Mein Buchstabensalat und ich

Mein Buchstabensalat und ich

Mein Buchstabensalat und ich

Heute Morgen spielte ich Wordle. Ja, das gibt es noch. Ich kannte 4 von 5 Buchstaben und von zweien die Position. Auf ein Ergebnis kam ich nicht, hatte aber einen Ansatz. Ich tippte einen willkürlichen Buchstaben, die zwei bekannten und die anderen beiden an der von mir vermuteten Position. Da schaute mir mein Mann über die Schulter „Das Wort gibt es aber nicht“. Das war mir klar, aber ich konnte nun schnell das richtige Wort finden, indem ich nur noch den ersten Buchstaben austauschen musste. Ich muss sowas nämlich sehen, einfach im Kopf geht das nicht.

Ich erklärte ihm, dass es das Gleiche beim Kopfrechnen ist. Das kann ich auch nicht, aber wenn ich die Zahlen sehe, dann klappt es besser. Irgendeine Synapse schloss und brachte mich zurück zur Lesewahrnehmung. Wenn ich beim Lesen Bilder sehe, warum eigentlich nicht bei solchen Knobelaufgaben? Wenn ich mich an etwas erinnern möchte, dann versuche ich oft, es zu visualisieren. Dann sitze ich in einer Prüfung, sehe eine Seite meines Skriptes vor mir, weiß an welcher Stelle die Abbildungen sind, wo meine Markierungen sind, aber den Text, die Info, die ich brauche, auf die komme ich nicht.

Zahlen im Mixer

Kennt ihr Eckenrechnen? Ihr müsst mit allen aus der Klasse in den Ecken stehen und jeder, der eine Kopfrechenaufgabe gelöst hat, darf eine Ecke weiter. Wenn nicht gerade eine Division durch Null kam, stand ich sehr lange in der ersten Ecke. Meine Lehrer hat es immer verwirrt, denn ich war/bin gut in Mathe. Selbst im Studium sind meine Noten in den mathematischen Modulen gut, in der Realschule war ich eine der Besten in der Klasse. Doch Kopfrechnen konnte ich nie. Das 1×1 auswendig aufsagen? Help! Darin versagte ich schon in der Grundschule.

Jetzt frage ich mich zum ersten Mal, warum ist das eigentlich so? Warum muss ich etwas vor Augen haben, um es zu lösen? „Das kann man ja wohl im Kopf!“ ist ein Ausspruch, der mich mein Leben lang verfolgt, aber ich habe nie infrage gestellt, warum ich es einfach nicht im Kopf kann. Warum funktioniert mein Gehirn da scheinbar anders als andere? Bei GuteFrage.net stelle ich fest, nicht alleine zu sein. Hier kommen aber auch nur Antworten, wie „Kopfrechnen ist einfach Übungssache“.

Nachdem ich Legasthenie (ich musste in der 4. Klasse in den Kurs für Lese-Rechtschreib-Schwäche, weil ich sehr langsam lese und nicht laut vorlesen konnte) habe, habe ich auch noch Dyskalkulie? Meine Noten sagen da eigentlich etwas anderes. Außerdem verstehe ich die Wertigkeiten und arbeite gerne mit Zahlen. Trotzdem nutze ich oft meine Finger und fühle mich nur mit dem Taschenrechner sicher. Ich kann logische Zusammenhänge erkennen und ableiten. Ich stelle euch Formeln um, denn ich kann mir sowieso nur die Grundformel merken, aber Kopfrechnen ist einfach mein Endgegner.

Buchstabensalat und Zahlen im Mixer

Warum brauche ich die visuelle Ebene?

Das ist doch die eigentliche Frage. Liegt es daran, dass ich dazu neige, mehrstellige Zahlen zu verdrehen, genau wie ich Buchstaben verdrehe? Oft muss ich dreimal darüber nachdenken, wenn mir jemand sagt, dass ich „sechsundzwanzig“ aufschreiben soll. Sonst steht da nämlich 62. Telefonnummern merke ich mir nicht als „sechsundzwanzig, zehn“, sondern als „2610“. Werden mir Zahlen diktiert, bitte ich darum, sie einzeln zu nennen. Geht etwa am Ende alles darauf zurück, dass mir mein Kopf einfach immer eine falsche Reihenfolge vorgaukelt? Bei Buchstaben und bei Zahlen?

Als ich in den LRS-Kurs musste, war ich dort mit Mitschülern, die teils starke Lernprobleme hatten. Ob ich da war, weil ich LRS habe oder Legasthenie, kann niemand sagen, denn am Ende war es meine Lehrerin, die immer sagte „Ariane will das einfach nicht“. „Ariane hört nicht zu“, „Ariane passt nicht auf“. Bis heute frage ich mich „Was stimmt eigentlich mit mir nicht?“ und „Warum kann ich das nicht einfach im Kopf?“. Ich würde wirklich gerne die Hintergründe kennen.

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2 Antworten

  1. „Ariane will das einfach nicht“. „Ariane hört nicht zu“, „Ariane passt nicht auf“ …. eine Lehrerin, die das so sagt, hilft aber auch nicht. :/

    • NadelNerd sagt:

      Ich fand sie nicht hilfreich als Kind und heute würden Eltern wohl in den meisten Fällen auch sowas nicht hin nehmen. Es wurde einfach mit ‚die hat kein Bock auf Schule‘ abgetan. Schade, vielleicht würde ich es sonst heute besser verstehen

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