Der Sternenstaubdieb +Rezension+

Der Sternenstaubdieb
Dass Der Sternenstaubdieb ein Buch mit orientalischem Setting ist, muss ich euch wohl nicht mehr erzählen. In dieser Welt gibt es Dschinn, Adelige, Räuber und eine Mitternachtshändlerin. Chelsea Abdullah hat zudem einige weitere Anspielungen auf 1001 Nacht in ihrem Buch untergebracht. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, hat mich schon auf den ersten Seiten gefesselt und in ihre Welt gezogen.
Deine Angst vor dem Tod macht dich nicht zu einem Feigling. Nur zu einem Menschen.
Madinne – Sitz des Sultans
Loulie al-Nazari ist die Mitternachtshändlerin, sie besorgt und verkauft Magie, magische Artefakte oder Tränke, doch sie hat einen Vorteil, den andere in ihrer Branche nicht haben: einen Kompass, eine Münze und einen Dschinn. Vielleicht sind dies genau genommen drei Vorteile, doch ohne Qadir, den Dschinn, der sie begleitet, hätte sich keinen davon. In einer Welt, in der Dschinn gejagt und getötet werden, ist ihre Freundschaft mit Qadir für beide gefährlich und wird noch gefährlicher, als der Sultan sie auf eine Mission mit einem seiner Söhne und einer der Räuber schickt.
Nicht die holde Prinzessin ist im Palast eingesperrt, sondern der holde und jüngste Prinz. Der Vater hat sich gut um ihn gekümmert und seine verstorbene Mutter geliebt. Ganz anders als die vorherigen Frauen, die er getötet hat und aus deren Ehen zwei ältere Prinzen hervorgingen. Da wäre Prinz Omar, der älteste und Anführer einer Gruppe, die Dschinn jagt. Dann gibt es noch Hakim, der eigentlich keinen Titel trägt, da seine Mutter den Sultan betrogen hat. Und dann ist da noch Mazan, der Jüngste und wohlbehütete, aber er flieht regelmäßig heimlich aus dem Palast, um Geschichtenerzählern zu lauschen.
Prinzessin ist einer der Beinamen von Aisha, einer der Dschinjägerinnen des Prinzen Omar. Allerdings trauen sich nicht viele, diesen Namen zu benutzen, denn sie ist eine sehr gute Kämpferin, die ihr nicht verärgern wollt. Omar trägt den Titel König der 40 Räuber. Er ist es, der diese Truppe anführt, um die Erde von Dschinn zu befreien.
Versunken im Wüstensand
Zu Beginn lernen wir Loulie und ihren engen Freund Qadir kennen, ihr Geschäft und das Sandmeer. Sie verkauft eine glitzernde Flüssigkeit, Dschinblut, mit heilenden Kräften. Bald kommen sie in Madinne an und wenn es bisher nur undeutlich war, so wird sich bald die Bedrohung durch die Dschinn zeigen. Letztendlich sind Dschinn auch nicht anders als Menschen, manche sind gut, mache schlecht und/oder wütend, doch Dschinn haben magische Fähigkeiten. Dies muss Mazen am eigenen Leib erfahren, er hatte sich doch nur aus dem Palast geschlichen, um dem Geschichtenerzähler auf dem Souk zu lauschen. Doch seine Zufallsbegegnung mit Loulie wird ihn retten.
Der Sultan beauftragt die Mitternachtshändlerin, ein altes Relikt zu beschaffen. Mazens Mutter war Geschichtenerzählerin und eine ihrer Geschichten berichtet von einer alten Lampe, in der ein Dschinn gefangen wurde. Dier Ifrit ist an die Adelsfamilie gebunden. Der Traum des Sultans ist es, alle Dschinn mit diers Hilfe zu vernichten. Begleitet werden sollen Loulie und Quadir von Omar, der sich bei den beiden nicht direkt beliebt gemacht hat, und seiner ersten Räuberin Aisha.
Ich bin eine langsame Leserin und doch habe ich das Gefühl, nur so durch die Seiten zu fliegen. Besonders viel lese ich beim Pendeln und ich hatte das eine oder andere Mal Sorge, meine Haltestelle zu verpassen, weil ich so in das Buch eingesogen wurde. Dieser Sog hat auch dazu geführt, dass ich es nur schlecht zur Seite legen konnte. Immer wieder wollte ich zurück in die Welt von Loulie. Diese Welt mit Wüsten, Sandmeeren, Oasen und Dschinn fasziniert mich. Die Struktur mit drei erzählenden Personen lässt verschiedene Blickwinkel zu und mir gefällt es sehr, dass es zwei Frauen sind, die durch diese Geschichte führen.
Doch nicht nur der Weltbau ist unglaublich, auch die Spannung wird hier hochgehalten. Zwar ist der Aufbruch zu der langen Reise erstmal ein wenig ruhiger, um sich besser einzufinden und Zwischenmenschliches in der Reisegruppe zu definieren, doch schnell folgen immer mehr Abschnitte, bei denen ich mir „ach du Scheiße“ denke. Nach jeder kleinen Verschnaufpause, passiert wieder etwas Schlimmes. Es geht so weit, dass ich an einer Stelle dachte „das war es jetzt“. Doch weit gefehlt, es lag noch ein Drittel Buch und zwei weitere Teile vor mir.
Ich will mehr über Dschinn und Relikte erfahren. Ich will mehr wissen, von den Reisenden und vor allem, wie es nun mit ihnen weitergeht. Denn die Charaktere und ihre Entwicklung liegen mir inzwischen am Herzen, egal ob gut, böse oder etwas dazwischen. Ich bin fasziniert und glücklich, dass der Cliffhanger erträglich ist. Er macht mit unheimlich neugierig und lässt mich nicht komplett zerstört zurück. Vielen Dank an Chelsea Abdullah für diese Rücksichtnahme.
Dazu kommt noch das schöne und liebevolle Design des Buches. Auch, wenn ich keinen Farbschnitt habe, kann ich euch versprechen, dass er toll aussieht. Das Vorsatzpapier zeigt uns eine Karte mit einem Kompass in der Ecke. Hier kann die Reiseroute nachvollzogen werden. Dazu werden immer wieder Legenden und Geschichten erzählt, die liebevoll eingebettet sind, als wären sie auf altem Pergament. Die Seitenzahlen und Trenner sind mit Sternen geschmückt.
Wenn ihr Märchen aus 1001 Nacht und/oder Indiana Jones liebt, dann werdet ihr hier eine mystische Welt finden, voller Legenden und wahrer Geschichten.
… hat spannende Charaktere, die sich über die Seiten weiterentwickeln.
… steckt voller Magie und Legenden.


Der Sternenstaubdieb
Szenario: Chelsea Abdullah
Übersetzung: Urban Hofstetter
Hardcover mit 576 Seiten
ISBN: 978-3-608-96613-8
Erschienen am: 15.02.2025
bei Hobbit Presse
Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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