Insania Tenebris +Rezension+
Insania Tenebris
Die Kurzgeschichtensammlung Insania Tenebris ist von den Bastarden von Abdul Alhazred verfasst und durch Raúlo Cáceres illustriert. Das Buch ist unterteilt in einen Teil mit Dokumenten, die auf Schreibtischen o. ä. abgelichtet sind und einem längeren Teil mit Geschichten im Fließtext. Natürlich haben alle Texte Bezug zu H. P. Lovecraft, wie der Name der Schriftstellergruppe schon vermuten lässt.
Die Dokumente
Hier findet sich einiges von der Forschungsarbeit und Biografie über Rodolfo Castra Anellus über alte Briefe, Gedichte, Zeitungsartikel, Lieder und behördliche Schreiben. Alle Berichte drehen sich um die Bilder des Künstlers Rodolfo Castra und die beschriebenen Bilder greift Raúlo Cáceres auf. Es sind großartige, dunkle Illustrationen, die sich in die Geschichten einbetten. Die Bilder sind der rote Faden, der alle Berichte zusammenhält. Wir werden in ihnen Zeuge, wie viele dem Wahnsinn verfallen.
Die Darstellung der Berichte ist großartig aufbereitet. Mal mit Kaffeerändern auf einem Schreibtisch, Knicke vom Versand im Briefumschlag oder im Aktenordner. Leider hat es einen Nachteil, oft ist die Schrift klein oder wird in Tagebüchern als Handschrift dargestellt. Nicht alles lässt sich dadurch gut lesen.
Die Geschichten
Hier ändert sich der Schriftstil in einen zweizeiligen Text, der sich insgesamt deutlich besser lesen lässt. Viele der Geschichten sind länger als die Dokumente. Den Auftakt geben Rafael und Jean Thierry, die Kultisten, die eine „hinterwäldlerische“ Familie besucht, um deren Visionen zu erforschen. Erzählt aus Rafaels Perspektive, der Gedanken lesen kann, bekommen wir mehr Informationen als gewöhnlich. Ihre Geschichte wird als die letzte im Buch nochmal aufgegriffen werden.
Als nächstes begeben wir uns in eine Zeit, in der die Christen nur eine kleine Sekte waren. Anders als es für Lovecraft und auch den Geschichten hier gewöhnlich ist, liest sich die Erzählung über die Kopistinnen im Römischen Reich nicht als Bericht. Es gibt viel wörtliche Rede und ist durchaus spannend, denn obwohl sie noch einen Auftrag erfüllen müssen, wollen sie eigentlich zu den Feierlichkeiten der Muttergöttin Kybele. Leider schlittern sie irgendwie stattdessen in die Auferstehung des großen Alten.
Wikinger und nordische Götter, die in Andalusien, dem Herkunftsgebiet der Autorentruppe, einfallen. Mönche, die in eine andere Welt reisen und das Necronomicon entdecken, zyklopische Gestalten, dunkle Rituale und Traumreisen. Sind nur ein paar der Lovecraft-Tropes, denen ich hier noch begegnet bin. Die Geschichten spielen in unterschiedlichen Zeiten, doch auch eine Story aus der Gegenwart, mit Death-Metal-Einfluss, fühlte sich sehr lovecraftig an. Dazu hat Rodolfo Castra Bilder geliefert, die die Geschichten aufgreifen. Es gibt viel, wie wurde es in den Kurzgeschichten genannt, Unzucht. Doch die glibschigen Kreaturen mit Tentakeln, Schwingen und reptiloiden Aussehen hat er unglaublich gut umgesetzt.
In bisschen Innsmouth, Call of Cthulhu, der Tempel, Stadt ohne Namen, Pickmanns Modell, grüner Nebel und Dagon, aber in einer Steampunk-Version (zumindest sieht das Bild so für mich aus) im Weltall. Eine der Geschichten bezieht sich wieder auf ein Bild des Künstlers, aus den Dokumenten, und ich brauchte eine Weile hier Träume im Hexenhaus zu erkennen. Statt der unmöglichen Winkel, ist hier das Anliegen keine Winkel zu haben, denn so gibt es auch keinen Übergang.
Insania Tenebris ist definitiv ein Spaß für Lovecraft-Fans. Die vielen Anlehnungen zu entdecken ist ein Vergnügen, der Horror oft blutig und die Geschichten sind durchaus lesenswert.
- ist von Lovecraft-Fans für Lovecraft-Fans.
- wechselt zwischen Wahnsinn und blutigen Ritualen.
- hat ein spannendes Konzept und überagende Illustrationen.
Insania Tenebris
Szenario: Bastarde von Abdul Alhazred
Zeichnungen: Raúlo Cáceres
Hardcover mit 102 Seiten
ISBN: 9783039630110
Erschienen am: 05.10.2023
beim Skinless Crow
Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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