BUG Buch 1 von Enki Bilal +Rezension+
BUG Buch 1 von Enki Bilal
Es ist das Jahr 2041, als sich die Katastrophe ereignet. Auf Grund des globalen digitalen Bugs (GDB) werden schlagartig alle Daten gelöscht, vom größten Server bis zum kleinsten Speichermedium. Das Fernsehen sendet notgedrungen analog, die digitale Kommunikation scheint noch zu funktionieren. Funk, Email, Telefon ebenso, aber wer hat schon alle Telefonnummern im Kopf. Zeitgleich zu dem Ereignis ist ein Raumschiff auf dem Rückweg von einer Marsmission. Auf diesem Schiff stirbt zum Zeitpunkt des GDB die gesamte Besatzung, außer Kameron Obb. Er ist nicht im besten Zustand und er hat einen blaues Mal über seinem linkten Auge. Doch wie sich schnell herausstellt, hat er als einziger Zugriff auf sämtliche gelöschten Daten. Sie sind in seinem Kopf. In all diesem Chaos hoffen Gemma, Obbs Tochter und seine Ex-Frau endlich Informationen über den Verbleib des Marsraumschiffes und dem Zustand der Crew zu erhalten. Als klar wird, dass Obb der einzige Überlebende ist und über das gesamte Wissen der Menschheit verfügt, bricht ein Wettkampf los, um ihn in die Finger zu bekommen. Denn nie war es so deutlich wie hier: Wissen ist Macht.
Realistische Zukunftsvision
In dieser Zukunftsversion hat die Menschheit gelernt, sich auf die Möglichkeit Wissen jederzeit abrufen zu können zu verlassen. Aber nicht nur das die Daten und das Wissen plötzlich verloren sind stellt ein Problem dar. Es fallen ebenfalls medizinisch-technische Implantate aus. Autonome Flugzeuge stürzen ab. Die digitale Grenzüberwachung hält nicht mehr die Klimaflüchtlinge auf. Es kommt zu Selbstmorden auf Grund des GDB, viele Jüngere sind nicht mal in der Lage mit ihrem Gegenüber zu sprechen. Die Menschheit ist „entdigitalisiert“. Ein Treffen der Technologiegrößen wird einberufen, darunter auch die alten Hasen Elon Musk und Zuckerberg, aber viele dieser Größen leiden selbst unter dem Ausfall diverser Implantate. Bilal zeigt hier eine erschreckend reale Zukunft und wirft damit die Frage auf, ob die Menschheit mit der Digitalisierung auf dem richtigen Weg ist.
„Auf unsere Erinnerungen zurück greifen… nicht die „lebhaften“ sondern die „lebendigen“… die unseres Gehirns“ „Glauben sie denn, wir können uns unseres Gehirns noch bedienen?“
Bilals Stil
BUG ist mein erster Comic von Enki Bilal. Ich könnte jetzt nach einem Blick auf andere seiner Cover sagen, dass seine Menschen immer gleich aussehen aber das wäre nicht richtig. Er hat dennoch bestimmte Vorlieben und seinen eigenen Stil. Er hat einen Hang zu zotteligen Haare, Frauen haben immer volle Lippen und betonte Wangenknochen, so mag es zwar Ähnlichkeiten geben, aber die Personen unterschieden sich immer. Bilals Arbeit wirkt als wären es nachkolorierte Bleistiftzeichnungen. Schatten werden nicht durch die Farbgebung, sondern durch weitere Linien geschaffen, die Highlights werden durch einen Tupfen weiß erzeugt. Viele Zeichnungen sind detailreich, verlaufen aber nach außen hin. Diese Unschärfe nutzt er auch für Hintergründe. Zusätzlich wird hier die Rechtschreibung als Stilmittel eingesetzt. Nach dem GDB können Zeitungen wieder nur in gedruckter Form angeboten werden. Das Layout erinnert an Webseiten, die kurzen Texte an Twitter und die Rechtschreibung zeigt auf, dass die Menschheit sich viel zu sehr auf die Rechtschreibprüfung verlassen hat. Doch werden auch Artikel versprochen, die „garantirt one Rechschreifehler“ sind.
Bilals Zukunftsversion einer entdigitalisierten Menschheit ist beeindruckend wirklichkeitsnah. Obbs „neue Fähigkeiten“ sind gemäßigt dargestellt, so dass er immer noch menschlich wirkt. Dadurch, dass er nicht „übermächtig“ ist, wirkt die Geschichte nicht abgehoben. Ich bin tief beeindruckt, wie diese Ereignisse, nur 23 Jahre in der Zukunft, absolut im Bereich des Möglichen liegen. Außerdem kann ich es kaum erwarten, Buch 2 zu lesen und hoffe mehr über die Hintergründe des Bugs zu erfahren.
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BUG 1
Autor und Zeichner: Enki Bilal
Hardcover mit 88 Seiten
ISBN 978-3-551-72127-3
Erschienen am 30. Mai 2018
beim Carlsen Verlag
Der Comic wurde von mir selbst erworben. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst.
BUG Buch 1 wurde zuerst besprochen in unserem Podcast
3 Frauen. n Comics. Der Comicklatsch Folge 4
Ich habe Bug auch schon gelesen und war auch sehr begeistert von dem Szenario, das hier erschaffen wurde. Besonders erschreckend fand ich tatsächlich, wie sehr dies alles in der Gegenwart verortet ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Dystopien und Endzeitszenarien sind 25 Jahre ja nicht weit weg. Ich bin auch schon sehr gespannt auf Band 2. Besonders, weil mir der erste Band dann doch etwas zu kurz war, um vollends in die Geschichte einzusteigen.
Liebst,
Jule