Ich fürchte, ihr habt Drachen +Rezension+

Ich fürchte, ihr habt Drachen

Drachlinge überall. Das ganze Schloss ist voll und der hübsche, heldenhafte Prinz ist da und vielleicht wird auch er um die Hand der wunderschönen Prinzessin Cerise anhalten. Nur gegen die Drachlinge muss etwas getan werden, also wird der Drachenbekämpfer geholt. Zum Glück gibt es in dem kleinen Königreich Bellemontagne Gaius Aurelius Konstantin Heliogabalus Thrax, genannt Robert, der das Geschäft um die Schädlingsbekämpfung von seinem Vater übernommen hat. Was jedoch nur seine Familie weiß, einige dieser kleinen Schädlinge wollte er nicht bekämpfen, sondern sie wohnen bei ihm zu Hause.

Von Drachen, Drachlingen und Menschen

Peter S. Beagle erschafft eine fantastische Märchenwelt, die ein wenig verdreht und satirisch zugleich ist. Aber lasst euch nicht täuschen, es wird ernst. In seiner Welt lernen nur bürgerliche Frauen lesen und schreiben. Männer und natürlich auch der Adel sind vornehm und bleiben daher Analphabeten. Es geht um Helden und Heldentaten, um Freundschaft und um das, was Menschen ausmacht.

Prinzessin Clerise ist wunderschön. Seit sie heiratsfähig ist, stehen die Prinzen Schlange, um um ihre Hand anzuhalten. Gleichzeitig versucht sie sich heimlich Lesen und Schreiben beizubringen, ist mutig und eigensinnig. Prinz Reginald ist groß, muskulös und unglaublich gut aussehend. Doch er kann die hohen Erwartungen seines Vaters nicht erfüllen. Dieser ist ein großer Held, der sich in jede Schlacht stürzt. Doch sein Sohn scheint ihm nicht einmal nacheifern zu wollen, viel zu friedlich. Nach außen wirkt er wie ein großer Held, aber in Wirklichkeit kann er seinem Vater nie das Wasser reichen.

Robert ist zwar Schädlingsbekämpfer, aber eigentlich würde er viel lieber Drachen beschützen, als sie zu bekämpfen. Nichts wünscht er sich mehr, als aus diesem Leben auszubrechen. Und nichts würde er lieber tun, als mit den Drachen zu sprechen und sie zu beschützen. So wie er es mit seinen kleinen Hausdrachen tut. Er ist einer der wenigen, die sich von der Schönheit der Prinzessin nicht blenden lassen und hinter ihre Fassade blicken können. Ostvalt und Elfrida sind seit ihrer Kindheit mit Robert befreundet. Elfrida schwärmt für Robert und ist unglaublich klug. Ostvalt ist unglaublich stark, etwas langsam und schwärmt heimlich für Elfrida. Beide unterstützen Robert, wenn er größere Aufträge hat. Vor allem Ostvalt steht ihm mit starker Hand zur Seite.

Die Geschichte beginnt also mit der Säuberung der Burg, einer Drachenjagd. Doch daraus entwickelt sich mehr, schließlich sind die kleinen Drachlinge, die hier in den Mauern leben, nur die kleinen Vertreter ihrer Art. Irgendwo da draußen gibt es bestimmt noch große Drachen, Drachen für Helden und Heldentaten. Aber wer braucht Helden und vor allem, wer will wirklich ein Held sein?

Ich liebe es, wie hier manche Dinge auf den Kopf gestellt werden, wie zum Beispiel, dass Analphabetismus etwas vornehmes ist. Dass die kleinen Drachen, dieses Ungeziefer, etwas ganz Alltägliches sind und doch sind diese Tiere für Robert viel mehr. Seine Vertrautheit mit ihnen und der Umgang mit seinen Freunden, eine Prinzessin, die sich nicht auf ihre Schönheit reduzieren lassen will und ein Prinz, der eigentlich nicht heldenhaft sein will und doch unbedingt seinem Vater gefallen will, das hat mir mindestens genauso gut gefallen.

Diese Beziehungen sind das eigentlich Spannende und ja, natürlich machen große Drachen und ein böser Zauberer die Geschichte noch spannender. Es ist ein Märchen, aber doch ein bisschen verdreht, lustig und doch immer wieder ernst. Aber am Ende hat das Buch für mich auf jeden Fall einen Wohlfühlcharakter.

Ich fürchte, ihr habt Drachen ist eine kreative, etwas verdrehte Märchenwelt mit Helden und Prinzessinnen, Drachen und doch ganz anders.

Ich fürchte, ihr habt Drachen ...
… zaubert eine Fantasiewelt, die mich oft an Beagles letzte Einhorn denken lässt.
… ist schön und amüsant, doch hält es auch Abgründe bereit.
… hat eine beindruckende Zahl unterschiedlichster Drachen.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen

Szenario: Peter S. Beagle
Übersetzung: Oliver Plaschka
Hardcover mit 304 Seiten
ISBN: 978-3-608-98828-4
Erschienen am: 07.09.2024
bei Hobbit Presse

Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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