Jäger 1/2 von Jiro Taniguchi +Rezension+
Jäger – Witterung aufnehmen
Der Jäger
Ryumon ist ein kühler, distanzierter und etwas wortkarger Typ. Aber nur wenn es um Menschen geht, denn gleichzeitig ist er sehr sanft und naturverbunden. Nachdem er einen Berghang erbt, hat er sich in ein ruhiges Leben verabschiedet und ist Hunde-Detektiv geworden. Wenn ein Jagdhund verloren geht, dann spürt er ihn wieder auf und kann ihn hoffentlich unbeschadet an sein Herrchen zurück geben. Doch wird er im Verlauf der Geschichte überredet, auch einen anderen Hund zu suchen, obwohl dies gegen seine Prinzipien verstößt.
Jiro Taniguchi
In unserem Podcast 3 Frauen. n Comics. Der Comicklatsch. war Jiro Taniguchi immer Thema. Da ich als einzige der drei Frauen noch kein Werk des Mangaka gelesen hatte, wollte ich dies ändern. Mit wurde von Sandra Der Wanderer im Eis als Anthologie und von Christin Ihr Name war Tomoji zum Einstig empfohlen. Stattdessen griff ich aber zu dem neu erschienenen Jäger.
Der erste Band von Jäger beinhaltet drei Geschichten, die in sich abgeschlossen sind, in denen wir aber Ryumon immer besser kennen lernen. Die ersten beiden Geschichten gehen auf die Beziehung zwischen Mensch, Tier und Natur ein. So gibt es zwar einen Jagdausflug, aber es wird nicht zum Spaß gejagt. Außerdem bekommen die Jagdhunde den gleichen Anteil am erlegten Wild, wie die Jäger. Die Geschichte ist ruhig erzählt und zeigt ein sehr harmonisches Bild zwischen Mensch und Natur auf. Allerdings hatte ich mehr Bilder dieser Natur erwartet, als letztendlich im Manga zu sehen waren.
Die letzte Geschichte fordert Ryumon heraus. Es bewegt sich außerhalb seiner Komfortzone und die Geschehnisse sind persönlicher. Er kommt mehr aus sich raus, denn es gibt noch andere spezialisierte Hunde. Ein Blindenhund wurde entführt und nachdem er die Bindung zwischen Mensch und Blindenhund gesehen hat, kann er nicht anders als zu helfen. Im Rahmen seiner Suche informiert er sich über Blindenhunde, ihr Training und die Ausbildung, die auch der Mensch machen muss, bevor er einen Blindenhund führen darf.
Itsura Inami
Im Nachwort berichtet Taniguchi, wie er einst über ein Buch von Itsura Inami gestolpert ist und seine naturverbundene Erzählung ihn begeistert hat. Gerne wollte er das Buch als Manga adaptieren, doch erst Jahre später als er nochmals auf einen Kurzgeschichtenband um Ryumon stieß, kam es zur Umsetzung. Inzwischen war Inami verstorben, doch sein Sohn gab den Segen für die Umsetzung. Auch einige Auflagen für den Erhalt eines Blindenhundes hatten sich geändert. So recherchierte Taniguchi selbst bei einem Verein für Blindenhunde und passt nur das Nötigste an, um die Geschichte nicht zu verfälschen.
Diese Details sind in der liebevollen und sanften Erzählung zu spüren. Ein besonderes Augenmerk ist hier auf die Hunde gerichtet. Ryumon sieht nach einem Naturburschen mit sanftem Kern aus, aber in seinem Gesicht lässt sich nicht viel lesen. Dies ist bei den Hunden anders. Es wurde viel Wert auf ihre Mimik gelegt. Bei einem Blick in ihr Gesicht glaubt man zu wissen was sie denken. Jäger bedeutet sanfte Klänge, um einen nicht ganz so harten Kerl.
Manga für Einsteiger
Schreiber & Leser drucken immer eine Anleitung zum Rückwärtslesen eines Manga am Ende ab. Sollte man also den Manga wie ein gewohntes Buch aufschlagen, landet ihr bei der Anleitung. Die Geschichte ist abgeschlossen und Vorwissen ist nicht nötig. Die Panelführung ist klar und auch für mich als ungeübte Mangaleserin kein Problem. Für mich ist Jäger nicht das, was ich von einem Manga erwarten würde und das macht aus ihm einen spannenden Einstiegspunkt.
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Jäger – 1. Witterung aufnehmen
Szenario: Itsura Inami
Zeichnung: Jiro Taniguchi
Softcover mit 232 Seiten
schwarz/weiß
ISBN: 978-3-946337-72-0
Erschienen am 07.08.2018
bei Schreiber & Leser
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Eine Antwort
[…] habe endlich ein Werk von Jiro Taniguchi gelesen und konnte somit Jäger 1/2 vorstellen. Harte Schale, weicher […]