Frankenstein Alive Alive! +Rezension+
Frankenstein, Alive, Alive!
Der Comic Frankenstein Alive Alive! ist mehr als nur ein Comic oder eine Literaturadaption. Es ist das letzte Werk von Bernie Wrightson. Das Werk, das er nicht mehr vollenden konnte und für das er einen Nachfolger suchte, der es für ihn vollendet. So ist das Vorwort schon sehr emotional, bevor es überhaupt um die Figuren von Mary Shelley geht.
Eigentlich habe ich keinen Namen. Mein Schöpfer gab mir keinen.
Namenlose Kreatur
Wir springen durch einige Episoden im Leben der Kreatur. Seine Gegenwart ist für uns noch gar nicht so lange her. Doch er möchte seine Geschichte erzählen, die am Ende des berühmten Romans beginnt. Wie er es geschafft hat zu überleben, oder besser seine frustrierende Erkenntnis nicht zu sterben. Wie er zu einem Arzt gelangte, der ihn unter seine Fittiche nahm.
Hier kommen die wirklich unglaublichen Bilder aus den Laboratorien, Magazinen und Bibliotheken. Reagenzgläser, Kuriositäten in Formaldehyd und Unmengen von Büchern sind nur bildfüllende Elemente und doch unglaublich faszinierend. Schaut euch die Bilder aus dem Schnee an, sie erinnern mich an „Die große Welle vor Kanagawa“ und spätestens hier hatte ich beim Lesen eine Gänsehaut. Die Geschichte scheint aufwärts zu gehen, aber leider wird es nie ein wirkliches Happy End geben. Doch das Leben geht weiter, und wenn es kein Happy End gibt, kann es noch nicht zu Ende sein.
Die Kreatur bleibt auch nach Jahrzehnten namenlos. Ich finde das unglaublich schade. Ausgesetzte Kinder und manche, die zur Adoption freigegeben werden, bekommen von ihren Erschaffenden keinen Namen. Erwachsene wählen einen anderen Namen, weil ihnen der eigene nicht gefällt, als Künstler oder auch wegen einer Transition. So viele wählen einen Namen, und doch wird das Geschöpf von seiner Namenslosigkeit verfolgt. Für mich zeigt es wie sehr sie traumatisiert wurde durch das verlassen werden.
Der Übergang der Zeichner schleicht sich in den Comic ein. Erst sind es einzelne Panel auf den Seiten und dann ganze Seiten und Splashpages, auf denen die Kreatur ein wenig anders wirkt. Das deutlichste Zeichen ist allerdings, dass die blauen Skizzen von Kelley Jones noch durch die fertigen Zeichnungen scheinen und seine Schattierungen nicht so viel Tiefe erzeugen wie die von Bernie Wrightson. Doch das sind nur Kleinigkeiten, denn das Gesamtpaket ist stimmig und ohne einen spürbaren Übergang wäre es nicht angemessen gewesen.
Ihr merkt es schon, ich wurde hier sowohl von der Geschichte um als auch im Comic gerührt und die unglaublichen Bilder haben mir mehr als gut gefallen. Das Gesamtpaket ist absolut lesenswert für alle, die irgendwann mal etwas über Frankenstein und seine Kreatur gehört oder gesehen haben. Eine mögliche Fortsetzung, die dem Wesen der Kreatur gerecht wird.
Frankenstein Alive Alive! ist spannend, stimmig, bewegend und fesselt dazu noch mit umwerfenden Bildern.
… ist eine gelungene Fortführung des Romanklassikers.
… hat ein unglaubliches und detailverliebtes Artwork.
… bewegt mit der Geschichte um die Entstehung des Comics.
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Frankenstein, Alive, Alive!
Szenario: Steve Niles
Zeichnungen: Bernie Wrightson und Kelley Jones
Hardcover mit 104 Seiten
ISBN: 978-3-98721-252-9
Erschienen am: 26.09.2024
beim Splitter Verlag
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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