Neuropunk +Rezension+

Neuropunk. Perspektivwechsel

Was ist Neurodivergenz und wie wirkt sich diese aus? Saskia Dreßler geht zu Beginn der Neuropunk Anthologie auf das Was ein. Doch kurz zusammengefasst gehören ADHS, Autismus, Dyslexie, Dyskalkulie, Synästhesie und weiteres in diesen Bereich, in dem das Gehirn nicht neurotypisch arbeitet. Was noch alles in den Bereich gehört, ist noch nicht ganz klar, einigen sehen auch Hochsensitivität als neurodivers. Die Kurzgeschichten in dieser Sammlung, stellen nun neurodivergente Personen in den Mittelpunkt, sodass sie aus ihrer Sicht berichten können.

Ein Perspektivwechsel, der guttut

Als Melanie fragte, ob ich Interesse an der ersten Veröffentlichung von Weltenruder habe, wusste sie vermutlich nicht, dass ich eine Leseschwäche habe und damit selbst neurodivers bin. Die Angabe von pme Familienservice, dass Hochsensitivität ebenfalls in den Bereich der Neurodiversität gehört, habe ich auch nicht einfach so aufgegriffen, denn auch in diese Schublade würde ich passen. Habt ihr das Gefühl, euer Gehirn funktioniert anders, als bei anderen Menschen? Dann findet ihr euch vielleicht in einer der Geschichten aus Neuropunk wieder, wobei ADHS und das Autismusspektrum sehr im Mittelpunkt stehen.

Nach dem Essay über Neurodivergenz startet die erste Geschichte mit einer ungewöhnlichen Freundschaft, einer sprechenden Katze und der Suche nach einem besseren Ort zum Leben, denn Veränderungen in der Umwelt führten dazu, dass Puck, die gewohnte Umgebung verlässt. Es ist schön, rücksichtsvoll und eine wundervoll positive Erzählung. Doch es gibt auch eine dystopische, gefährliche Zukunft, in der das Überleben nicht so leicht sind. Hier ist es ein Vorteil, nicht neurotypisch zu sein, doch ein System, das Gene analysiert und Menschen in Schubladen steckt, kann auch Probleme mit sich bringen.

Wir tanzen zwischen Fantasy mit Fabelwesenidentitäten, die jedoch ihre menschliche Form wahren müssen, faszinierenden Welten voller wundersamen Pflanzen und besonderen Wesen, die sich durch eine sehr inklusive Sprache auszeichnen und einem geteilten Deutschland als Hexennation mit Anspielungen auf Darstellungen aus klassischen Horrorfilmen. Dazu ein Androide, der eine Mondstation verwaltet, Piraten, Feenwesen, Zwerge und so viel mehr. Kurzum, es gibt mehr als nur Menschen sowie einen Schwung bekannter und mir nicht bekannter Wesen.

Hier haben sich die Schreibenden auf so vielen Ebenen ausgetobt. Die Spielwiese der Fantastik wurde abgegrast und Diversität ist ein Thema, das nicht bei der Neurodiversität haltmacht. Ich hatte so viel Spaß mit Katzen in verschiedenen Geschichten, unglaublich spannenden Welten, Horrorfilmanspielungen, Androiden und das unangenehme Gefühl in der Arbeitswelt eine Maske tragen zu müssen. Dyslexie wurde leider nicht thematisiert, doch in einem Gedicht ging es um Dyskalkulie und Synästhesie. Das habe ich doch ziemlich gefühlt, da es ums Kopfrechnen geht. Ich bin zwar gut in Mathe, doch Kopfrechnen konnte ich nie wirklich gut. Das muss irgendwo stehen, sonst wird das nichts.

Einige Charaktere mussten sich erklären, andere wurden einfach akzeptiert und weitere fanden jemanden, um sich auszutauschen. Gefühlswelten und Verarbeitungsprozesse, Overload und Unverständnis, wie neurotypische Personen ticken, dazu die fantastischen Welten, in denen die Geschichten spielen, diese Kombination hat mich wirklich sehr gut unterhalten. Natürlich finde ich einige Geschichten besser als andere, die Triggerwarnungen sind an einigen Stellen durchaus angebracht und hilfreich.

Neuropunk ...
… ist ein Buch für neurodivergente Personen, die sich gerne mal repräsentiert sehen möchten.
… lässt euch in viele verschiedene Welten abtauchen. Da ist für alle was dabei.
… hat mir viel Spaß gemacht und ist ein toller Auftakt für den Weltenruder Verlag.

Neuropunk. Perspektivwechsel

Anthologie
Szenarien: Monia Girstl, Kián KoWananga, Doreen Doose, . skalabyrinth, Len Klapdor, Michael Schwendinger, Jordi Bogenstein, Donna Rider, Iris Leander Villiam, Julia Winterthal, Jol Rosenberg
Herausgeberinnen: Melanie Schneider, Saskia Dreßler
Softcover mit 220 Seiten
ISBN: 978-3-96219-288-4
Erschienen am: 08.03.2024
bei Weltenruder

Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

Mehr über Authismus:
Schattenspringer
Lisa und Lio

Anzeige

© Weltenruder

DU WILLST MEHR?

TRAG DICH EIN UND BLEIBE ÜBER DIE NEUSTEN BEITRÄGE INFORMIERT:

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert