| Montagsfrage | Schreiben außerhalb der eigenen Erfahrung?

Montagsfrage

Montagsfrage #69

Jeden Montag stellt Antonia von Lauter&Leise die Montagsfrage.

Antonia fragt uns diesen Montag:

Kann ein Autor über etwas außerhalb der eigenen Erfahrung schreiben? (Und muss er es sogar?)

In meiner Social Media Bubble wurde zuletzt sehr viel über „Own-Voice“ diskutiert. Das zielte letztendlich in gewisser Weise darauf ab, dass Autoren doch bitte nicht von Sachen schreiben sollen, von denen sie keine Ahnung haben und es Leute überlassen mögen, die „betroffen“ sind. Klar sind persönliche Erfahrungen in solchen Büchern sehr viel wert und spiegeln die Realität wider aber andererseits ist es doch auch gut, wenn sich ein „nicht betroffener“ Autor mit einem Thema für sein Buch intensiv auseinandersetzt.

Der englische Kriminalautor G.K. Chesterton sagte einmal:
”Ein guter Roman verrät uns die Wahrheit über den Helden, ein schlechter über den Autor.”

Mit diesem Zitat hat Antonia ihre Antwort eingeleitet. Vermutlich hat Stephan King niemals gegen einen Killerclown gekämpft oder ist durch Hotels gelaufen, deren Flure mit Blut gefüllt waren. Ich hoffe, dass die Autoren, die bei Festa Extrem veröffentlichen nicht als Hobby Menschen quälen und töten haben. J. R. R. Tolkien ist wohl auch nicht mit Elben an seiner Seiten durch Mittelerde geritten und Anne McCaffrey nicht auf Drachen über Pern. Stan Lee wurde nicht durch Spinnenbiss zum Superhelden und Superman wurde mitten in der Nacht auf einer Toilette erschaffen. Allerdings kennt sich Kathy Reichs wirklich mit Forensik aus.

Erfahrung und Fiktion

Wissen und Erfahrungen in eine Geschichte einfließen zu lassen, kann die Geschichte bereichern. Der Autor ist tiefer im Thema als es andere sein können, eigene Erfahrungen einzubringen kann die Geschichte realistischer werden lassen. Wir reden hier aber in den meisten Fällen von Fiktionen und nicht von Erfahrungsberichten. Wenn die Autoren nicht außerhalb der eigenen Erfahrungen geschrieben hätten, hätten wir keine Hobbits, Serienkiller, Drachen, Superhelden, anthropomorphe Wesen… Science Fiction und Fantasy würde es nicht geben.

Zuletzt gelesen habe ich die Buchausgabe von Catana Comics, die es ohne ihre Erfahrungen mit John nicht geben würde. Außerdem lese ich zurzeit immer wieder in der Gerald-Saga und nehme an, dass Andrzej Sapkowski noch keine persönlichen Erfahrungen mit einem Barden namens Rittersporn gemacht hat. Demnächst möchte ich mich mit verschiedenen Versionen von H. P. Lovecrafts „Die Berge des Wahnsinns“ beschäftigen und ich stelle hier die kühne These auf, das Lovecraft nie in Polarregionen unterwegs war. Bitte erzählt es mir, falls ich mich hier täuschen sollte. Von den eben aufgezählten würde also nur ein Buch existieren, wenn Autoren nicht außerhalb der eigenen Erfahrung schreiben würden. Bitte, liebe Autoren, schreibt außerhalb eurer Erfahrungen!

Erfahrung und Fiktion

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Eine Antwort

  1. Huhu,

    ich bin da ganz deiner Meinung, natürlich können, müssen, dürfen sie! Letztendlich geht es beim Lesen doch immer um Emotionen und wenn diese empathisch vermittelt werden, wiegt das schwerer als realistische, von Recherche gestützte Umstände.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

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