Texas Chainsaw Massacre (2022) +Film+
Warum dieses Texas Chainsaw Massacre vieles richtig macht
Endlich gibt es ein erneutes Zusammentreffen mit Leatherface, dem kettensägen-schwingenden Killer mit der Menschenhautmaske. Nach einer Reihe Remakes, Fortsetzungen und Prequels dürfen wir diesmal den Killer in einer kleinen texanischen Geisterstadt beobachten, fast 50 Jahre nach dem Kultstreifen von Tobe Hooper. Wie wird dieses neue Blutgericht in Texas schmecken?
Beide Filme haben eine Spielzeit von 83 Minuten und uns erwartet ein Texas, dass von den Geschehnissen 1974 gezeichnet ist. Manche suchen immer noch nach Leatherface, andere verkaufen Andenken in Kettensägenform. Vier junge Leute sind auf dem Weg in eine Geisterstadt, die sie aufgekauft haben. Melody und Dante sind Köche und Influencer. Sie wollen bei einer Aktion die Häuser verkaufen und der Stadt frischen Wind einflößen. Dante, seine Verlobte Ruth und Melody mit ihrer Schwester Lila reisen im Tesla ins Hinterland. Bei einem kleinen Zwischenstopp an einer Tankstelle stoßen sie direkt auf den Hinterwäldler Richter.
Klischees? Ja, aber anders.
Die Influencer laden mit ihrem Verhalten schnell das Missfallen der Zuschauer auf sich. Richter hingegen bleibt höflich und bestimmt. Lila erlebt erste Flashbacks eines traumatischen Ereignisses und damit ist wohl auch schon offenkundig, wer hier das Survivor Girl wird. Seit fast 2 Jahren ist die Konföderierten-Flagge als Symbol für Sklaverei und Rassismus in Militäreinrichtungen verboten. Dante ist schwarz und nicht gerade begeistert, als er eine dieser Flaggen in seiner Stadt sieht. Mit Melodys Hilfe will er die Flagge entfernen, bevor die Investoren eintreffen. Zu aller Überraschung befinden sich in diesem Haus aber noch zwei Bewohner.
Das alte Waisenhaus wird kurzfristig durch die Polizei geräumt, der Gesundheitszustand der dort wohnenden alten Frau verschlechtert sich bei der Aktion drastisch und ihr letzter „Waisenjunge“ (der alles andere als jung ist), den sie noch betreut, trägt sie zum Auto. Das Bild der „dummen“ Hinterwäldler wird hier nicht bedient, wie in so vielen anderen Horrorfilmen. Dafür sind die Stadtkinder mehr als unangenehm. Ausgenommen Lila, die nicht unbedingt glücklich über die Pläne ihrer Schwester ist und sich mit Richter, dem Handwerker, anfreundet.
Der Film verzichtet ebenfalls auf das Konzept „Titten, Ärsche und Blut“. Der Male Gaze wird nicht, wie so häufig, ausgenutzt, stattdessen wird sich einer großartigen Bildsprache bedient. Es gibt Wow-Bilder und auch ohne seine heißgeliebte Kettensäge ist Leatherface ein kreativer Killer. Es gibt mehr als eine Rachestory, einen Bus voller Influencer, eine extra-scharfe Kettensäge und jede Menge Blut ohne viel Chichi und Drumherum. Ein Slasher, wie ich ihn lange vermisst habe und der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Nicht zu viel Handlung, aber genug, um zu entscheiden, welche Personen es verdient haben, angefeuert zu werden.
Klar mehr Gore geht irgendwie immer, aber das alte Konzept „Wer Drogen nimmt oder Sex hat, wird getötet“ in die Jetztzeit übertragen zu sehen auf „Wenn du die Welt nur durch dein Handy sehen kannst, stirbst du“ fühlt sich doch sehr wohlig an. Es wurde kreativ getötet, es war ekelig und es wurde mit der Kettensäge getanzt. Selbst das Elektroauto wird noch zu einem Witz gut sein und insgesamt war mein Wiedersehen mit diesem alten Bekannten ein sehr zufriedenstellendes. Altmodisch und doch modern.
Texas Chainsaw Massacre
Regie: David Blue Garcia
Drehbuch / Geschichte: Chris Thomas Devlin, Fede Alvarez, Rodo Sayagues
Basierend auf: Tobe Hooper, Kim Henkel
Besetzung: Sarah Yarkin, Elsie Fisher, Mark Burnham, Jacob Latimore, Moe Dunford…
Erschienen: 2022
bei Netflix
Ihr mögt Kettensägen?
Bei Something is killing the Childeren ist sie auch wundervoll in Szene gesetzt
Nachwort
Kurz darauf habe ich Texas Chainsaw 3D geschaut. Er ist 92 Minuten lang. Beide Filme schauen zurück auf ihr Original und hier gibt es mehr Schlachthaus- / Fleischerhaken-Feeling, aber auch nicht so kreative Kills. Er ist ein Hauch blutiger und bringt recht bekannte Schauspieler mit. Leider sind die Charaktere aber so gestelzt dumm, dass es wehtut. Dazu wird hier permanent der Male Gaze genutzt.
Hey, ich liebe Jason und wer Sex hat stirbt, das ist einfach ein fester Bestandteil vieler Horrorfilme. In diesem 3D Film war jedoch vieles so überflüssig und der Film wurde dadurch auch einfach nicht besser. Titten, Hot Pants und Six Packs haben mir diesen Film nicht schmackhafter machen können, als es ein kreativer Kill in seinem Franchise-Bruder von 2022 geschafft hat. Der Kettensägenschrank vielleicht, aber der neue Film hat einfach mehr richtig gemacht und der Verzicht auf den Male Gaze war eigentlich nur die Sahnehaube.