They called us Enemy +Rezension+
They called us Enemy – George Takei
Wieder nehme ich euch mit in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und seiner Grausamkeiten. Diesmal sind wir nicht „direkt vor der eigenen Haustür“ wie bei Valentin, sondern in den USA, wo einer ganzen Bevölkerungsgruppe Leid zugefügt wurde. George Takei, den meisten wohlbekannt als Sulu aus Star Trek TOS, berichtet in They called us Enemy über seine Erlebnisse als amerikanischer Junge mit japanischem Wurzeln.
George Takei wurde als Amerikaner geboren, die Eltern seiner Mutter sind in die USA ausgewandert und sein Vater kam als Teenager nach Amerika. Er kam als erstes von drei Kindern am 20.04.1937 zur Welt. Nach der Bombardierung von Pearl Harbour am 07.12.41, wurde jeder japanischstämmige Erwachsene in den USA als „Alien Enemy“ angesehen. Diverse Politiker schürten die Ängste der Einwohner, um ihre eigene politische Stellung zu verbessern. Japaner wurden als nicht integrierbar bezeichnet und so erreichten diese Politiker am 19.02.42 einen Erlass, nach dem „bestimmte Personen in militärischen Zonen ausgeschlossen sind“. Japanischstämmige Mitbürger wurden als Saboteure angesehen und mussten ihr Hab und Gut weit unter Wert veräußern. Im Frühjahr 1942 begannen die Umsiedlungen in Internierungslager.
George Takei berichtet ausführlich über seine Erlebnisse, die Erstunterbringung seiner Familie in einer alten Pferdebox und die wiederholte Umsiedlung. Seiner Familie ist sehr viel Ungerechtigkeit in dieser Zeit widerfahren und dennoch haben seine Eltern immer ihre Kinder an die erste Stelle gesetzt. Lange erschien es ihm, als ein Abenteuer oder Urlaub und es gibt nur wenige Erinnerungen an schlimme Sachen. Sein Vater ertrug den meisten Schmerz für die Familie und seine Eltern haben harte Entscheidungen treffen müssen, um die Familie zusammenhalten zu können. Es ist eine fesselnde Geschichte, die noch nicht gleich im März 1946, als seine Familie endlich wieder zurück nach LA gehen konnte, endet.
Erschreckende Leichtigkeit
Das Lesen dieser Geschichte war merkwürdig. Einerseits habe ich lange gebraucht, damit ich den Zeitablauf auch verinnerliche und andererseits las sich der Bericht unglaublich schnell und einfach. Seine Leichtigkeit in der Situation, die eigentlich so grausam war, hat den Lesefluss geprägt. Eine ganze Bevölkerungsgruppe wurde Opfer von Hysterie und Propaganda. Vermutlich sah keine der treibenden Kräfte die Parallelen zum Kriegsgegner oder sie wollten sie nicht sehen. Darüber hinaus wurde Angst geschürt und erst als mehr Soldaten benötigt wurden, gab es eine Lockerung. Als Kind war es ein Abenteuer, als Teen eine unglaubliche Ungerechtigkeit und als Mann begann sich George Takei selbst politisch zu engagieren.
Als Kind war es nur ein Abenteuer, als Teen eine unglaubliche Ungerechtigkeit, die sein Vater zugelassen hat, als Mann begann er sich politisch zu engagieren. Sein Vater brachte ihn mit in ein Wahlkampfbüro. Unglaublicherweise haben beide nie ihren Glauben an die Demokratie verloren und Georges Vater sollte Postum Recht bekommen. An alle Internierten wurde ein Entschuldigungsschreiben geschickt und eine Wiedergutmachung gezahlt. Es dauerte 40 Jahre, bis die Regierung ihren Fehler eingestanden hat und nun sieht George Takei die erschreckenden Parallelen zu damals in der aktuellen Politik von Trump.
- ist erschreckend und verstörend aktuell.
- kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
- macht neugierig auf mehr.
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They called us Enemy
Autoren: George Takei, Justin Eisinger, Steven Scott
Zeichnungen: Harmony Becker
Softcover mit 204 Seiten
ISBN: 978-1-60309-450-4
Erschienen im: Juli 2019
bei IDW Publishing
Im Mai 2020 wird der Comic in Deutschland bei Cross Cult veröffentlicht werden.
Der Comic wurde von mir selbst erworben. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst.
They called us Enemy wurde ebenfalls besprochen im Podcast
3 Frauen. n Comics. Der Comicklatsch – Folge 21.
Ich muss gestehen, dass ich George Takei bisher nur vom Namen her kannte (bin kein Star Trek-Fan), aber für den Comic muss man das auch nicht. 😉
Was japanischstämmige Amerikaner*innen zu Zeit des 2.Weltkriegs betrifft, habe ich – wie vermutlich viele in Europa – wenig Wissen. Ein autobiografischer Comic bietet da einen guten Startpunkt. Daher danke für die Empfehlung!
Gerne. Ich kannte es auch nur „am Rande“ und hier jemanden durch das Erlebte begleiten zu können, war schon etwas besonderes.
Das habe ich mir wegen Deines Berichts im Podcast bestellt, aber noch gar nicht bekommen, fällt mir gerade auf. Muss ich gleich mal nachhaken.
Im Podcast hast Du mich jedenfalls von dem Comic überzeugt.
Im Deutschland ist es noch nicht erschienen. Aber es müsste in Kürze bei Cross Cult verfügbar sein.
Freut mich, dass ich dich von dem Comic überzeugen konnte.
Stimmt! Ich wollte die englische Ausgabe haben. Nicht, dass die mir jetzt die deutsche Version bestellt haben. Besser mal nachfragen 😉