In einer Galaxie – weit, weit entfernt … – Realkulturelle Hintergründe des STAR-WARS-Phänomens

Das Phänomen Star Wars ist riesig und nur wenige Menschen auf der Welt haben noch nie einen der Filme oder eine Serie gesehen. Jörg Petersen nimmt hier die Sage bezüglich kultureller und gesellschaftlicher Aspekte genauer unter die Lupe. Dabei wirft er einen Blick auf griechische Mythologie, Religionen, Psychologie und zieht auch einige Parallelen zu anderen popkulturellen Phänomenen. Zwischen Heldenreise, Topos und Archetypen tauchen wir in die Hintergründe zur Galaxie weit, weit entfernt ein.

Viele Einflüsse werden zum Mythos

Jörg Petersen taucht ab in die Welt der Filme und vieler Schriften über die Filme. Hier fließen seine eigenen Gedanken mit Zitaten anderer Werke zusammen und versuchen, einen ganzheitlichen Blick auf die Einflüsse, die in Star Wars verarbeitet wurden. Ist Luke der Messias oder Ödipus, war Rey zu Antigone macht? Hier wird zumindest deutlich, dass sowohl christliche Religion als auch griechische Sagen George Lucas beeinflusst haben. Selbst bei aktuellen Serien wie „The Mandalorian“ werden Religion und alte Geschichten aufgegriffen, um vertraute Erzählungen neu zu gewanden.

Ein ganzer Abschnitt beschäftigt sich mit Freud und es fühlt sich wie ein ewiger Kreislauf der gegenseitigen Entmannung an. Ich bin kein Fan von Freud und diese Passage hat mir erneut gezeigt, warum. Für mich definitiv eine der schwergängigsten Passagen, quasi ein ewiger Männlichkeitsvergleich. Zum Glück gibt es viele weitere Referenzen und Einflüsse, die eingangs beleuchtet werden. Im Anschluss werden die drei Trilogien genauen betrachtet, ihre jeweilige Entstehung, Plot und Ergebnisse des jeweiligen Filmes. Jedes Mal werden hier die Einflüsse, die im Vorfeld betrachtet wurden, konkret zugeordnet. Star Wars hat wiederum auf verschiedenen Film- und Fernsehprojekte Einfluss und diese werden ausgiebig besprochen. Übrigens, mehr als einer dieser Filme landete auf dem SchleFaZ-Sendeplan.

Ebenfalls werden die Filme Rouge One und Solo betrachtet. In einem abschließenden Abschnitt werden Bücher, Comics, Merchandise und die neuen Serien behandelt. Sehr spannend ist hier, dass Lucas von Beginn an auf Bücher und Comics gesetzt hat. Teilweise erschienen Bücher zum Film vor dem Film, inklusive Szenen, die der Schere zum Opfer gefallen sind. Für die Comics konnte er schon vor der Filmpremiere Marvel als Partner gewinnen. Dies macht zum einen deutlich, wie wichtig ihm diese Medien sind, aber auch, dass er ein Fortbestehen von Star Wars um jeden Preis angestrebt hat, selbst wenn die Filme nicht weitergeführt werden würden. Ein bisschen merkwürdig ist, dass bei den Kenner-Figuren von Sammlerstücken gesprochen wird, bei Lego aber von Spielzeug, wobei hier ebenfalls sehr hohe Sammlerpreise herrschen und Funko Pops als Manga-Style bezeichnet werden. Dafür wird auf den Einfluss von Star Wars auf Masters of the Universe eingegangen, was durchaus interessant ist.

Das Franchise wächst bis heute

Auf meinem eReader gab es ein paar kleine Anzeigeprobleme, die Jörg Petersen versuchte, mit mir zu lösen. Mir wurde sogar nochmal ein anderes Format zur Verfügung gestellt, so viel Unterstützung ist bemerkenswert. In digitalen Readern wurde das EPUB allerdings korrekt angezeigt, es ist also vermutlich nur ein Problem meines etwas älteren Readers und die Probleme sind nicht schwerwiegend. Unter der Überschrift Anmerkungen und Quellenverweise sollten die Zitatquellen aufgeführt werden, der Abschnitt mit den Quellen ist bei mir leer. Ein bisschen schade, doch stört es den Lesefluss nicht.

Wer sich nicht ein bisschen im Star Wars Universum auskennt, wird sicher von diesem Buch schnell abgehängt, obwohl hier viele interessante kulturelle, historische und popkulturelle Referenzen angesprochen werden, die auch Lesende, die sonst wenig mit Star Wars zu tun haben, interessieren dürften. Für mich als Fan des Franchise waren zwar schon viele Hintergründe bekannt und doch waren neue Aspekte dabei. Insgesamt war diese gebündelte Zusammenstellung absolut lesenswert. Der Lesefluss ist, bis auf den Freud-Teil, absolut angenehm und mindestens für Fans eine Leseempfehlung, wenn sie gerne eine Sammlung der Hintergründe zu Star Wars im Regal stehen haben möchten.