China Li +Rezension+

China Li

China in den 1920er Jahren. Ein Mann hat seine kleine Schwester beim Glücksspiel verloren. Sie muss sich nun alleine auf den Weg nach Shanghai machen, um bei einem Triadenboss zu schuften. Bereits der Weg entpuppt sich als ein Albtraum. Nach einer Weile entdeckt Zhang etwas in dem jungen Mädchen, dass ihn an sich selbst als Kind erinnert und lehrt sich Kalligrafie und Zeichnen.

Fiktive Lebensgeschichte in historischen Ereignissen

Die Geschichte ist nichts für schwache Nerven, denn nicht nur Lis Weg nach Shanghai ist schlimm, auch die Erläuterungen der Kastrationen bei den teilweise schon erwachsenen Männern ist alles andere als easy going. Wie es bei Zhang dazu kam, dass er als Eunuch am Kaiserpalast gearbeitet hat, werden wir erst viel später erfahren, denn erstmal folgen wir der Geschichte von Li bevor etwa ab der Hälfte Zhangs Geschichte in Rückblicken erzählt wird. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf die „Besatzer“ aus Frankreich und England, sowie der kommunistischen Revolution. Viel Geschichte im Gewand eines Krimis.

Über die Zeit nimmt Zhang Li als seine Tochter an. Als die Situation in Shanghai zu unsicher wird, schickt er sie nach Frankreich. Schon früh hat er ihr Privatunterricht verschafft, damit sich Französisch lernt und sie kehrt mit ihrer Lehrerin nach Paris zurück. Ihr Traum ist es als Fotografin erfolgreich zu sein. Sie nimmt Unterricht und arbeitet, findet einen Freund, der Maler ist und wie so vieles in ihrem Leben verläuft auch diese Geschichte nicht glücklich. Sie kehr zurück als Fotojournalistin, denn der Krieg hält in China Einzug. Li versucht, ihren Vater zu finden, der vor der japanischen Bedrohung geflohen ist.

In Rückblicken bekommen wir tiefere Einblicke in die Geschäfte von Zhang, die Li später beerben wird. Wir erfahren also ein wenig über Rauschgifthandel und China White, doch die Politik steht sehr im Vordergrund. Damit auch die Kriege und Konflikte. Vergewaltigungen als Kriegswaffe, Trostfrauen und viele weitere Gräuel werden hier thematisiert. Es ist erschreckend, aber ein Teil der Geschichte und damit auch ein Teil der Geschichte von Li. Die Dinge, die in den Bordellen für Eunuchen geschehen, nun da hat auch Zheng einiges aus seiner Vergangenheit zu berichten. Beide haben definitiv kein leichtes Leben gelebt, doch ein erlebnisreiches.

Die Geschichte ist sehr spannend und die Bilder sind absolut stimmig. Insbesondere die Splashpages haben mich in ihren Bann gezogen. Es ist keine leichte oder kurze Kost, aber dafür ein keines Juwel. Historische Geschichten würde ich eigentlich nicht als mein favorisiertes Genre bezeichnen, doch China Li konnte mich genau wie Contrapaso mit dem Setting in einer politisch unruhigen Zeit fesseln. Diese jeweiligen Kontexte machen sie erst so richtig spannend und liefern nebenbei auch noch Fakten über die Vergangenheit.

China Li ist eine fiktionale Geschichte inmitten von historischen Ereignissen. Eine spannende und wenig beschönigende Geschichtsstunde.

China Li ...

… ein Krimi als Chronik, der spannend ist und nebenbei Wissen vermittelt.
… berichtet vom religiösen Wert der männlichen Attribute.
… zeigt das raue Leben von Li in China und Paris.

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China Li

Szenario: Jean-François Charles, Maryse Charles
Zeichnungen: Jean-François Charles
Übersetzung: Tanja Krämling
Hardcover mit 264 Seiten
ISBN: 978-3-98721-379-3
Erschienen am: 24.07.2024
beim Splitter Verlag

Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

© Splitter Verlag

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