Gejagt: Die Flucht der Angela Davis +Rezension+
Gejagt: Die Flucht der Angela Davis
1949 Birmingham, Alabama. Angela lernt, nur mit gesenktem Kopf an Polizisten auf dem Weg zur Schule vorbeizugehen, während nachts der KKK brandschatzend durch „Dynamite Hill“ zieht. Ihre Schulfreundinnen sagen, sie muss sich daran gewöhnen, doch das will sie nicht. 1970 wird sich die Aktivistin auf der Flucht vor dem FBI befinden, die sie wegen Mord und Kidnapping suchen.
Von Black Panther bis Black Lives Matter
Die Haupthandlung umfasst die Flucht von Angela ab 1970, aber es gibt viele lange Rückblicke, die sich mit ihrem Werdegang beschäftigen und wie es eine schwarze Frau schaffte, zu den Meistgesuchten des FBI zu werden. Trennblätter helfen, bei den Zeitsprüngen nicht den Überblick zu verlieren. Nach einer Kindheit im Brennpunkt der Massenunruhen wird Angela in Frankreich und Deutschland studieren und erst für ihre Doktorarbeit in die USA zurückkehren. Der ausschlaggebende Punkt ist aber, dass sie sich engagieren will.
Da ihr die Black Panther zu chauvinistisch sind, tritt sie dem Che Lumumba Club bei, einem Ableger der kommunistischen Partei. Bereits als Aktivistin auffällig geworden, ist sie nun als Kommunistin aus Sicht des FBI Chefs Hoover eine große Bedrohung. Durch ungeschicktes Vorgehen der Regierung erhält sie Aufmerksamkeit auch in den Medien und wird so schnell zur Symbolfigur. Auf dem Weg zu einer Rede wird sie auf die Mutter und kleinen Bruder von George Jackson treffen. Das Versprechen, dem unrechtmäßig im Todestrakt sitzenden George zu helfen, wird ihr Leben auf den Kopf stellen.
Die Bilder sind in Sepiatönen gehalten. Nicht einmal Weiße sehen wirklich weiß aus, nur die Kluft des KKK strahlt im hellen Weiß als erschreckend krasser Kontrast. Nicolas Pitz schafft es, unterschiedlichste Gesichter zu schaffen, die sich alle voneinander unterscheiden lassen. Oft bricht er die Panelführung auf und gestaltet die Seiten offener, aber doch in einer klaren Struktur. Mit den Medienberichten geht er in der grafischen Umsetzung spielerisch um und erhält dabei den leichten Lesefluss.
Die langen Passagen mit Briefen zwischen Angela und George lassen tiefe Blicke in die Seelen der beiden zu. Ich hatte keine Wahl, als mit den beiden mitzubangen, wie es sicherlich die zahlreichen weltweiten Demonstranten damals getan haben sowie die Rollings Stones, als sie das Lied Sweet Black Angel über sie verfassten.
Gejagt: Die Flucht der Angela Davis ist ein Stück Geschichte, dass bis in die heutige Zeit reicht und leider nicht an Aktualität verloren hat.
… ist beeindruckende und erschreckende Geschichte.
… zeigt eine gebildete und engagierte Frau.
… hat ein gelungenes Artwork, dass selbst hin und wieder aus seinen Schranken ausbricht.
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Gejagt: Die Flucht der Angela Davis
Szenario: Fabien Grolleau (Darwin: An Exceptional Voyage)
Zeichnungen: Nicolas Pitz
Hardcover mit 136 Seiten
ISBN: 978-3-96658-342-8
Erschienen am: 14.07.2021
bei Cross Cult
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.