Die vielen Gesichter des Comics 3 – Die Neunte Kunst

Die vielen Gesichter des Comics

Die Neunte Kunst und die Sequenzielle Kunst

Nun geht es wieder in die verschiedenen Ecken der Comicwelt. Im ersten Teil dieser Serie habe ich Gegensätze in dem Medium Comic beleuchtet und im zweiten Teil wurden verschiedene Aspekte von Comics verglichen. Wie immer erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit in meinen Ausführungen.

Comics sind doch einfach nur Comics, oder? Doch was sollen uns die Begriffe „Neunte Kunst“ und „Sequenzielle Kunst“ sagen? Woher diese Ausdrücke eigentlich kommen und was sie bedeuten sollen, darüber möchte ich euch dieses Mal in „Die vielen Gesichter der Comics“ berichten. Kurzum, diesmal geht es um Kunst.

Sequenzielle Kunst

Comics (als Oberbegriff) werden auch als Sequenzielle Kunst oder auch als Sequenzielle Erzählung benannt. Bevor wir darüber streiten, was Kunst ist und was weg kann, reden wir über die Erzählung, denn der Comic ist ein erzählendes Medium. Sequenziell bedeutet laut Duden „fortlaufend, nacheinander erfolgen“. Wir reden hier also über eine fortlaufende Erzählung, quasi in Bildern, die nacheinander erfolgen. So weit, so einfach.

Scott McCloud hat in „Understanding Comics“ bzw. „Comics richtig lesen“ sogar noch ein wenig mehr zu dem Thema gesagt. Es ist leicht zu sagen, was ein Comic-Heft oder ein Comic-Strip ist, aber was sind Comics? Dieser Oberbegriff, der so viele verschiedene Formen umfassen soll. Er bedient sich bei Will Eisner und erklärt, dass ein Bild einfach nur ein Bild ist, doch schon aus zwei Bildern ergibt sich eine Abfolge von Bildern: Sequenzielle Kunst.

Wichtig ist hier, dass die Kunstform vom Inhalt gelöst betrachtet wird. Comic-Strip, Funny, Biografie oder Graphic Novel. Ebenfalls ein von Will Eisner geprägter Begriff, da er sich mit „Ein Vertrag mit Gott“ von den damals vorherrschenden Superhelden-Comics abgrenzen wollte. Ein geschickter Marketingtrick, mit dem er einen Verlag suchte.

Im Gegensatz zur sequenziell-visuellen Kunstform „Animation“, die wirklich zeitlich hintereinander ablaufende Bilder hat, ist der Comic räumlich gesehen hintereinander ablaufend. Innerhalb der Seite, von Seite zu Seite und so ein ganzes Buch durch. Dabei ist die Leserichtung egal und auch, ob die Bilder digital oder analog sind. Somit wäre also ein Daumenkino sequenzielle Kunst und eine ausgebreitete Filmrolle eines Animationsfilms irgendwie auch ein Comic. Keine Sorge, auch McCloud verheddert sich an dieser Stelle etwas, das sind ausnahmsweise nicht nur meine wirren Hirnwindungen.

Die neunte Kunst

Woher stammt eigentlich der Begriff „Neunte Kunst“? Tatsächlich sind alle bildenden Künste nummeriert, das klingt, zumindest für mich, ein wenig skurril. Zu den ursprünglichen Künsten gehörten Malerei, Bildhauerei, Zeichnung, Grafik und Architektur. Mit neuer Technik folgten neue Kunstformen, die Nummern sechs, sieben und acht: Fotografie, Film und Fernsehen.

1971 setzte sich der Literaturwissenschaftler Francis Lacassin mit dem Medium Comic auseinander und verfasste das Essay „Pour un neuvième art: La bande dessinée“ zu Deutsch „Für eine neunte Kunst: Der Comic“. Damit forderte der Franzose nichts Geringeres, als den Comic als Kunstform anzuerkennen. Dies gelang ihm durch den Eintrag in die französische Enzyklopädie „Grande Encyclopédie Alphatbetique Larousse“ und aufgrund seines Einsatzes setzte sich der Begriff „Neunte Kunst“ und damit die Anerkennung des Comics als bildende Kunst international durch.

Die bildenden Künste

„Ist das Kunst oder kann das weg?“ Kunstverständnis liegt wohl wie Schönheit im Auge des Betrachters. Seien wir ehrlich, alle dieser neun aufgezählten bildenden Künste haben sowohl Hochkultur als auch Trash geschaffen. Um nur einmal die beliebten Künste Film und Fernsehen zu nennen, die uns vermutlich am geläufigsten sind: Hier geht das Spektrum von Arthouse über Dokumentationen bis zu Komödien, Horror und Trash-TV. Kunst muss nicht immer anspruchsvoll sein oder von allen verstanden werden. Daher sicher auch das häufige Unverständnis für die Kunstform Comic bzw. die sequenzielle Kunst.

Hier kommen wir nämlich wieder zurück zur Definition vom Comic, und zwar ganz ohne auf die Inhalte eines bestimmten Comics zu schauen. Die neunte Kunst sind Comics und Comics sind sequenzielle Kunst. Manche empfinden wir als künstlerischer als andere, doch es bleibt eine (bildende) Kunst.

Mehr über Comics:

Neben der Gesichter des Comics könnt ihr bei Sandra auch etwas über das Universum der Comics erfahren. Booknapping hat ebenfalls die Initiative Auch für Comic-Einsteiger ins Leben gerufen. Auf ihrer Seite könnt ihr erfahren, welche Blogs an der Initiative teilnehmen. Meine Empfehlungen aus der Rubrik Comics für Einsteiger findet ihr über den Link oder das Menü.

Quellen:

Vielen Dank an Barbara „Eggy“ Eggert ⁠für den Denkanstoß in Bezug auf die Quellensuche.
„Comics richtig lesen“ von Scott McCloud
https://www.fremdwort.de/suchen/bedeutung/comic
https://www.uibk.ac.at/literaturkritik/zeitschrift/die-neunte-kunst.html
http://mixercomics.at/?page_id=31

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