| Montagsfrage | Der Autor hat eine komische Meinung…

Montagsfrage

Montagsfrage #128

Jeden Montag stellt Antonia von Lauter&Leise die Montagsfrage.

Antonia und Aequitas et Veritas fragen diesen Montag:

Wie gehst du damit um, wenn sich herausstellt, dass ein Autor, dessen Bücher du sehr schätzt, Auffassungen äußert, mit denen du nicht übereinstimmst?

Das sehe ich aber anders

Ok, eigentlich sollte die Antwort so simpel sein, oder? Oder auch nicht… Nicht immer lassen sich Schöpfung und Schöpfende voneinander trennen und dies sollte auch nicht zwingend der Fall sein. Wichtig ist es, sich bewusst mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen und ggf. auch beim Lesen zu reflektieren.

Ich mag die Werke von H. P. Lovecraft und ich finde es immer wieder spannend, wie viel Einfluss er noch heute auf das Horror-Genre hat. Kosmischer Horror, sein Einsatz von Stilmitteln, Welten und Gottheiten, die heute noch die Menschen auf der ganzen Welt inspirieren. Das ist einfach ganz fantastisch und lässt sich nicht wegdiskutieren. Lese ich dagegen einen seiner Briefe, könnte ich Brechdurchfall bekommen, denn Lovecraft war Rassist. Tatsächlich hatte er so viel Angst vor ihm fremden Sachen und Personen, dass dies auch seine Geschichten beeinflusst hat. Natürlich könnte hier jetzt stehen „aber er war halt ein Kind seiner Zeit“, doch das ist Quatsch. Da sich sein Werk in gewisser Weise nach seinem Tod verselbstständigt hat, tritt die Meinung des Autors nicht mehr so klar hervor. Doch versuche ich immer beim Lesen seinen Fremdenhass im Hinterkopf zu behalten und reflektiert zu lesen.

Außerdem liebe ich die Alien-Comics von Brian Wood und ich bin neugierig auf die Serie basierend auf seine DMZ-Comics. Dieser Mann wurde allerdings nicht nur einmal, sondern gleich zweimal wegen sexueller Belästigung auffällig. Beim ersten Mal passierte nix. Beim zweiten Mal reagierte der Verlag und cancelte seine aktuelle Serie. Ich hatte mich sehr auf die Serie gefreut und auch mein Comicdealer, doch er fasste es in die schönen Worte „so ein Idiot!“. Richtig, hätte der Autor keinen Mist gebaut hätten wir die Serie bekommen. Einige Monate später machte ich den „Fehler“ und habe zum Thema „Disney Prinzessin“ das Bild eines Alien-Cover gepostet. Ein Mann empörte sich darüber Wood trotz der Geschehnisse eine Bühne zu geben. Nachvollziehbar, aber was ist mit dem Artwork? Robert Carey hat absolut großartiges in den Alien-Comics geleitet und seine Arbeit sollte gezeigt werden. Danijel Žeželj hat unter anderem bei DMZ mitgearbeitet und ich feier seine Kunst einfach. Müssen wir deren Arbeit also verstecken, weil der Autor keine Bühne bekommen sollte?

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3 Antworten

  1. Michael Kleu sagt:

    Das ist ein sehr spannendes Thema!

    HPL war auch für seine Zeit ein krasser Rassist. Da kann man, wie Du ja auch sagst, nicht viel schönreden.

    Als ich mich kürzlich auf Instagram mit einer Autorin darüber unterhielt, hat die nochmal einen Punkt hinzugefügt, den ich äußerst interessant fand. Da ging es darum, dass sie bei HPL zwischen Werk und Autor trennt, weil sie halt um den Rassismus weiß und entsprechend voreingestellt seine Schriften liest.

    Dies gelingt ihr aber nicht bei MZB, weil die nicht „nur“ schlimme Sachen GESAGT hat, sondern – allem Anschein nach – äußerst schlimme Dinge GETAN hat. Daher kann sie eine Buchreihe, die sie eigentlich sehr liebt, nicht mehr lesen.

    • NadelNerd sagt:

      Wenn ich nur wüsste wer MZB ist…
      Auch wenn wir heute deutlich reflektierter auf HPL schauen als vielleicht noch vor ein paar Jahren, bekommen wir diese enormen Einflüsse ja auch nicht mehr weg. Wie gesagt, sein Werk hat sich in gewisser Weise verselbstständigt und ich muss gerade unter dem Gesichtspunkt dringend noch mal Lovecraft County schauen.

  2. Fuchs sagt:

    Marion Zimmer Bradley denke ich.

    Im Comic Kosmos gibt es ja einige „problematische“ Fälle. Ich habe für mich auch noch nicht so ganz den richtigen Umgang damit gefunden.

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