9603 Kilometer +Rezension+
9603 Kilometer: Zwei Kinder auf der Flucht
Im Spätsommer 2014 spielt in Afghanistan eine Gruppe Kinder Cricket. Als das Spiel von einer Explosion unterbrochen wird, stellen sie sich nur eine Frage: Drohne oder Selbstmordattentat? Dies ist der Alltag für Adil und seinen älteren Cousin Shafi, bis Adils Vater stirbt und sein Leben sich völlig verändern wird.
Das Leid der Kinder
Adil wird vom neuen Mann seiner Mutter in eine Art Bootcamp geschickt. Wie sehr er unter der Ausbildung leidet, wird in jedem Bild deutlich, das ihn nachts im Bett zeigt. Eines Tages bekommt Adin einen Sprengstoffgürtel und soll sich selbst töten. Sein Glück ist, dass dieser eine Fehlfunktion hat. Doch dies bringt wiederum ihn und seine Familie in Gefahr. Zusammen mit seinem Cousin Shafi soll er nach England fliehen und bei Shafis Bruder unterkommen. Seine Familie muss ebenfalls in eine andere Stadt fliehen, um sich vor Vergeltungstaten zu schützen.
Ihre Flucht startet im Frühjahr 2015 und erst im Herbst 2015 werden sie in Calais ankommen. Auf ihrem Weg werden sie getrennt, missbraucht und überfallen werden. Adin lernt schnell, dass das Wort „Kind“ für ihn eine Art Schutzschild ist. Wer kein Geld für Schleuser hat, muss kreativ werden, denn am Ende ist die Flucht immer gefährlich. Ohne Geld und die richtige Kleidung stehen die Chancen schlecht.
Die Erzählung von Stéphane Marchettis basiert auf Interviews, die er mit jungen Geflüchteten geführt hat. Ihre Geschichten von Verlust, Einsamkeit und Unterstützung werden hier erzählt, stellvertretend durch Adil und Shafi. Es ist beängstigend und einfühlsam, wie hier das Leid erzählt wird, dass nicht nur flüchtende Kinder erfahren müssen. Cyrille Pomès nutzt für die Bilder gedeckte Farben, dies reicht von reinem Grau bis zur Beimischung von Braun, Rot oder Grüntönen. Ein Fokus lag für mich auf Adils großen kindliche Augen, die im Laufe der Geschichte immer ernster wurden. Wem die Geschichte noch nicht ausreicht, um sich in diese Kinder hineinzuversetzen, wird es durch diese einfühlsamen Zeichnungen können.
9603 Kilometer erzählt über das Leid, das Flüchtende erleben. Wen dieser Comic nicht berührt, ist ein kaltherziger Klotz.
… basiert auf den Geschichten verschiedener geflüchteter Kinder.
… zeigt die brutale Realität und das Leid, die den Kindern auf der Flucht widerfährt.
… endet mit einer traurigen Erkenntnis und einer anrührenden Metapher.
Dieser Comic hat mäßig viel Text und der Seitenaufbau lässt für Anfänger nicht immer einen leicht erkenntlichen Lesefluss zu, dennoch möchte ich diesen Comic für Einsteiger empfehlen, denn er ist ein niedrigschwelliger Einstieg in die Thematik der Flucht. Es werden nicht alle Schrecken gezeigt, sondern nur angedeutet, wodurch er auch für jüngere Lesende geeignet.
9603 Kilometer:
Zwei Kinder auf der Flucht
Szenario: Stéphane Marchetti
Zeichnungen: Cyrille Pomès
Hardcover mit 128 Seiten
ISBN: 978-3-98666-051-2
Erschienen am: 20.03.2023
bei Cross Cult
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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