Zehntausend schwarze Federn (Bone Orchard Mythos)

Trish und Jackie lernen sich als junge Mädchen kennen. Schnell verbindet sie ihre Liebe zur Fantasyliteratur und der Drang, eigene Bücher und Dungeons & Drangons Kampagnen zu schaffen. Jackie Kampagnenideen spielen an einem düsteren Ort, doch beginnt sie sich mit der Zeit zu verändern.

Hörst du nicht, wie sie fallen?

Zehntauschend schwarze Federn, Splitter Verlag, Seite 7

Stimmen im Kopf

Es ist Jahre her, dass Trish „zu Hause“ war. Sie hat einige Bücher veröffentlicht und war schon lange nicht mehr in dem Haus, in dem sie mit Jackie damals so viel Zeit verbracht hat. Doch eine Stimme in ihrem Kopf treibt sie an, dorthin zurückzukehren. Flüstert ihr ein, auf die Federn zu hören, wie sie fallen. Was geschah damals, als die beiden langsam erwachsen wurden? Vieles bleibt für die Lesenden lange im Dunkeln, die Geschichte wird nur langsam enthüllt, während die Stimme in Trishs Kopf ihr fortwährend zuflüstert.

Die Beziehungen zwischen Trish, Jackie und deren Mutter werden nach und nach aufgezeigt. Hier wird die enge Verbundenheit immer klarer, doch auch Frust und Verzweiflung lassen sich an den Gesichtern erkennen. Einige der Bilder sind so gestaltet, dass ich sofort Gänsehaut bekomme, wenn ich sie sehe. Die schöne Vergangenheit hebt sich gegen das triste Jetzt auch in den Farben deutlich ab. Federn und ihre Silhouetten werden immer wieder geschickt in die Bilder eingebaut, ganz in dem Stil von Andrea Sorrentino. Wer das Artwork von Sorrentino mag, wird hier definitiv Spaß am Comic haben.

Erneut lässt uns Jeff Lemier lange im Dunkeln tappen, bis sich die Handlung langsam verdichtet. Vornehmlich herrscht hier eine schwermütige Stimmung vor, die bestenfalls bei den Lesenden Beklemmungen hervorruft. So langsam lässt sich eine Richtung erkennen, wie die einzelnen Bone Orchard Mythos Geschichten zusammenhängen könnten. Während ich dies schreibe, wird mir noch ein Ausschnitt zu den Knochen bewusst und was die Stimme über die Federn und Knochen geflüstert hat. Vielleicht ist auch dies ein Hinweis, der mir jetzt erst auffällt.

Die ruhige Art dieser Horrorgeschichten gefällt mir gut. Sie sind leise und auch die schwarzen Federn gehen das Gruseln ruhig an. Für mich brachte diese Geschichte Gänsehaut und Faszination und konnte einen Bogen um gängige Klischees machen.

Zehntausend schwarze Federn ist ein neuer faszinierender Band aus dem Bone Orchard Mythos, der erneut Fragen offen lässt und zu Spekulationen anregt.