Contrapaso – Die Kinder der Anderen +Rezension+
Contrapaso – Die Kinder der Anderen
Madrid 1956. Seit 1939 treibt ein Frauenmörder sein Unwesen, immer wieder wurden Unschuldige als Sündenböcke hingerichtet. Jetzt wird erneut eine Frauenleiche gefunden, doch Journalist Sanz ist sofort klar, dies ist ein anderer Mörder. Mitten im Franco-Regime versucht er, die Wahrheit zu finden. Seinen neuen Kollegen Léon soll er nebenbei einarbeiten, doch weiß er noch nicht, wie dieser zur Zensur steht.
Die Zensur im Franco-Regime
Der hübsche Léon zieht überall die Aufmerksamkeit auf sich. Auch die der 14-jährigen Tochter des Gerichtsmediziners ist ihm gewiss. Nur hilft sie ihrem Vater bei der Arbeit und ist deutlich abgebrühter als der junge Reporter. Altklug gibt sie ihm eine detailreiche Zusammenfassung des aktuellen Mordfalls. Über eine Krankenschwester führt die Spur zu Gynäkologen und Psychiatern. Immer wieder wird betont, dass Kinder nicht anders als ihre Eltern sein können und die Vergangenheit seiner Eltern ist nicht das Einzige, was schwer auf Léon lastet.
Sanz hingegen ist schwer mit seiner Frustration beschäftigt. Nichts kann er dem Regime entgegensetzten, nicht einmal die Wahrheit darf er schreiben. Doch dies hält ihn nicht davon ab, nach der Wahrheit zu suchen. Die Polizei braucht einen Schuldigen, doch er will den wahren Täter und die Umstände kennen, selbst wenn er nie darüber schreiben darf. So entwickelt sich dieser historische Comic in den engen Strukturen der Vergangenheit zu einem spannenden Kriminalfall und verbindet beides zu einer stimmigen und spannenden Geschichte.
Hier und da gibt es eine Prise Humor, um nicht zu sehr in den Sog persönlicher Schicksale abzudriften. Teresa Valero ergänzt ihre Geschichte um dynamische, aber gedeckte Zeichnungen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Mimik ihrer Figuren, durch die diese unglaublich nahbar werden. Vieles spielt sich hier auf der emotionalen Ebene ab und dieses weiß sie unglaublich gut umzusetzen. Mit Zigaretten, Whiskey und Schreibmaschinen greift sie das typische Flair der Zeit auf und lässt uns in die düstere Vergangenheit Spaniens abtauchen.
Contrapaso ist eine Ode an den Widerstand und die Wahrheit.
… wirft einen Blick auf die faschistische Diktatur Spaniens 1956.
… erzählt einen spannenden komplexen Thriller.
… lässt durch die starke Mimik einfach in den Figuren einfühlen.
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Contrapaso – Die Kinder der Anderen
Szenario und Zeichnungen: Teresa Valero
Hardcover mit 152 Seiten
ISBN: 978-3-96792-173-1
Erschienen am: 17.11.2021
beim Splitter Verlag
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Contrapaso – Die Kinder der Anderen wurde ebenfalls besprochen im Podcast