I Kill Giants Comic und Film +Rezension+

I Kill Giants – Comic

Ich suche Riesen. Ich jage Riesen. Ich töte Riesen.

Barbara muss nicht nur mit dem Schulalltag, der Schulschlägerin und pubertierenden Mitschülern klar kommen, sondern hat eine noch viel größere Aufgabe. Sie tötet Riesen. Leider nehmen die Meisten ihre Aufgabe nicht wirklich ernst. Die Mitschüler sehen sie als Freak, die sich mit so Jungskram wie Dungeons & Dragons und Baseball auskennt. Ständig muss sie nachsitzen und wird Dauergast bei der Schulpsychologin. Zu Hause versucht ihre große Schwester so gut sie kann die Mutterrolle zu übernehmen.

Giant-Killer

Wenn Barbara über ihre Gefühle reden soll, versteckt sich in ihrer Höhle im Keller oder reagiert wütend. Sie gibt nicht klein bei und ist selbst überrascht, als sie eine Freundin findet. Die meiste Zeit verbringt sie aber damit den Riesen Fallen zu stellen und über sie zu recherchieren. Dinge die Barbara nicht hören will, werden in den Sprechblasen einfach geschwärzt. Wenn sie alleine zu Hause ist, hat sie Angst, aber die meiste Zeit ist sie einfach wütend und es kommt zu mehreren körperlichen Auseinandersetzungen.

Gegen Ende des ersten Kapitels tauchen wir zum ersten Mal in Barbs Welt ab. Feen schwirren um sie herum und im letzten Panel sehen wir das Ausmaß ihrer Welt die in weißem Stift über die eigentliche Welt gezeichnet wurde. Eine Welt voller Fabelwesen. In einigen Szenen werden die Menschen einfach nur als Silhouetten dargestellt. Oft wird mit Spiegelungen in Barbs Brille gearbeitet, so werden hier zum Beispiel ihre Gesprächspartner in einem leichten Grau abgebildet. Es gibt viele Bewegungslinien, die das Geschehen dynamisch wirken lassen. Die Hintergründe verblassen teilweise und oft verschmilzt Barbaras Welt mit der realen Umgebung.

Ein Riese ist blanker Hass, er kann nichts Gutes ertragen also nimmt er einem Alles weg

Zum Lesen des Comics solltet ihr euch unbedingt vorher Taschentücher bereit legen. Was da eigentlich los ist, lässt sich schnell erahnen, aber vieles bleibt noch im Detail lange offen. Der Comic ist skurril, liebenswert, kämpferisch und unheimlich emotional. Die Welt, die sich Barbara schafft, ist schön und besonders. Zusätzlich gibt es seitenweise Bonusmaterial. Darunter Comicstrips „Joe & Ken – Ein kreatives Team“ nicht ganz ernst gemeinte Ausschnitte über die Entstehung des Comics, bei denen ich meine Tränen durch Lachen wieder trockenen konnte.

Die Panelführung ist teilweise experimentell, aber gut zu verfolgen. Leider ist dies für den Gesprächsfluss nicht immer der Fall, weshalb ich I Kill Giants zwar allen empfehlen möchte, es aber Comicanfängern nur eingeschränkt empfehlen kann.

Kämpft gegen die Riesen, die euch in eurem Leben begegnen.

I Kill Giants – Film

Den Film habe ich mir direkt angesehen, nachdem ich den Comic zum ersten Mal gelesen hatte. Dadurch war mein emotionaler Abstand vielleicht noch nicht besonders groß, aber ich konnte die Umsetzung des Comics in einem direkten Vergleich sehen.

Es gibt weniger D&D im Film, da hier versucht wurde die Geschichte in einen aktuelleren Kontext zu setzten. Mir ist dafür positiv aufgefallen, dass hier auf die Erwähnung von „Jungszeug“ verzichtet wurde. Insgesamt ist Barbara viel mehr mit Vorbereitungen beschäftigt. Barbaras Welt ist nicht so positiv umgesetzt, wie im Comic. Statt mit Feen zu sprechen, gibt es hier bedrohliche Vorboten und einen weiteren Riesen. Dadurch wird der Film gruseliger als der Comic und bekommt eine düsterere Stimmung. Leider geht Barbara dabei aber ihre Wut verloren, im Film wirkt sie deutlich ängstlicher als im Comic.

Tiefe

Die Probleme von Barbs großer Schwester werden mehr raus gearbeitet und so gibt es im Film tatsächlich ein positives Gespräch zwischen den Schwestern. Die Schulpsychologin bleibt im Film ebenfalls ein positiver Charakter, der Barbara einfach unterstützen möchte. Sie bekommt mehr Tiefe im Film, aber leider wird auf eine Szene verzichtet, die für mich im Comic sehr wichtig war. Insgesamt gibt es auch weniger Gewalt.

Barbara beschreibt ihrer Freundin Sophia die Riesen im Comic auf einer einzelnen sehr düsteren und beklemmenden Seite. Die filmische Umsetzung dagegen ist länger und gewaltiger, verliert dabei aber leider das beklemmende Gefühl. Das Ausblenden bestimmter Worte wird hier wörtlich umgesetzt, Scheinwerfer überblenden die Szene. Obwohl der Film ebenfalls rührend ist, habe ich deutlich später und weniger geweint, als es beim Comic der Fall war. Die Umsetzung des Themas hat mir insgesamt gut gefallen. Schade fand ich nur, dass Barbaras „Kopfkino“ für den Gruselfaktor fast ausschließlich negativ dargestellt wurde. Ihre eigene Welt war im Comic ein wunderschönes, lustiges und oft bestärkendes Element, dass erst bei konkreter Bedrohung selbst zu „leiden“ begann.

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I Kill Giants, Splitter VerlagI Kill Giants

Autor: Joe Kelly
Zeichner: Ken Niimura
Hardcover mit 240 Seiten
Gesamtausgabe in schwarz/weiß
ISBN: 978-3-96219-189-4
Erschienen am: 24.07.2018
beim Splitter Verlag

Der Comic wurde von mir selbst erworben. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst.

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3 Antworten

  1. Michael Kleu sagt:

    Ich kenne nur den Film. Die Filmbeschreibung bei Netflix hat mich einen „normalen“ Fantasyfilm erwarten lassen. Die sehr ernste Komponente ging kein bisschen aus der Beschreibung hervor, sodass ich erstmal ziemlich überrascht war, als ich verstanden habe, um was es in diesem Film eigentlich geht. Jedenfalls hat er mir trotz völlig falscher Erwartungen sehr gefallen.

    Deine Beschreibung des Comics hört sich gut an. Muss ich mal reinschauen.

  1. 26. März 2020

    […] ihre Weiterführung als Comic. Über Superheldenverfilmungen habe ich bereits gesprochen, aber auch I kill Giants wurde verfilmt und zeigt den eigenwilligen Umgang eines jungen Mädchens mit ihrer belastenden […]

  2. 29. Juni 2020

    […] habe mir einen Tag lang Ruhe genommen, um I Kill Giants zu lesen und anschließend den Film zu schauen. Meine Eindrücke dazu konntet ihr am Freitag […]

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