Meine Männer +Rezension+
Meine Männer
Mit 17 arbeitet Brynhild auf einem Großbauernhof und verliebt sich in den Hoferben. Die Beziehung zwischen ihnen ist stürmisch und nimmt ein brutales Ende, als sie von ihrer Schwangerschaft erzählt. Ihr weiteres Leben wird sie nach Amerika führen, wo sie als erste amerikanische Serienmörderin in die Geschichte eingeht. Victoria Kielland schafft in Meine Männer Großartiges aus ihren Worten. Doch verliere ich bei ihren poetischen Schilderungen auch den Halt.
Zwischen Triggerwarnungen und Lyrik
Die Geschichte ist nicht wenig brutal, wenn auch in schöne Worte gekleidet. Doch schon zu Beginn der Erzählung hadere ich sehr mit dem Buch und denke darüber nach, es abzubrechen. Was mich stört, sind die „Zeitsprünge“. Brynild ist beim Morgengebet, darauf folgen viele lyrisch wundervoll formulierten Dinge über ihr Verhältnis mit dem Hoferben und plötzlich ist sie an einer ganz anderen Stelle ihres Tagesablaufes. Es folgt erneut, dass sie scheinbar in ihren Gefühlen und Erinnerungen versinkt und erneut ist sie an einer ganz anderen Stelle und ich weiß nicht, ob die Zeit vorwärts oder rückwärts gelaufen ist.
Für mich geht der Ablauf einfach vorwärts, rückwärts, oben, unten, links, rechts, hin und her und ich frage mich, ob für Brynhild das alles verschmilzt und sie so orientierungslos ist wie ich. Auf den ersten Seiten suche ich nach dem roten Faden und verheddere mich in einem Wollknäuel. Ich komme mir wie ein kleines Partikel in einer Wasserflasche vor, die geschüttelt wird. Völlig orientierungslos, treibe ich durch Brynhilds erste Liebe.
Mit Brynhilds Schwangerschaft, bekomme ich endlich eine zeitliche Orientierung. Obwohl die wunderschönen poetischen Formulierungen sich weiter lose aneinanderreihen, entwickelt sich das Baby immer weiter. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem sie den Kindsvater über das vermeintliche Babyglück informiert. Das Verlassen des Hofes ist dann deutlich nüchterner und gradliniger beschrieben. Mit dem Übersiedeln in die USA wird die Erzählung immer vorwärtsgerichteter und spätere Zeitsprünge sind klar abgegrenzt.
Sie gibt sich den Namen Bella, um das alte Ich, das Trauern und das Ohnmachtsgefühl, das sie als Dienstmagd hatte, abzustreifen. Doch ihre neue Tätigkeit als Schneiderin, die ihr ihre Schwester Nelli verschafft hat, triggert sie immer wieder. Bella sucht Zuflucht im Glauben und hofft auf die Vergebung durch Gott, dabei war sie das Opfer der Geschehnisse. Oft projiziert sie das eigene Kind auf Nellis Kinder und als sie einen Mann kennenlernt und keine Kinder mehr bekommen kann, möchte sie Nellies Jüngste zu sich nehmen, was zum Zerwürfnis zwischen den Schwestern führt.
Bella und ihr Ehemann Mads nehmen Waisenkinder bei sich auf, doch viele sterben und auch Mads wird eines natürlichen Todes sterben. Wenn Bella bis zu diesem Zeitpunkt nicht zerbrochen war, geht Victoria Kielland in ihrer fiktionalen Erzählung über die Serienmörderin davon aus, dass sie nun endgültig den Halt verliert. Dennoch dauert es bis zum letzten Drittel des Buches, bis sie ihren ersten Mord begeht.
Obwohl die Erzählweise gradliniger wird und sich weiter vieler schöner Metaphern bedient, habe ich abgebrochen. Natürlich ist das Innenleben von Bella spannend und genau dieses mögliche Selbstempfinden der Geschehnisse einer Mörderin fesseln mich, doch für mich war der Erzählstil nicht leicht zu lesen. Im Laufe der Geschichte, wird es zwar weniger anstrengend und ich fühlte mich nicht mehr so orientierungslos wie zu Beginn, doch leider konnte es mich nicht ausreichend fesseln, um es zu beenden. Ich konnte immer nur wenige Seiten am Stück lesen, bevor ich eine Pause brauchte. Wer poetische Sprache liebt, einer recht offenen Sexualität nicht gegenüber abgeneigt ist und erfahren möchte, welche Empfindungen eine Frau zu Mörderin machen können, ist bei Meine Männer allerdings gut aufgehoben.
… ist eine fiktionale Geschichte zu wahren Geschehnissen.
… erzählt sehr lyrisch und zu Beginn wenig gradlinig.
… bezieht vor allem die körperliche Anziehung mit ein.
Meine Männer
Szenario: Victoria Kielland
Übersetzung: Elke Ranzinger
Hardcover mit 192 Seiten
ISBN: 978-3-608-50183-4
Erschienen am: 16.09.2023
beim Tropen Verlag
Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Mutmaßungen, wie eine Frau zur Mörderin wird:
Gift
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