Alice Guy +Rezension+
Alice Guy – Die erste Filmregisseurin der Welt
Nach einer eher turbulenten Jugend entscheidet sich Alice, eine Ausbildung zur Stenotypistin zu machen. Sie ist eine der ersten Frauen in diesem Beruf. Als sie ihren Job wechselt und beginnt in einem Fotofachgeschäft zu arbeiten, wird sie Zeuge der ersten Entwicklungen zur Filmtechnik und ich sofort vom Bewegtbild begeistert. Mit fortschreitender Entwicklung dieser Technik beginnt Alice, in Absprache mit ihrem Chef, erste Filme zu drehen.
Schauspiel – Technik – Filme
Alice wird in Frankreich geboren und wächst die ersten Jahre bei ihrer Großmutter in der Schweiz auf, bevor sie zum Rest der Familie in Chile stößt. Später besucht sie in Frankreich mit ihren Schwestern ein Internat und auch die Familie muss wegen der politischen Situation nach Frankreich zurückkehren. Als Teenager entwickelt sie Interesse an der Schauspielerei, doch ihr Vater ist strikt gegen diese Berufswahl. Nachdem ihr einziger Bruder mit 14 an einem Herzinfarkt stirbt, wählt ihr Vater kurze Zeit später den Freitod. Dies treibt Alice dazu an, Geld verdienen zu wollen, um für sich und ihre Mutter sorgen zu können.
In ihrem Berufsleben ist sie eng beteiligt an der Umfirmierung von Goumont. Sie erlebt die Fotografie, Chronofotografie und die Präsentation des Phonoskops. Die Firma Goumont wird in die Produktion dieser Zukunftstechnologie einsteigen. Zwar scheint anfangs der Kinematograph ihren Entwicklungen den Rang abzulaufen, doch nachdem Biograph und Bioskop in einem Gerät vereint werden, wird die Bewegtbildtechnologie und das Interesse an Filmen immer größer. Selbst Gustave Eiffel (der Herr vom Eiffelturm) bestärkt sie in ihrer Arbeit und die Weltausstellung in Paris wird ein Triumph für das Bewegtbild.
Der Comic beschäftigt sich ausgiebig mit der Kindheit und Jugend von Alice. Hier wird schnell klar, dass sie schon immer eine Vorreiterin als Frau war, auch bevor sie überhaupt ihren ersten Film dreht. Damals sind es nur kurze Sequenzen, doch diese werden bereits positiv aufgenommen. Bisher waren die meisten Filme nur dokumentarisch, sie beginnt Geschichten zu erzählen. Ihre ersten Filme entstehen schon vor 1900, danach hat sie immer mal wieder Probleme mit machtbesessenen Männern. Über 200 Filme später, produziert sie nicht nur Tonfilme, sondern ist Expertin für die Technik. Nach ihrer Heirat wandert sie mit ihrem Mann 1907 aus. Als Mutter gründet sich SOLAX und „leitet eine ganze Armada von Drehbuchautoren, Schauspielern, Regisseuren, Kostümbildnern und Arbeitern“, löst einen Skandal aus, indem sie POC für einen Film besetzt, aber wird es leider nicht schaffen in Hollywood, der Domäne von Buster Keaton und Charlie Chaplin, Fuß zu fassen.
Nach ihrer Scheidung kehrt sie nach Frankreich zurück und muss feststellen, dass bei ihr etwas zugeschlagen hat, dass in der Wissenschaft „Matilda-Effekt“ genannt wird. Ihre Werke werden ihren männlichen Kollegen zugeschrieben und lange vergisst die Geschichtsschreibung ihr Schaffen. In diesem Comic erfahren wir den Werdegang und das Schaffen von Alice Guy. Die Umsetzung wird hier durch die Künstlerin Catel in Szene gesetzt. Die Geschichte ist leicht zu lesen und hat einen 71-seitigen Anhang, dieser umfasst die Chronologie von Alices Leben sowie Kurzbiografien aller vorkommenden Personen. Das Ziel ist es, das Lebenswerk von Alice Guy-Blaché sichtbar zu machen und dies ist beeindruckend gelungen.
Alice Guy ein umfangreicher, aber leichtgängiger Comic, der Werdegang, Lebenswerk und Schicksal der ersten Regisseurin der Welt festhält.
… ist ein beeindruckendes Stück unterschlagene Geschichte.
… nutzt ein leichtgängiges, aber eindringliches Artwork.
… erzählt neben Alices Schaffen auch die technische Entwicklung der Filmkunst.
Der Comic über Alice Guy-Blaché wartet zwar mit 400 Seiten auf, dennoch ist der Comicteil recht schnell gelesen. Die Lesereihenfolge ist leicht zu erkennen und ihr benötigt kein Vorwissen für diesen biografischen Comic über die erste Regisseurin der Welt, die von der Geschichte verschluckt wurde. Ein toller Einsteiger-Comic über eine grandiose Frau.
Alice Guy
Szenario: José-Louis Bocquet
Zeichnungen: Catel
Hardcover mit 400 Seiten
ISBN: 978-3-98721-029-7
Erschienen am: 26.04.2023
beim Splitter Verlag
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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