Das Lesen und ich

Das Lesen und ich

Das Lesen und ich

Nachdem ich positives Feedback zu „Die Konzentration und ich“ bekommen habe, möchte ich das Thema Lesen aufgreifen. Hier soll es insbesondere um meine Studienskripte gehen. In letzter Zeit hatte ich Kommilitonen erzählt, wie ich diese oft langweiligen, schlecht formulierten, mehrere hundert Seiten starke Wälzer bezwinge und mich wundert es, dass sie nicht selbst auf diese Idee gekommen sind.

Wie ich lese

Ich lese sehr langsam und habe dabei eine Stimme im Kopf. Diese Stimme kann großartig intonieren, leider ist diese Stimme aber nicht meine Stimme, wenn ich etwas vorlesen muss. Mein Leseverständnis war in der Grundschule so schlecht, dass ich in einen Förderkurs musste. Bis heute ist Vorlesen für mich die Hölle. Ich habe Speed Reading Kurse besucht und weiß, dass ich auch ohne die Stimme im Kopf den Inhalt aufnehmen kann, aber es fühlt sich für mich einfach nicht natürlich an.

Inzwischen ist mein Leseverständnis gut genug, um Das Lied von Eis und Feuer komplett gelesen zu haben, die neueren Bände sogar auf Englisch. Trotzdem bleibt der oft komplexe verschachtelte Satzbau in den Skripten eine riesige Herausforderung, aufgrund derer ich viele Sätze (Absätze) mehrfach lesen muss, bis ich sie endlich verstehe. Schnell wurde mir klar, dass ich nicht neben der Arbeit vier Skripte pro Semester mit 200 – 600 Seiten lesen kann, wenn ich ständig alles wiederholen muss und 10 Minuten mit einer Seite kämpfe. Dazu bin ich dann schnell erschöpft und kann den Inhalt nicht mehr aufnehmen.

Ihr versteht sicher, dass ich unglaublich frustriert war in der Situation. Viele meiner Kommilitonen berichten davon ,die Skripte nur querzulesen, zu überfliegen oder einfach gar nicht zu lesen. Speed Reading Kurs hin oder her, querlesen und überfliegen kann ich nicht. Gar nicht lesen, ist für mich keine Option. Zum Glück brachte mich eines meiner ersten Skripte bereits auf die Lösung meines Problems.

Let’em read

Einige der neuen schick gestalteten Skripte bei uns haben eine sehr praktische Funktion. Unsere Skripte sind digital und oft mit Medieninhalten gespickt und viele bringen eine Sprachausgabe mit. Diese Funktion ist leider gleichzeitig so offensichtlich, wie auch versteckt, dass ich sie erst recht spät bemerkt habe. Wann immer möglich ließ ich mir nun mein Skript vorlesen und habe parallel mitgelesen. Für den audiovisuellen Lerntyp ist das fast schon der Jackpot. Die Skripte werden durch das Gehirn gleich auf verschiedene Arten verarbeitet.

Diese integrierte Funktion ist aber leider nicht das Gelbe vom Ei. Die Vorlesegeschwindigkeit ist recht langsam und nicht zu beeinflussen. Außerdem hängt sie sich bei längeren Texten gerne mal auf. Anfangs habe ich immer noch darum gekämpft, dass es trotzdem klappt und Seiten neu geladen, Browser neu gestartet aber manchmal funktionierte schlichtweg nix.

Die Alternativen

Read Aloud

Wenn der Frust hoch genug und das Skript schlimm genug ist, dann geht die Suche nach einem Browser Plugin los. Eine lange Suche, denn es soll ja auch noch Deutsch sein und halbwegs verständlich. Ich hatte in den letzten Semestern immer mal was ausprobiert, aber Read Aloud: A Text to Speech Voice Reader (Firefox / Chrome) bin ich inzwischen schon lange treu. Die deutsche Stimme hat keinen starken Akzent, es lassen sich Pitch und Geschwindigkeit einstellen und es besteht die Option, dass die aktuell vorgelesene Satz bzw. Anschnitt farblich hervorgehoben wird. Wird ein bestimmter Textbereich markiert, dann wird auch nur dieser vorgelesen. Mithilfe dieses Plugins habe ich mich schon durch 600 Seiten starke Skripte gearbeitet und konnte dabei bequem mit Textmarker und Pagemarker die wichtigen Stellen markieren.

@Voice

Was ist, aber wenn die Dozenten kreativ werden oder die Skripte an Webseiten aus den 90ern erinnern? Im Ergebnis bedeutet dies, dass kein Material verfügbar ist, dass das Plugin vorlesen kann. Sehr wohl ist aber in der Regel ein PDF verfügbar. Das bringt mich zu meiner zweiten Alternative, die ich für mein Handy gefunden habe. @Voice Aloud Reader kann PDF Dokumente vorlesen. Auch hier lassen sich Geschwindigkeit und Stimmhöhe einstellen. Das Einlesen eines PDFs in die App dauert je nach Umfang auch mal ein wenig länger, aber hier ist der Stimme wirklich recht angenehm zu lauschen und sie ist sogar bei sehr hoher Geschwindigkeit noch recht gut zu verstehen. Auf der Autofahrt zur Prüfung lassen sich so Zusammenfassungen noch mal vorlesen. Für Fachbücher ist es auch völlig ok, aber bei der Intonation möchte ich Bücher lieber lesen oder regulär produzierte Hörbücher oder -spiele hören, als über eine dieser Sprachausgaben.

Meine Taktik, umfangreiche oder zähe oder auch einfach nur immens langweile Texte für mein Studium zu bewältigen, ist es also, sie mir vorlesen zu lassen. Dabei lese ich die Texte mit und markiere gleich die Stellen, die später für eine Zusammenfassung und/oder zum Lernen relevant erscheinen. Habt ihr vielleicht auch eine Taktik entwickelt, wie ihr mit solchen Texten umgeht?

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4 Antworten

  1. Ich habe im Studium recht wenig Fachliteratur geschrieben und selbst für meine Abschlussarbeit erst im Nachhinein Quellen gesucht, die zu dem von mir Geschriebenen passten, aber gerade als Vorbereitung auf Klausuren habe ich ein ziemlich simples System genutzt:
    Skripte (falls vorhanden) oder Kapitel in Büchern wurden Absatz für Absatz kurz zusammengefasst, maximal zwei Sätze. So wurde alles zu komprimiert, dass es wenige handschriftliche Seiten waren, die es zu lernen galt.

    Die Methode setzt natürlich das Verständnis voraus, das gebe ich zu. Auch wenn ich A Song of Ice and Fire komplett auf Englisch gelesen habe, um bei deinem Vergleich zu bleiben, hatte ich mit Soziologie oder Sozialpolitik auch auf Deutsch schon genug Probleme.

    Wichtig ist jedenfalls, dass jeder für sich den richtigen Weg findet, etwas zu lernen, egal ob es um Schule, Studium oder Hobby geht.

    • NadelNerd sagt:

      Zusammenfassungen schreibe ich ebenfalls, denn zweimal schaffe ich bestimmt nicht eines der Skripte zu lesen. Das Hauptproblem ist es halt schon einmal durchzukommen. Fachliteratur als Quellen bevorzuge ich ja digital und damit durchsuchbar. So finde ich meine Quellen.

  2. Jana sagt:

    Sich das Zeug vorlesen zu lassen, ist eine richtig smarte Idee. Wir bekommen leider alles nur in Buchform; Kommentare zu Gesetzestexten gibt es manchmal gar nicht digital. Ich schreibe mir aus den Skripten auch eine Zusammenfassung. Weil jetzt so langsam aber die Zeit knapp wird und das Zusammenfassen unheimlich viel davon frisst, sodass ich gar nicht genug zum Wiederholen komme, habe ich angefangen, mir direkt neben den Text eine handschriftliche Kurzzusammenfassung zu schreiben. Die vorgefertigten Skripte haben auch extra Platz dafür. Trotzdem das Gefühl, dass einem die Seitenzahlen einfach über den Kopf wachsen. Viel Kraft und Erfolg für dich!
    Viele Grüße
    Jana

    • NadelNerd sagt:

      Eine Freundin schwört ja auf Jura Podcasts. Sie bekommt die Skripte auch nur in Papierform und ergänzt durch Podcasts beim Pendeln, Laufen, Spazieren. Selbst Dinge, die wir nicht bewusst hören, bleiben trotzdem hängen.
      Viele Grüße
      Ariane

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