[Interview] Elif Siebenpfeiffer – Verborgene Fabelwesen der Meere

Verborgene Fabelwesen der Meere. Die zweite sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt

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Bei mir habt ihr nun schon die fünfte Station erreicht und dürft nach einem weiteren Buchstaben suchen. Ich habe das Vergnügen, mit der Illustratorin Elif Siebenpfeiffer sprechen zu dürfen und konnte schon vorab einen Blick ins Buch werden. Falls euch der Text zu lang wird, dann könnt ihr auch einfach das Video mit dem ungekürzten Interview ansehen.

Kreative Zusammenarbeit und puzzeln im Buch

Ariane: Hallo Elif. Ich glaube, du kannst dich am besten vorstellen.

Elif: Hi ich bin Elif. Ich bin Illustratorin und zeichne Bilder für Bücher und Spiele. Das waren viele Rollenspiele am Anfang meiner Karriere und inzwischen große eigene Projekte. Ansonsten auch immer mal wieder Buchcover und Kleinigkeiten.

Ariane: Heute sprechen wir von einem großen Projekt, die verborgenen Fabelwesen der Meere. Das ist die Fortsetzung von den fast verschwundenen Fabelwesen und damit dein zweites gemeinsames Buch mit Florian Schäfer. Wie habt ihr beide eigentlich zusammengefunden?

Elif: Lustige Geschichte; wir sind beide Rollenspieler und Liverollenspieler. Als er bei uns in die Gegend gezogen ist, hat er so ein bisschen Kontakt aufgenommen zu den örtlichen Nerds. Wir haben dann festgestellt, dass wir beide auch kreative Sachen machen und dass wir gerne mal was zusammen machen würden. Das ist aber auch schon ein paar Jahre her. Ein Radiobeitrag hat den Verlag arsEdition aufmerksam gemacht und der hat bei Florian angeklopft, ob er nicht ein Fabelwesenbuch machen möchte. Er dachte dann, das ist eine schöne Gelegenheit, endlich mit mir zusammen zu arbeiten.

Ariane: Sehr cool. Wie läuft dann eure Zusammenarbeit ab? Du machst ja das gesamte Layout und die Illustrationen. Fließen dann nur noch die Texte von Florian ein?

Elif: Jain. Ich bekomme das Manuskript und auch schon einige Ideen von Florian zu den Illustrationen. Ich erstelle das Layout und schaue, wo dann Bilder hineinpassen. Er hat oft Vorschläge, wo welche Art von Illustration hin könnte und es folgt dann irgendwann eine gemeinsame Optimierung des ersten Manuskripts, bis hin zu den fertigen Seiten. Wir schieben dann viel hin und her, wie Text und Bilder zusammen passen können und wo noch Platz für Einschübe ist.

Ariane: Das klingt ein bisschen nach puzzeln.

Elif: Ja, es ist wie puzzeln und auch anders als der normale Arbeitsablauf, wenn das Layout vom Verlag gemacht wird und Illustrationen ohne Austausch mit dem Autor erstellt werden.

Ariane: Habt ihr ein gemeinsames Kreativritual, um eure Zusammenarbeit einzuläuten? Irgendwie muss ja am Ende z. B. so ein schönes Cover rauskommen.

Elif: Das Cover habe ich gestaltet und bei klassischen Covern im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert Inspiration gefunden. Außerdem sollte es sich am ersten Band orientieren.
Zum Kreativritual: Wir starten häufig damit, uns gegenseitig unser Leid zu klagen, wie unzufrieden wir mit den eigenen Ergebnissen sind. Dann bauen wir uns erstmal gegenseitig wieder auf und am Ende ist das Ergebnis okayisch. Ich glaube, jeder kreative Mensch kennt das, dass man im Prozess erstmal alles hinschmeißen will und denkt, das wird sowieso nichts.

Ariane: Ich kenne ja Band 1 und Band 2 durfte ich schon digital ansehen. Ich glaube, da schlägt bei euch beiden der Imposter zu, denn einen Seraph habt ihr ja nicht bekommen, weil „Fast verschwundene Fabelwesen“ okayisch war.

Elif: Ja, die Psyche gaukelt uns da schon manchmal was vor. Andererseits ist auch kein Raum für Verbesserung, wenn wir mit allem sofort zufrieden sind. Die Balance zu finden ist das Schwierige, damit am Ende die Deadline eingehalten ist, man sich nicht selbst blockiert und nicht einfach abbricht. Das Zwischenmenschliche und der Wille es für den anderen gut zu machen, das hilft mir, das Beste aus mir rauszuholen und mich aus einem Loch zu befreien. Natürlich sind wir auch total happy, dass es so gut ankommt, dann können wir es ja nicht so schlecht gemacht haben. Bei 208 Seiten läuft aber eben nicht alles reibungslos und da ist es toll, dass wir uns gegenseitig helfen können.

Ariane: Das ist doch super. Die grafische Gestaltung ist von dir, das Cover ist von dir und im Innenbereich sind jede Menge Farbbilder von Meereswesen, Aquarelle, Bleistiftzeichnungen, also super viele verschiedene Stile. Was erwartet uns noch?

Elif: Ich habe handgezeichnete Karten erstellt, die historische Städte darstellen, aber auch Städte, die unter Wasser entdeckt wurden. Diese Karten können als kleine Maps oder Karten für Rollenspiel-Sessions verwendet werden. Wir haben auch neue und alte Charaktere eingeführt und zwischenmenschliche Geschichten einfließen lassen. Die Geschichte ist im zweiten Band ein bisschen mehr im Fokus und es gibt weniger episodenartige Abschnitte. Wir haben auch das Wasserthema aufgegriffen und versucht, eine Aquarelloptik zu erreichen, die digital erstellt wurde. Der Stil hat sich ein bisschen geändert, aber es sind auch wieder zwei große Gemälde zum Ausklappen enthalten. Darüber hatten wir noch gar nicht geredet.

Ariane: Stimmt, das hatte ich noch nicht erwähnt. Altarfalz nennt sich das, meine ich.

Elif: Wir sagen Ausklappseiten, aber Altarfalz klingt cool. Ganz schön episch.

Ariane: Ich habe ja bisher nur eine digitale Ausgebe gesehen, aber ich vermute, dass die Pläne der Nautilus zum Ausklappen sind.

Elif: Genau, mit der Nautilus sind sie dann auch unterwegs und Boldt ist einer der Passagiere.

Ariane: Sehr cool, ich bin ja schon hyped. Wie ist es ein ganzes Buch zu designen, dass wie ein Skizzenbuch Roman oder Collected Contend Roman aussieht? Im ersten Buch war es ja ein Reisebericht, in den alles reingeklebt und geklemmt wurde, und der sich dann immer mehr zum Roman entwickelt hat, dabei aber die Optik nicht verloren hat.

Elif: OG Scrapbook. Es macht total viel Spaß, Text und Illustrationen auf diese Weise zu verbinden, dass es wie aus einem Guss wirkt und alles so aussieht, als hätte Konstantin O. Boldt das erstellt und das alles eben organisch wirkt, ist richtig toll. Wenn ich Florians Text lese, bekomme ich schon Ideen, was ich wohl bildlich festgehalten hätte und was Eindruck hinterlassen hat. Was hätte ich wohl festgehalten und welche Ausschnitte, Karten, Fotos eingeklebt. Dazu diesen biologischen Detailzeichnungen von Kreaturen und Schemata. Am Ende soll eine ein Gesamtbild geschaffen werden.

Ariane: Mich erinnern ja diese Zeichnungen von Kreaturen mit der Bildunterschrift ein wenig an Tarotkarten. Die waren aber vermutlich nicht deine Vorlage dafür?

Elif: Ich habe mich für einen Stil der Tuschezeichnung entschieden, der an die Märchenillustrationen von Arthur Rham orientiert ist. Wir wollten, dass die Optik des zweiten Bandes ein bisschen düsterer wird, um die Bedrohung durch die Industrialisierung der Lebensräume der Fabelwesen zu verdeutlichen. Das Design ist komplett angelehnt an historische Vorlagen und soll ein bisschen bedrohlicher und düsterer wirken. Wir möchten, dass die Leser sich ein Gefühl für die unheilvolle Entwicklung der Ereignisse machen, die durch die Konflikte zwischen den Menschen und den Fabelwesen entstehen. Der Seebischof ist angelehnt auf historische Vorlagen und ist auf anderen Darstellungen ganz ähnlich gestaltet.

Ariane: Ich habe den Seebischof direkt in Innsmouth verortet, mit diesem Fischgesicht, der Innsmouthfratze halt. Sorry, ich mag halt die Geschichten von H. P. Lovecraft.

Elif: Ich bin auch Fan von Fischgesichtern. Tatsächlich geht der Seebischof oder Meerbischof auf ein Fabelwesen aus dem 16. Jahrhundert zurück, von dem damals angenommen wurde, dass es dies wirklich gibt. Der religiöse Touch in der Darstellung lässt es einen sicher mit Lovecraft assoziieren. Tatsächlich gibt es ein Meerwesen, dass eine ähnliche Form hat, aber das müsste Florian erklären.

Ariane: Dann hat sich Lovecraft sicher auch von dem fremdartig wirkenden Fabelwesen inspirieren lassen. Du hast eben auch schon alte Fotografien angesprochen, wie funktioniert das, diese zu adaptieren?

Elif: Manche haben wir direkt übernommen, da sie inzwischen gemeinfrei sind. Dann gibt es eben noch Photoshop und die typische Fotobearbeitung, wo ich hier und da was zusammenfüge, manipuliere oder zusätzlich rein zeichne. Die Fotos der Teilnehmer benutzen als Grundlage Fotos von historischen Persönlichkeiten, da habe ich aber Gesichtszüge verändert.

Ariane: Im ersten Band stellst du Boldt als „Wanderer über dem Nebenmeer“ dar und dieses Mal in einer Kapitän-Nemo-Pose in der Nautilus.

Elif: Ja, es war eben schwierig dieses Mal ein Gemälde als Vorlage zu finden, darum habe ich mich für die Buchillustration aus 20.000 Meilen unter dem Meer entschieden, da finden sich auch noch mehr Anleihen auf die Illustrationen aus den Werken von Jules Verne. Die Fabelwesen versuche ich auch nah an den Quellen, die Florian liefert, zu halten. Manche mittelalterlichen Darstellungen sehen aber schon ein bisschen goofy aus. Da ist nichts mit Schrecken und wir versuchen ja eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen.

Ariane: Ich hatte dich im Vorfeld nach deinen Lieblingsillustrationen gefragt, wollen wir und die zusammen anschauen?

Elif: Oh ja, Oannes. Ich wollte schon immer mal so einen epischen Dude malen, der schön beleuchtet und mystisch ist. Es sollte auf dem Bild bewusst nicht klar sein, ob er eine Statue oder real ist. Er ist quasi der erste Wassermann, der in verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen Namen auftaucht.
Als studierte Archäologin habe ich ein Faible für Ruinen und kaputte Dinge. Ich mag es, wenn ich Illustrationen über mehr als eine Seite ziehen kann und mit dem Text interagieren kann. Ich bin auch ein Fan von Skizzen mit ein bissen Farbe drauf. Dazu ist es alles kaputt und alt, also mit Rissen und überwachsen, das macht das alles lebendiger und die Tiefe der Bauwerke, kann so auch toll angedeutet werden.

Zu dem Geisterschiff hat Florian mir ein Foto geliefert als Vorlage und ich mag den Vibe total, wie es aus dem Nebel auf einen zukommt. Mit dem Schornstein zusätzlich zu den Segeln ist es etwas ungewöhnlich und sprengt das Geisterschiffklischee. Ich mag es aber total so was Dunkles zu zeichnen mit ein paar leuchtenden Lichtern über dem Wasser. Sehr düster und dunkel mit kleinen hellen Elementen.

Ariane: Was ist der Unterschied zum ersten Buch? Du hast mehr mit Aquarell gearbeitet, also Farben mit viel Wasser, das hattest du schon aufgezählt.

Elif: Inhaltlich wird es düsterer als im Band 1. Im ersten Band ging es auf Reise, um verschiedene Fabelwesen in Europa vor der Industrialisierung zu retten. Im zweiten Band geht es auf eine Expedition in die Meere, um Angriffe von Fabelwesen auf Schiffe zu untersuchen. Das Setting ist enger gefasst und die Fabelwesen beziehen sich mehr auf die im Meer gefundenen Arten. Dadurch gibt es mehr Raum für die Geschichte und die Beziehungen zwischen den Charakteren. Der Stil ist aquarellartig und experimentell, mit Elementen wie Algenpapier und der Kommunikation mit den Bewohnern der Meere. Der zweite Band bietet neue Anreize und ist nicht einfach eine Wiederholung des ersten Bandes.

Ariane: Möchtest du noch was loswerden?

Elif: Ich bin sehr glücklich, dass wir Band 2 fertiggestellt haben und freue mich auf Band 3. Wir freuen uns, wenn Leute das Buch lesen und Feedback hinterlassen. Wir sind offen für Diskussionen über die Inhalte und die Thesen über die Hauptcharaktere. Wir sind auch sehr dankbar für jede Rezension und jeden Leser. Wir werden auf der Frankfurter Buchmesse und auf anderen Buchmessen sein und freuen uns, wenn ihr uns dort trefft. Wir werden auch auf der Leipziger Buchmesse und auf dem BuchCon sein. Ich hoffe, das war alles, was ich sagen wollte. Wir sind sehr dankbar für eure Unterstützung und freuen uns auf euer Feedback.

Ariane: Mir ist noch eine Frage eingefallen. Wie lange hat es so ca. gedauert, den zweiten Band fertigzustellen?

Elif: Wir haben mit dem zweiten Band angefangen, nachdem der erste Band im Oktober letzten Jahres rausgekommen war. Wir hatten nur ein halbes Jahr Zeit, um den zweiten Band fertigzustellen. Das war schon mit Druck, da wir auch noch andere Jobs haben. Ich bin zusätzlich Dozentin für digitales Zeichnen und Florian hat auch noch eine andere Arbeit neben dem Schreiben. Es fühlte sich zeitweise stressig an, aber wir haben es geschafft, den zweiten Band fertigzustellen. Wir wussten, worauf wir uns einlassen, als wir den Abgabetermin für den zweiten Band festlegten.

Ariane: Vielen Dank Elif, dass du mir Rede und Antwort gestanden hast.

Elif: Vielen Dank für die Gelegenheit über das Buch sprechen zu können. Es hat mir Spaß gemacht.

Vielen Dank, dass ich teil der Blogtour „Fabelwesen der Meere“ sein darf. Schaut unbedingt auch bei den anderen Stationen vorbei. Morgen gibt es den Cocktail zum Buch und unter Elifs Favoriten versteckt sich ein Buchstabe für das Gewinnspiel vom ersten Tag. Viel Spaß und viel Erfolg!

Verborgene Fabelwesen der Meere

Szenario: Florian Schäfer
Illustrationen: Elif Siebenpfeiffer
Hardcover mit 208 Seiten
ISBN: 978-3-8458-5973-6
Erschienen am: 30.09.2024
bei arsEdition

Weitere Infos unter Forgotten Creatures
Fast verschwundene Fabelwesen

Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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© arsEdition

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