Jerusalem – Die Geschichte einer Stadt +Rezension+

Jerusalem – Die Geschichte einer Stadt

Jerusalem ist eine Stadt, die in 4000 Jahren unheimlich viel erlebt hat. Kriege, Eroberungen, Spaltungen, aber auch ein friedliches Zusammensein und Akzeptanz. Wer kann über eine Stadt berichten, die für drei große monotheistische Religionen heilig ist? Wer hat diese Zeit miterlebt und einen neutralen Blick? Olivia, vom Ölberg aus hat sie in jungen Jahren die erste Ansiedlung um eine Wasserquelle miterlebt, die auch sie speist. Ein Olivenbaum berichtet aus 4000 Jahren Geschichte.

Olivias Blick auf eine Stadt

Autor Vincent Lemire leitet das französische Forschungszentrum in Jerusalem. Sein Wissen ist so umfangreich, dass es sogar in Comicform überwältigt, durch Erzählerin Olivia, sind die Berichte zugänglich und leicht verständlich. Wir bewegen und hier quer durch die Religionen, ihre unterschiedlichen Begriffe und Namen für heilige Stätten, sind gleichberechtigt. Das Wissen entspringt natürlich aus religiösen Schriften wie dem Koran und der Bibel, doch auch historische Texte, Briefwechsel, Reiseberichte und natürlich Forschungsergebnisse fließen in diesen Bericht über die Stadtgeschichte ein.

Ja, hier werden sehr viele Informationen verarbeitet und dies ist kein Comic, der sich mal eben in einem Tag lesen lässt. Es würde ihm vermutlich auch nicht gerecht werden. Immer wieder finden sich Quellenangaben in den Fußnoten und die Jahresangeben lauten vor und nach unserer Zeitrechnung. Natürlich war auch Jesus unglaublich relevant für die Geschichte, fragt die Christen, doch in der Historie füllt er gerade mal vier Seiten in diesem Comic.

In so vielen Epochen haben Muslime, Juden und Christen friedlich zusammen in der Stadt gelebt. Gingen respektvoll miteinander und den heiligen Stätten der anderen um. Sogar die erste Stadtgemeine, die unabhängig von Religionen agieren sollte, wurde in Jerusalem gegründet. Dann gab es friedlich und blutige Eroberungen. Nicht mal die Christen schafften es untereinander den Frieden zu wahren. Immer wieder wurde der Frieden zerstört und immer wieder war ich traurig über das gebrochene friedliche Miteinander.

Noch eine Sache hat mich immer wieder fasziniert. Jerusalem liegt in einer Wüste, es war eigentlich unmöglich, dass sie so sehr wächst. Doch schon früh war Wasser ein zentrales Thema geworden. Aquädukte, Zisternen und mehr waren ausschlaggebend für das Wachstum und über die Jahrhunderte immer wieder ein Schwerpunkt. Belagerern ging das Wasser aus, während Jerusalem überleben konnte. Der stetige Wandel und die Stadtmauern, die immer wieder niedergerissen, neu aufgebaut und erweitert wurden. Diese Stadt ist auch ohne religiöse Hintergründe faszinierend und Olivia bewundert ihre Nachbarin absolut zurecht.

Ich habe an diesem Comic immer wieder über mehrere Wochen gelesen. Die vielen verschiedenen Zeitberichte haben mich gefesselt und einen Olivenbaum als Erzählerin zu nutzen finde ich eine wundervolle Idee. Wie unglaublich faszinierend diese Stadt ist, wird hier mehr als klar.

Jerusalm ist eine Ode an eine Stadt, die immer wieder aufersteht und Konflikten und Zerstörung trotzt.

Jerusalem - Die Geschichte einer Stadt ...

… führt eine neue Erzählebene ein.
… bleibt seinem umwerfenden Artwork treu.
… sorgt für viele Gänsehautmomente.

Comics für Einsteiger
Auch für Comic-Einsteiger

Ihr interessiert euch für die Geschichte von Jerusalem, doch so ein Geschichtsbuch ist euch zu trocken? Dann kann ich euch diesen umfangreichen Comic nur ans Herz legen. Die Leserichtung ist auch für Comic-Neulinge leicht zu erkennen und die Umsetzung alles andere als trocken. Natürlich düft ihr trotzdem nicht vor viel Test zurückschrecken bei so einem umfangreichen Werk.

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Jerusalem – Die Geschichte einer Stadt

Szenario: Vincent Lemire
Zeichnungen: Christophe Gaultier
Hardcover mit 256 Seiten
ISBN: 978-3-96428-240-8
Erschienen am: 01.10.2024
bei Jacoby & Stuart

Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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