Ruinen +Rezension+
Ruinen
Rose liegt seit Jahren im Koma und langsam scheint alle Hoffnung auf Besserung vergebens. Ein letzter Strohhalm ist Samuel, er hat eine Methode entwickelt, um in den Geist der Patienten einzudringen. Er soll versuchen, Rose auf ihrem eigenen Mikrokosmos zu befreien, doch nicht ohne Anha. Roses Schwester besteht darauf, ihn zu begleiten und ihrer Schwester zu helfen.
Als ihre Schwester ins Koma gefallen ist, hat diese Welt begonnen, zusammenzubrechen. Es wird nicht einfach sein, sie dort zu finden. Uns erwartet eine Ruinenlandschaft.
Ruinen, Edition Moderne, Seite 27
Der Kampf im Inneren
Der Beginn dieses Comics und Dämmerung machen mir sofort klar, ich liebe die Science-Fiction-Welten von Jérémy Perrodeau. Schlicht, klar, minimalistisch und doch so groß und komplex. Die zuerst simpel wirkenden Zeichnungen haben nichts mit der Tiefe der Geschichte zu tun. All diese Transportmöglichkeiten auf den ersten Seiten und der künstliche Park ziehen mich schon in den Bann, bevor die eigentliche Geschichte in Roses Bewusstsein startet. Die Koloration ist diesmal jedoch weniger eindringlich, als sie es in Dämmerung war, obwohl die Farben auch hier einen Bruch in der Geschichte unterstreichen.
Samuel entschließt sich nach einigen Überlegungen, Anha mitzunehmen, doch nicht ohne Vorbereitung. Es bedarf Anpassungen an den Geräten und Training, damit Anha für die Navigation bereit ist. Samuel will nichts dem Zufall überlassen, denn eine Navigation ist auch für die Reisenden gefährlich. Wie gefährlich wird Anha schnell klar werden, als sie sich mit der brutalen und zerrütteten Welt in Roses Geist konfrontiert sieht. Doch es bleibt ihr wichtig, Rose zu finden und wieder nach Hause zu bringen.
Wilde Landschaften und wenige Menschen. Kaum etwas deutet auf die Zivilisation von einst hin. Vereinzelte Ruinen und schleichen sich hier und da absichtlich Formen in die Landschaft, die an Menschen erinnern oder bin ich selbst schon davon besessen Rose in dieser Wildnis zu finden? Einige Abschnitte benötigen keine Worte und doch wird Samuel viel berichten. Dabei bleiben nicht nur Landschaften und Fortbewegungsmittel faszinierend, auch das Layout verschmilzt an einigen Stellen. So verbindet beispielsweise Rauch einige Panels miteinander.
Die Navigation ist eine Search-and-Rescue-Mission zur Rettung von Komapatienten, doch vor allem ist sie für die Suchenden traumatisch.
Ruinen ist eine Reise ins Ich und eine Auseinandersetzung mit Gut und Böse.
… ist eine tolle Idee, die spannend umgesetzt wurde.
… überzeugt durch sein einzigartiges Artwork.
… erzählt vom Verfall des Geistes.
Ihr mögt das Science in Science-Fiction und Abenteuer? Dann könnte Ruinen ein guter Einstieg für euch sein. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Stellenweise gibt es etwas mehr Text, doch die Leserichtung ist durch die Struktur der Sprechblasen gut erkennbar. Falls ihr euch zutraut, mit einem Comic mit über 200 Seiten zu starten, könnte dies euer Einstiegs-Comic sein.
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Ruinen
Szenario: Jérémy Perrodeau
Hardcover mit 232 Seiten
ISBN: 978-3-03731-233-9
Erschienen am: 08.03.2022
bei Edition Moderne
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Ruinen wurde ebenfalls besprochen im Podcast