Die Frauenquote – Masteredition

Master Frauenquote

Im Bachelor hatte ich mich unter den Kommilitonen umgeschaut, wer da eigentlich mit mir studiert. Sind da mehr Frauen oder Männer, hängt es vom Studiengang ab oder ist es eigentlich wirklich vergleichbar, da mein Studiengang doch noch recht frisch war? Ist Informatik wirklich so ein Männerding? Nun bin ich im Master und möchte erneut einen Blick auf die Studierendenschaft und die Frauenquote werfen. Diesmal ist der Studiengang in Emden noch frischer als der Bachelor, aber der Unterricht findet im Hochschulverbund statt und an den anderen Standorten ist der Studiengang durchaus schon etabliert.

Eindrücke aus Onlineverwaltung

Es gibt den hochschulübergreifenden Mischkurs des Studienganges Master Wirtschaftsinformatik. Hier sind „alle“ aufgelistet; Lehrende, Betreuende und Studierende. Leider ist die Trennung der Rollen nicht ganz sauber, so tauchen etwa 120 Personen unter der Rolle „Student“ auf, aber diese beinhaltet auch Dozenten, Studiengangsverantwortliche und andere. Blättere ich mich durch die Seiten, würde ich schätzen, dass es hier etwa 60 % Männer und 40 % Frauen gibt. Wohlgemerkt, ich muss hier mit Namen und teilweise Fotos eine Unterteilung vornehmen. Wer sich letztendlich welchem Geschlecht zugehörig fühlt und ob ich alle Namen richtig deute, kann ich also beim besten Willen nicht sagen.

Teilnehmerzahl in Management Ethics inkl.

Eindrücke aus Chats

Die sind nicht ganz leicht, denn hier melden sich irgendwie immer nur die üblichen Verdächtigen und dies sind überwiegend weiblich. Schaue ich in die Kursverwaltung bei BI sehe ich etwa 12 Frauen von 30 Studierenden. 25 von 56 bei Management Ethics, hier bin ich mir im Übrigen nicht sicher, ob es ein Mischkurs mit BWL Studenten ist. Das kam nämlich auch im ersten Semester bei Mitarbeiterführung vor, ohne dass wir da eine Info bekommen hätten. In Requirements Engineering haben wir 13 Frauen von 34 Studierenden und 12 von 32 in IT-Governance.

In den Chats sind oftmals nur etwa 20 von ca. 30 eingeschriebenen Studierenden anwesend. Nicht alle können direkt teilnehmen und auch nicht alle, die eingeschrieben sind, nehmen wirklich am Kurs teil. Ich habe nun in den Chats immer wieder die Teilnehmenden gesichtet. In der Regel nehmen unter 20 Studierende an den Chats teil. Davon sind 40 – 50 % Frauen. Damit sind entweder die Frauen „fleißiger“ als die Männer, oder im Masterstudium hält sich der Anteil fast die Waage.

Warum könnte das sein? Oftmals arbeiten noch immer Frauen zur Kinderbetreuung in Teilzeit. Ein höheres Bildungsniveau verspricht ein höheres Gehalt, das eine Stundenreduzierung ausgleichen könnte. Viele meiner männlichen Kommilitonen sagten im Bachelor, der Abschluss würde ihnen reichen, denn das dadurch absehbare Gehalt würde genügen. Allerdings sagten auch viele, dass sie durch das Studium neben der Arbeit platt sind. Tatsächlich scheine ich eine Ausnahme zu sein, nur wenige haben nach dem Bachelor neben der Arbeit gleich den Master begonnen. Viele haben vor Jahren einen Studienabschluss gemacht, viele in Präsenz und studieren nun zum ersten Mal parallel zum Beruf.

Noch eine Auffälligkeit ist die Beteiligung in den Chats. Dort sprechen, gefühlt, fast nur die gleichen vier Personen mit den Dozenten. Davon sind drei Frauen. Die Chatfunktion wird von mehreren Personen genutzt, allerdings sind auch nur etwa die Hälfte der Teilnehmenden anwesend. Vor ein paar Wochen hatte sich ein Kommilitone beschwert, dass er den Chats so schlecht folgen kann, da ständig nur etwas geschrieben wird und die Leute sich ja nicht mündlich beteiligen. Dafür hat er sich dann auch zum ersten Mal zu Wort gemeldet…

Wie sieht es vor der eigenen Haustür aus?

Der Studiengang in Emden ist neu und geht mit diesem Semester quasi erst in die zweite Runde. Ich war eine der ersten beiden Studentinnen, die in Emden diesen Studiengang letztes Semester zum ersten Mal belegt haben. Richtig, zwei Studentinnen. Zwei Frauen. Nun ist das zweite Semester angebrochen und die Neueinschreibungen haben sich verdoppelt. Ja, es gibt gleich vier Neulinge. Zwei Frauen und zwei Männer. Damit sind zumindest in Emden die Verhältnisse im Master Wirtschaftsinformatik klar. 4:2 liegen die Frauen hier ganz klar vorne.

Die Zulassung zum Studium ist nicht limitiert. Es gibt hier keine Quoten, die eingehalten werden müssen. Im Bachelor Studiengang Wirtschaftsinformatik waren es etwa 20 % Frauen, jetzt im Master liegen wir bei etwa 40 %, wenn nicht sogar noch mehr. Im Bachelor Medieninformatik war der Frauenanteil auch deutlich höher als damals im noch frischen Wirtschaftsinformatik. Gegen Ende meines Bachelors haben die Anmeldungen für Wirtschaftsinformatik, die der Medieninformatik sogar übertroffen. Was an der Hochschule als Nische begann, wurde immer interessanter und auch da wuchs der Frauenanteil deutlich.

Informatik ist also schon lange kein Männerding mehr. Im Job bilde ich als Frau zwar häufig die Ausnahme, allerdings gibt es bei uns in der zentralen IT, die mit den Studienabschlüssen, deutlich mehr Frauen.

Das große Ganze

Laut Statista sollen aber 2021 nur 17 % Frauen in Informatikberufen tätig sein. 2020/2021 lag Wirtschaftsinformatik auf Platz 11 der am stärksten besetzten Studienfächer und auf Platz 6 der Studienfächer, die am stärksten durch Männer besetzt sind. In den Top 20 der Frauen taucht sie nicht auf. Bei Informatik ist es allerdings anders. Es lag auf Platz 2 der Studienfächer, auf Platz 2 bei den Männern und Platz 14 bei den Frauen. Das entspricht leider nur 19 % Frauenanteil, bei der Wirtschaftsinformatik sind es 17 % Frauenanteil bundesweit.

Was ich in Ausbildung, Bachelor und nun Master erlebe, ist eine ständige Steigerung des Frauenanteils. Das spiegelt Statista nicht unbedingt wider. Was studiert oder gelernt wurde, sagt nicht immer etwas darüber aus, ob in dem Bereich auch später gearbeitet wird. Trotzdem bin ich überrascht, dass meine Erlebnisse deutlich von den kalten Zahlen abweichen. Sind Frauen fortbildungsfreudiger? Ist das eine normale Verschiebung für Norddeutschland? Glänzen die Herren eher durch Abwesenheit? Haben Frauen einfach den längeren Atem?

Für mich bleibt meine persönliche Feststellung: In meiner Ausbildung gab es ca. 10 % Frauen, im Bachelor ca. 20 % und jetzt im Master ca. 40 %.

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4 Antworten

  1. Wie immer spannend. Ich bekomme das eher noch durch die Arbeit in der „Frühförderung“ mit. Also durch die Girls‘ Days und Aktionen, die das Unternehmen, für das ich arbeite, mit Student:innen durchführt. Da war mein Augenöffner im Herbst letzten Jahres mal wieder ein Workshop mit Schüler:innen, die sich für ein Studium entscheiden wollen/sollen. Wir haben mit ihnen Java programmiert. Es waren unter 20 TN 15 Jungs und 5 Mädchen. Fast alle Jungs hatten schon aus Schul-AGs oder Freizeit Programmierkenntnisse, bei den Mädchen eins. Ich ging mit hängendem Kopf raus und dachte „es ändert sich einfach nichts“. (Natürlich dachte ich auch, dass vielleicht unser Workshop was geändert hat 😉 wäre toll)

    Jedenfalls durch den Austausch mit Unis und Schulen schwingen da manchmal Zahlen mit und die scheinen auch nicht nach oben zu gehen. Vielleicht ist Emden eine Ausnahme? Vielleicht ist Emden beliebt? Vielleicht ist das Fernstudium für Frauen beliebter, weil sie wirklich den längeren Atem haben oder das irgendwie nebenbei wuppen? Wundern würde mich das nicht.

    Wie immer danke für den Einblick! Ich lese das immer wieder mit Spannung 🙂

    • NadelNerd sagt:

      Ich habe, also ich in der Schule war, auch nie über „irgendwas mit Computer“ als Job nachgedacht, bis ich merkte, dass der DV Lehrer weniger kann als ich. In der Ausbildung waren dann aber die meisten Jungs weiter als ich und ich bin bis heute kein Freund von programmieren. Im Bachelor hat es mich sehr gewurmt, weil ein Dozent immer Sachen sagte wie „Wenn sie erstmal Entwickler sind“. Als wäre Softwareentwicklung der einzige Job in der IT und dabei waren im Kurs schon 70 % in der IT tätig und davon vermutlich die Hälfte als Entwickler.
      Emden ist noch recht frisch, aber vielleicht sind Frauen aus Norddeutschland im Schnitt bissiger? Ich glaube allerdings eher, dass es was mit dem Altersdurchschnitt im Studium zu tun hat. Kinder bekommen, vielleicht auch damit, dass nach ein paar Jahren in Job der Frust steigt. Dann wird der Kampf bzw. das Studium aufgenommen.

  2. Torsten sagt:

    Hey,

    bei uns im Informatikstudium (ja ich werde alt, ich habe das Studium vor Rund 15 Jahren damals noch mit einem Diplom beendet), war der Frauenanteil weit unter 10%, ich würde vermuten sogar unter 5% und das war der Schnitt von rund >300 Leuten, die mit mit im Jahrgang angefangen haben (Technische Informatik, Allgemeine Informatik, Wirtschaftsinformatik, lediglich in Medieninformatik war der Frauenanteil deutlich höher als in den anderen Bereichen).

    Von WI weiß ich nur von einer, die das Studium mit uns in der Regelzeit beendet hat. Die Abbrecherquote beim Präsenzstudium Informatik war 50-60%. Gerade in Mathe, Theoretischer Informatik und Algorithmen und Programmierung wurde kräftig ausgesiebt bei uns.

    LG

    Torsten

    • NadelNerd sagt:

      Hallo Torsten,

      in Mathe, Theoretischer Informatik, Algorithmen und Datenstrukturen und Programmierung wird auch heute immer fleißig gesiebt. In Medieninformatik weniger bei Programmierung, der Studiengang ist zwar durchaus frauenlastiger als meiner, aber hier hatten die meisten Vorkenntnisse in Programmierung. Die Abbruchquote war deutlich geringer, aber hier studieren auch zumeist erwachsene Menschen neben dem Job.
      Vor 20 Jahren in meiner Ausbildung war der Frauenanteil ja auch nicht unbedingt hoch. Da ist es für mich schön zu sehen, wie er langsam gestiegen ist.

      Liebe Grüße
      Ariane

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