Die Gruftis +Rezension+
Die Gruftis
Die Zwillinge Clara und Colin sind die Kinder des lokalen Bestattungsunternehmens. Für ihre Klassenkameraden macht sie das zu Spooky und Grufti. Sie sind ständig Hänseleien und Mobbing ausgesetzt, doch am Ende muss Colin vor der Klassenzimmertür stehen und die Lehrer sehen die beiden als Problemfall. Die Selbstständigkeit ist für die Eltern kräftezehrend, da bleibt nur wenig Zeit für die Kinder. Da heißt es, zur Strafe den Friedhof reinigen.
Tote und Abenteuer
Clara und Colin spielen allerdings auch gerne auf dem Friedhof, sie lassen ihrer Fantasie gerne freien Lauf. Steinmetz Pitti befeuert sie noch mit Geschichten über Zombies und Vampire. Er ist den Kindern gegenüber als einziger nicht voreingenommen, wenn er in seiner Freizeit auf dem Friedhof im Godzilla-Shirt sitzt und zeichnet. Um die Kinder bei Laune zu halten, macht er sie auf ein Zeichen auf einem der Grabsteine aufmerksam. Damit will er sie ein wenig beschäftigen und sogleich fangen sie an, zu ermitteln.
Uns erwartet ein spannender Krimi auf 240 Seiten. Ursprünglich ist der Comic in drei Bänden erschienen, der Splitter Verlag serviert ihn uns aber direkt vollständig. Was für andere unangenehm oder gruselig ist, ist für diese Kinder normal. Spielen auf dem Friedhof, aber bitte leise. Mit Toten unter einem Dach leben, Trauernde, die ein und aus gehen, Aufbahrungen und Beerdigungen. Diese Normalität schwingt mit und damit wird auch der Arbeitsalltag der Eltern gezeigt und dieser hat nun mal mit Tod und Toten zu tun.
Emotionen und Action
Der Kriminalfall, der sich hier entwickelt, kommt ganz ohne irgendwelche Gruselelemente aus. Klar spielt er auf einem Friedhof und in einem Bestattungsinstitut, aber das schlimmste ist eigentlich das Außenseitertum der Kinder. Dazu gibt es noch einiges an Action, Heimlichtuerei und Ermittlungen, verbunden mit tollen Bildern. Es gibt tolle große Panels, die oft den Himmel mit abbilden. Insgesamt ist das Artwork wirklich schön und sanft, doch es kann auch anders, dieser Bruch wirkt oft harsch und wird durch dynamische Linien und manchmal Farbe zusätzlich abgesetzt. Das Lettering ist ausdrucksstark und lebendig, die Emotionen lassen sich hier direkt ablesen. Auch die Gesichter und Augen sprechen Bände.
Die Darstellung und Folgen des Mobbings finde ich gelungen dargestellt. Es zeigt, dass es den Zwillingen das Leben schwer macht, aber es steht nicht im Mittelpunkt. Bei den Eltern wird das „selbst und ständig“ und damit die hohe Belastung deutlich. Die Emotionen kochen manchmal über, aber es gibt auch emotionale Stützen, mit denen Trauer, Wut und Überforderung geteilt wird. Jeder knabbert hier an seinem eigenen Päckchen und in diesem emotionalen Umfeld nimmt der Kriminalfall mit spannenden Wendungen immer mehr Fahrt auf. Ich habe mit den Kindern mitgerätselt und auch so meine Theorien entwickelt. Die Gruftis war bis zum Ende spannend und hat einen schönen Abschluss gefunden.
Die Gruftis ist eine emotionale und spannende Kinder-Detektivgeschichte mit Bestattungs- und Friedhofs-Flair für jüngere und ältere Lesende.
… ist eine spannende und emotionale Detektivstory.
… hat ein sehr schönes Artwork, das zwischen Ruhe und Dynamik problemlos wechseln kann.
… macht aus dem Leben in einem Bestattungsinstitut keinen Horrorfilm.
Ihr mögt Kinderdetektive und spannende Kriminalfälle? Ihr möchtet mehr Alltag und weniger Horror, wenn es um Bestattungsunternehmen und Friedhöfe geht? Dann findet ihr bei Die Gruftis einen tollen Einsteiger-Comic. Die Panelführung ist klassisch aufgebaut, der Leserichtung leicht zu folgen und es gibt nicht übermäßig viel Text, wodurch sich die 240 Seiten recht zügig lesen lassen. Die Action kann für ganz junge Lesende noch etwas zu viel sein, aber Jugendliche und Erwachsene werden abenteuerlich unterhalten.
Die Gruftis
Szenario und Zeichnungen: Lea Mazé
Hardcover mit 240 Seiten
ISBN: 978-3-96792-745-0
Erschienen am: 14.12.2022
beim Splitter Verlag
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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