Fast verschwundene Fabelwesen +Rezension+

Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt

Erforschung und Erhalt der Fabelwesen, dies hat Konstantin O. Boldt schon als Kind bewegt. Quasi über Nacht verschwanden die Wichtel und Heinzelmännchen aus der elterlichen Werkstatt. Dieses einschneidende Erlebnis prägte ihn und ließ ihn zu einem Experten für Fabelwesen heranwachsen, der uns nun über die Letho-Expedition berichtet, die Fabelwesen aufzuspüren versucht. Dabei stolpert Boldt zuerst über Archibald, eines der fast verschwundenen Fabelwesen, der sein treuer Begleiter auf der Expedition wird.

Geist formt Körper. Das ist es einfach heruntergebrochen. Die Wahrheit dahinter ist hingegen ungleich schwieriger zu fassen.

Mythozoologie

Boldt aka Florian Schäfer beginnt das Buch mit einigen wissenschaftlichen Erläuterungen zu Fabelwesen. Wie jede gute wissenschaftliche Arbeit finden sich in den Grundlagen Zitate und Referenzen auf bereits veröffentliche Berichte. Es wird erläutert, wie es zur Letho-Expedition kam und welche Personen teilnehmen. Darwin lehnte beispielsweise ab, lud jedoch zu sich ein. Hier mischen sich schon Realität und die Welt der Fabelwesen miteinander, sodass sich dies wie ein wirklicher Bericht liest. Photoshop und Elif Siebenpfeiffers Zeichnungen machen es noch realistischer.

Nicht jedes Fabelwesen ist echt. Die Expedition wird auch Schwindel aufdecken, doch mit dem Fund von Einhörnern und herkynischen Vögeln werden ihre Bemühungen früh belohnt. Es gibt viel Kartenmaterial, Skizzen und kolorierte Bilder, die sich durch das gesamte Buch ziehen und es mit zwei ausklappbaren Seiten einzigartig machen. Elifs Bilder lassen die Geschichte erst richtig aufleben. Selbst wenn sie grimmige Menschen oder Detailzeichnungen abbilden und keines von den unglaublichen Fabelwesen.

Die Expedition ist nicht immer willkommen, denn manches Wesen manifestiert sich erst aus dem Willen oder Glauben der Menschen, stehen manchmal sogar unter ihrer Kontrolle. Andernorts sind sie die Helden, die die Gegend von den Wesen befreien. Immer wieder stoßen sie auf Grauen aus Menschenhand oder werden bei den Versuchen zu helfen verletzt. Dabei erfahren die interessierten Lesenden Details zum Beispiel über Werwölfe und Gargoyles.

Mit der Zeit hinterfragt Bold das Anliegen der Expedition. Ist eine Gefangennahme der Fabelwesen wirklich der beste Weg zu deren Erhalt? Die Menschen zerstören immer weiter den Lebensraum und hier sehe ich Parallelen zu den Gedanken, die auch Humboldt auf seiner Expedition hatte. Diese Gedanken hat ebenfalls die Spezialistin für Drachen, Frau Scheuchzer. Industrialisierung, Verschmutzung der Natur, die Folge ist ein Artensterben auch bei den Fabelwesen.

Es gibt diverse weitere Teilnehmende an der Expedition. Darunter Raro, ein Sammler von Artefakten, die Schutz vor einigen der Fabelwesen bieten sollen, eine Freischützin und eine Nonne, die bereits gegen eine Vampirplage gekämpft hat. Die Verbindungen zwischen den Teilnehmenden, ihre Stärken und Schwächen sind fast ebenso spannend wie die Fabelwesen selbst.

Doch es bleibt nicht bei einem Reisebericht mit einigen spannenden Einlagen. Florian überrascht damit, dass sich die politische Lage zuspitzt und ein beherztes Eingreifen der Expedition notwendig wird. Es wird immer spannender und Boldt mausert sich zunehmend zu einem Helden. Selbst die Wesenheiten, wie die Holundermutter, deren Bild einfach nur wunderschön ist, scheint ihn zu kennen. Der Reisebericht ist bereits bewegend, doch dann legt er noch eine Schippe zu für ein grandioses Ende.

Falls ihr Fabelwesen liebt, dann werdet ihr mit diesem Buch sehr glücklich werden. Es ist durchgehend großartig illustriert und ich kann den zweiten Band kaum noch erwarten.

Fast verschwundene Fabelwesen ...
… hat großartige und vielfältige Illustrationen auf fast jeder Seite.
… ist ein spannender Reisebericht, der zum Ende noch eine Extraportion Action bekommt.
… hat spannende Charaktere und natürlich weiß ich, was es mit der Nonne auf sich hat.

Fast verschwundene Fabelwesen

Szenario: Florian Schäfer
Illustrationen: Elif Siebenpfeiffer (Zinnober 2)
Hardcover mit 208 Seiten
ISBN: 978-3-8458-4749-8
Erschienen am: 23.10.2023
bei arsEdition
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Weitere Infos unter Forgotten Creatures

Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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© arsEdition

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2 Antworten

  1. Kathrin sagt:

    Wie schön, dieses Buch hier bei dir zu entdecken! Auf der LBM hatte ich diesen Programmpunkt zeitlich nicht geschafft, weil alles Interessante parallel stattfand.

    Das Buch klingt anders, als ich es mir vorgestellt hatte, aber auch deshalb umso interessanter – gerade die Mischung aus Fantasie und realen Personen und Ereignissen klingt vielversprechend. Und die Illustrationen sind wirklich toll!

    Dass es einen 2. Band geben wird, schreckt mich allerdings etwas ab – ich bin doch kein Fan von Reihen ^^

    • NadelNerd sagt:

      Hallo Kathrin,
      ich bin mir nicht sicher, ob es eine richtige Fortsetzung ist und bereits bekannte Personen in dem angekündigten Buch vorkommen. Es kann auch sein, dass die Fabelwesen im Mittelpunkt stehen. Es wird aber wohl wieder ein Expeditionsbericht sein

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