Das große Los

François hat im Leben sicher nicht das große Los gezogen. Aktuell gibt es Dauerregen, einen neuen Kollegen, der angelernt werden muss und nicht vor Talent strotzt, außerdem aktuell keine Aussicht auf eine Gehaltserhöhung. Doch es gibt auch die kleinen Momente der Hoffnung, wie die Gespräche mit Maryvonne, in deren Kiosk er regelmäßig Lotto spielt. Seit 17 Jahren, immer dieselben Zahlen, da muss er ja irgendwann Glück haben.

Schönes Licht, schöne Stadt

Das Leben von François besteht aus Tristesse, er bewegt sich eher am Bodensatz der Gesellschaft, zu einer Zeit in der Videobänder der neuste heiße Scheiß waren. Als Fahrer für eine Wäscherei kommt er viel herum, von Privathaushalten bis zu Luxushotels steuert er täglich alle möglichen Ziele an. Im Auto ist der Dauerregen auch noch erträglich, doch vergisst er ständig seinen Regenschirm und endet komplett durchnässt. Wie ihr schon in den Bildern unten sehen könnt, ist Maryvonne wortwörtlich ein Lichtblick für ihn. Die Lichtstimmung ändert sich oft, wenn ein kleiner positiver Moment eintritt. Doch auch die Spiegelungen der Lichter der Stadt in den Pfützen auf den Straßen kann einem sonst ungemütlichen Bild einen positiven Touch verpassen.

Hier wird eher eine Kurzgeschichte erzählt, mit wenigen Worten, aber in großen Bildern. Der Comic lebt von den beeindruckenden Bildern, insbesondere denen der Stadt. Es gibt Detailausschnitte, Totalen und unterschiedliche Blickwinkel bei „Bremer Wetter“. Mit dem ständigen Regen, Zügen, Verkehr und dem Fluss fühle ich mich dort direkt heimisch. Das klingt für euch vielleicht ein bisschen verrückt, aber Regen und Straßenbahnschienen auf Kopfsteinpflaster vermitteln mir so ein bisschen das Gefühl von Heimat. Natürlich handelt es sich hier nicht um Bremen, doch die gezeigte Stadt wird nicht näher benannt, obwohl sie viel Raum für sich in diesem Comic einnimmt.

Das große Los hat zwar keine tiefgreifende Geschichte, doch unglaublich beeindruckende Bilder voller Spiegelungen und Lichtstimmungen in einer verregneten Stadt.