Die Synagoge +Rezension+

Die Synagoge

In den 1980ern gab es in Frankreich Anschläge auf Synagogen. Selbstorganisierte Wachdienste begannen daher, die Gemeinde zu bewachen. Joann Sfar entschied, dass er lieber das Gotteshaus bewachen möchte, als drinnen zu beten. Er berichtet über seine Kindheit und Jugend, über Antisemitismus und das Kämpfen. Auch wenn sein Kampf in den letzten Jahren ein anderer war.

Du kannst sie nicht alle schlagen, aber zu kannst mit ihnen reden.

Die Synagoge, avant-verlag

Über Kampf und Gewalt

Dieser Comic von Sfar ist sehr persönlich. Er redet über das Kämpfen, gegen Nazis an der Schule, Antisemitismus und kürzlich gegen Corona. Einen Kampf, den er nur knapp gewonnen hat. Die Erfahrungen in seinem Überlebenskampf fördern Erinnerungen zutage, von seinen Kämpfen in jüngeren Jahren. Sein Vater war Anwalt und selbst Halbwaise, er zog Joann fast alleine auf, denn seine Mutter starb früh. Lange wurde es dem Kind verheimlicht und als es ihm später erzählt wurde, brach die Wut in der Grundschule aus ihm mit Gewalt heraus.

Wie der Kampf steht auch die Gewalt im Mittelpunkt dieser Erinnerungen. Sein Vater geriet öfter in Schlägereien und Sfar ging zum Kung-Fu, um kämpfen zu lernen. Später beim Wachschutz wurde er ebenfalls trainiert. Er wollte sich immer mit Nazis anlegen, doch tat er es nie, denn sie waren immer irgendwie sympathisch oder hatten nicht genügend Format. Kurzum, entweder mochte er sie oder er hatte Mitleid mit ihnen.

Die Geschichte springt in den Zeiten. Die etwa letzten drei Jahre und Kindheit und Jugend sind abgedeckt. Eine Anekdote reiht sich an die Nächte. Es geht dabei um viele Themen, doch lässt es sich wohl auf das Judentum bzw. Antisemitismus, Kampf und Gewalt reduzieren. Joann reflektiert hier viel aus der Vergangenheit, über Vater, Opa, die Schulzeit und einige Male zieht er Parallelen zur heutigen Zeit. Es ist spannend und irgendwie auch vielseitig, doch gleichzeitig nicht leicht zu lesen.

Vielleicht liegt es auch zum Teil an Sfars Schrift, die ich einerseits sehr schön finde, aber andererseits mir das Lesen nicht leichtfällt. Dennoch ist der Comic sehr umfangreich und verfolgt viele Gedankengänge, auf deren Abschweifungen Sfar jedoch in der Jetztzeit eingeht. Dies macht den Comic noch viel persönlicher und direkter, als wenn es ein einfacher Bericht gewesen wäre. Es ist schon fast paradox, wie Sfar sich auf Gewalt vorbereitet und doch nur in zwei Situationen zu ihr greift.

Die Synagoge ist spannend für alle, die mehr über Joann Sfar erfahren wollen und sich mit seinen jüdischen Wurzeln beschäftigen wollen.

Die Synagoge ...

… ist ein spannender Einblick in Joann Sfars Leben.
… zeigt noch frische jüdische Geschichte.
… reflektiert über Wut, Kampf und Gewalt.

Die Synagoge

Szenario und Zeichnungen: Joann Sfar
Hardcover mit 208 Seiten
ISBN: 978-3-96445-102-6
Erschienen am: 12.10.2023
beim avant-verlag

Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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Die Synagoge
© avant-verlag

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