Guardienne +Rezension+
Guardienne
Guardienne berichtet aus einer Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts, als in Taiwan die Füße von Frauen gebunden wurde, damit sie einen höheren Wert haben. Chieh ist im heiratsfähigen Alter, doch die Füße sind groß und sie ist ständig ohne männliche Begleitung unterwegs. Gleichzeitig wird sie Zeugin der vielen abergläubischen Rituale ihrer Schwägerin, die bewirken sollen, dass sie einen Sohn gebiert. Wahrheit und Folklore mischen sich in dieser Geschichte, die sich immer mehr zum Kriminalfall entwickelt.
Aber meine Füße sind nicht gebunden. So werde ich niemals einen guten Mann finden.
Der Wert eines Mädchens
Auf einem von Chiehs Streifzüge durch die Stadt ist sie dabei, als eine Frau ertrunken aufgefunden wurde. Selbstmord heißt es, doch Chieh glaubt es nicht. Ein Ritual einer namenlosen Priesterin soll dem Geist der Frau den Übergang gewähren. Schnell ist die junge Frau fasziniert von der Priesterin, sie möchte von ihr lernen und ihren Weg im Leben finden. Doch seit dem Ereignis plagen sie Albträume. Babyhände greifen nach ihr und hinterlassen sogar Abdrücke an ihren Beinen.
Die Geschichte beschäftigt sich viel mit Chiehs Rolle in der Welt, ihrem Elternhaus, doch auch um die Mühen und Ängste der anderen Frauen. Heirat und einen Sohn bekommen, viele Rituale sollen dabei helfen einen guten Mann zu bekommen und Kinder. Als Frau musst du verheiratet sein. Ein Verbrechen kannst du nur anzeigen, wenn ein Mann dich begleitet. Findet deine Familie keinen Ehemann, springen Heiratsvermittler ein, gerne gegen eine Gebühr. Die Resultate dieser Kultur? Menschenhandel und viele tote weibliche Säuglinge. Guardienne ist keine leichte Geschichte.
Es gibt immer wieder Einschübe zwischen den Kapiteln, die sich mit der taiwanesischen Folklore in der Geschichte auseinandersetzen. Rituale werden erläutert, der Glaube an die Stuhl-Tante und die Geschichte der Figur Guardienne selbst. Das Thema ist ernst und durch die Vermischung von Realität, Folklore und Kriminalfall spannend und kurzweilig aufbereitet. Die 400 Seiten sind jedoch alles andere als leichtgängig, denn das Thema ist bittere Realität.
Immer wieder sind Chiehs große Füße ein Thema. Im Manhua wird auf die Prozedur nicht genauer eingegangen, seid froh. Mädchen wurden in jungen Jahren die Füße gebrochen, eingeklappt und gebunden, damit sie klein wie Puppenfüße sind. Je kleiner diese sind, desto höher das Brautgeld, also wertvoller für die Familie. Für Frauen bedeutet es, dass sie nur unter großen Schmerzen laufen konnten, ihr Gang war nicht besonders sicher, kurzum sie konnte nicht mal weglaufen und waren in einer arrangierten Ehe komplett ausgeliefert. Immerhin hatten sie durch die Füße überhaupt einen Wert, denn nur männliche Nachkommen waren gewünscht. Wer will schon eine Tochter großziehen, die mehr kostet, als sie Wert ist.
Guardienne gibt spannende Einblicke in die Geschichte Taiwans und mischt diese mit der lokalen Folklore zu einem spannenden Manhua.
… zeigt den Wert von Frauen und Mädchen in der Geschichte Taiwans.
… geht auf Rituale, Bräuche und Folklore ein.
… ist spannend uns bedrückend zugleich, was erst nur eine Geschichte um Chieh ist, wird zum Krininalfall.


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Guardienne
Szenario und Zeichnungen: Nownow
Übersetzung: Monika Li
Softcover mit 408 Seiten
ISBN: 978-3-7555-0496-2
Erschienen am: 09.09.2025
bei Egmont Manga
Der Manga wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Mehr Folklore:
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