Carmilla Der weibliche Vampir +Rezension+

Carmilla – Der weibliche Vampir
Die Steiermark. Ein abgelegener Ort, die nächsten Nachbarn sind kilometerweit entfernt. Besonders viel gibt es hier für Laura und ihrem Vater auf Schloss Karnstein nicht zu erleben. Lauras Mutter ist früh gestorben, doch zwei Gouvernanten haben sie aufgezogen. Nun ist sie schon eine junge Erwachsene, kennt die Wälder der Umgebung gut, doch hat sie nur selten neue Bekanntschaften.
Eine neue Freundin
Laura ist relativ einsam in dem abgelegenen Schloss und daher mehr als glücklich, als die junge Carmilla von ihrem Vater aufgenommen wird. Carmilla ist sehr hübsch, doch ein wenig träge. Sie hat ein paar eigentümliche Präferenzen, schläft lange, schließt die Tür ab, ist jedoch auch sehr klug und redegewandt. Schnell freunden sich die beiden Frauen an. Doch gleichzeitig beginnt eine Krankheit zu grassieren in der Umgebung. Junge Frauen, siechen plötzlich dahin und in der Regel ist der Krankheitsverlauf sehr rasant.
Ganze 26 Jahre bevor Dracula erschien, durfte die Welt bereits Carmilla kennenlernen. Eine Geschichte, die von Laura protokolliert wird. Ein Vorwort, dass sie als sachlich und reflektiert bezeichnet. Hier wird keine hilflose Frau in Nöten dargestellt, doch eine, die Hilfe benötigt. Sie ist kein dummes Opfer, obwohl sie das Opfer einer Vampirin wird. Sie erfährt Lovebombing und hat zum ersten Mal eine Freundin und Vertraute in ihrem Alter. Doch ist Carmilla in Wirklichkeit viel älter als sie.
Die Helden und Macher der Geschichte sind zwar die Männer, doch der Blickwinkel aus dem berichtet wird, ist der Lauras. Es ist ihre Geschichte, ihre Empfindungen, ihr Leben. Sie beschreibt, dass sich zuweilen das Zusammensein mit Carmilla anfühlt, als würde die ein Mann umwerben. Ist hier wirklich eine reale Zuneigung vorhanden, oder bevorzugt Carmilla einfach das Blut von Frauen? Die Historie und die Umgebung, mit den österreichischen Wäldern fühlt dich sehr stimmig an. Carmilla und Laura stehen im Mittelpunkt und tragen die Geschichte. Lauras Vater und der befreundete General sind eher Statisten. Nur selten berichtet sie Ereignisse aus zweiter Hand. In den meisten Fällen war sie selbst dabei und nur selten als Zuschauerin.
Sheridan Le Fanu scheint mir hier seiner Zeit voraus zu sein. Eine Frau, die einen reflektierten und sachlichen Bericht abliefert. Eine Täterin, eine romantische Anbahnung zwischen zwei Frauen und nur gegen Ende ist es an der Zeit für die Männer, die Handlung voranzutreiben. Das Buch ist wirklich gut gealtert und lässt sich auch heute in vollen Zügen genießen. Düsterer, einsamer Gothic Horror mit einer Vampirin, die fasziniert und genauso schön ist, wie diese Neuveröffentlichung.
… würde ohne dem Zusatz im Titel die Spannung noch erhöhen.
… ist sehr gut gealtert und absolut lesenswert.
Carmilla Der weibliche Vampir
Szenario: Sheridan Le Fanu
Übersetzung: Eike Schönfeld
Hardcover mit 144 Seiten
ISBN: 978-3-608-98820-8
Erschienen am: 19.10.2024
bei Hobbit Presse
Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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