Shangri-La +Rezension+
Shangri-La
Ein Mann wird Zeuge einer riesigen Supernova in großen und beeindruckenden Bildern, doch diese Geschichte startet erst eine Million Jahre später auf der Tianzhu Raumstation. Die Erde ist unbewohnbar und die letzten Überlebenden sind die Bürger der USS Tianzhu von Tianzhu Enterprises. Die Markteinführung neuer Geräte, wie bei Apple Keynotes, hält die Massen bei Laune. Sei produktiv, daran werden Menschen und Animoiden gemessen. Doch nicht alle sind mit dem Status Quo zufrieden.
Keiner zwingt ihn, irgendwas zu kaufen! Niemand hält ihm eine Waffe an den Kopf. Wir waren noch nie so frei.
Scott, bevor er einen sinnlosen Einkauf in einer Rabattaktion tätigt, Seite 38, Shangri-La, Splitter Verlag
Von Schöpfung und Zerstörung
Auf der USS Tianzhu herrscht eine merkwürdige Stimmung. Scott ermittelt wegen der plötzlichen Zerstörung von Außenposten, doch gleichzeitig hält ihn die Firmenleitung im Dunkeln. Sein Bruder gehört zu denen, die die Firmenleitung hinterfragen, denn Tianzhu hält die Bevölkerung mit Parolen, die einen unweigerlich an 1984, erinnern unter Kontrolle. Dabei täuschen sie ihnen sogar noch Freiheit vor. Die einzigen Tiere, die von der Erde gerettet wurden, waren Schlangen. Haustiere, wie Hunde und Katzen, wurden von Tianzhu zu Animoiden weiterentwickelt. Diese sehen sich als Blitzableiter für die Menschen und sie haben damit Recht, unter den Menschen herrscht Gleichheit, doch die sprechenden, auf zwei Beinen laufenden und normal arbeitenden Tiere sind die Minderheit.
Während Tianzhu alles tut, den Status Quo zu erhalten, arbeiten Wissenschaftler an einer neuen Spezies Menschen. Er soll den Bedingungen auf dem Titan gewachsen sein und bald die Shangri-La Ebene bewohnen, während die Menschheit weiterhin ein Leben ohne Sonnenlicht in einer Raumstation fristet. Die Medien sind Meinungstreiber im Auftrag der Firma und ein Körperkult wird hochgehalten, um die Massen besser zu kontrollieren.
Eine große Geschichte
Dieser Comic ist riesig und damit meine ich nicht nur seine 222 Seiten im Albumformat. Die Zeichnungen sind bombastisch und gewaltig. Sie nehmen sich im All den Platz, den sie brauchen und in der Station, die Enge. Schon das Vorsatzpapier bildet eine perfekte Einleitung und wird auch einen guten Abschluss bilden. Aus der Ferne oder in Raumanzügen haben die Sprechblasen kleine Gesichter, damit der Konversation leichter zu folgen ist. Die Bilder der Technik sind einfach allgegenwärtig und detailreich. Einzig die Gesichter sind ein wenig gewöhnungsbedürftig und dennoch trüben sie diese unglaublich beeindruckende Optik nicht.
Mathieu Bablet beleuchtet in der Geschichte das Ende einer Zivilisation aus vielen verschiedenen Blickwinkeln. Die Reibereien zwischen Menschen und den Umgang mit einer Minderheit. Dabei ist mir John, der beagleartige Animoide, sehr ans Herz gewachsen. Sein Schicksal hat mich sehr beeindruckt, denn Menschen sind einfach nur schlecht. Scott dagegen macht eine schleichende Entwicklung durch, seine Unsicherheit hält ihn aber nicht auf. Dieses Ende wird einfach brutal, traurig und krass.
Mich hat Shangri-La einfach immer wieder beeindruckt. Auch wenn ich durch äußere Umstände den Comic nur langsam auf Wochen verteilt gelesen habe, so hat er mich jedes Mal aufs Neue nach nur wenigen Panels gepackt. Seine Größe, seine Komplexität, seine Kritik haben mir immer wieder den Atem geraubt.
Wer kritische Science Fiction mag, wird Shangri-La lieben.
… ist epische und tief kritische Science Fiction.
… hat ein fantastisches Artwork.
… lässt mich tief beeindruckt zurück.
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Shangri-La
Szenario: Mathieu Bablet
Zeichnungen: Mathieu Bablet
Hardcover mit 224 Seiten
ISBN: 978-3-96792-065-9
Erschienen am: 23.06.2020
beim Splitter Verlag
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Bei mir liegt Shangri-La ganz oben auf meinem
„noch zu lesen Stapel “ aber ich freue mich schon sehr auf das Comic. Jetzt noch etwas mehr.!
Ich bin gespannt, was du zu dem Comic sagst.