derf sich auf zur Uni machte, tötete Dahmer sein erstes Opfer.

Wir erfahren hier viele Anekdoten, die Derf im Nachwort alle belegt. Teilweise abgesichert durch die Aussagen von Dahmer selbst. Die Gesichter sind kantig und mit klaren Linien gezeichnet. Manchmal wirken die Figuren wie Karikaturen, obwohl sie nicht (wirklich) überzeichnet sind. Die Verbindung zu Dahmer und die gemeinsamen Späße sind hier die zentrale Verbindung. Jeff war aber nicht der seltsamste Schüler aus Derfs Jahrgang. Als er davon erfuhr, dass er mit einem Massenmörder auf der Schule war, galt erst sein zweiter Gedanke Dahmer.

Mein Freund Dahmer ist eine sehr persönliche Sicht auf die Jugend des Serienkillers und doch vielmehr eine Biografie von Derf.

Mein Freund Dahmer ...

… zeigt, was Erwachsenen bei Kindern und Jugendlich oft entgeht.
… beschäftigt sich mit der Abwärtsspirale, in die Jeff geriet.
… fokussiert sich vor allem auf die Zeit vor den Morden.

Comics für Einsteiger
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Mein Freund Dahmer ist klar strukturiert und die Leserichtung ist leicht zu erkennen. Allerdings solltet ihr ein grobes Vorwissen zu Dahmer mitbringen, hier wird nur auf seine jungen Jahre eingegangen. Durch den Blickwinkel eines Schulkameraden erfahrt ihr etwas über die Jugend des künftigen Serienkillers und nur wenig über seine erste Tat.

Mein Freund Dahmer

Szenario und Zeichnungen: Derf Backderf
Hardcover mit 224 Seiten
ISBN: 978-3-98721-151-5
Erschienen am: 20.03.2024
beim Splitter Verlag

Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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