Frontier +Rezension+

Frontier
Lasst euch von der niedlichen Optik von „Frontier” nicht täuschen, denn dieser Comic hat es in sich. Die Handlung ist brutal ehrlich. Es geht um Umwelt, Söldner, Ausbeutung, moderne Sklaverei und Bestattungen. Bereits auf den ersten 30 Seiten hat sich mir immer wieder der Magen zusammengezogen.
Niedlich, schreckich und hoffnungsvoll in einem
Macht der süße Look und die schönen Farben die Geschehnisse eigentlich erträglicher oder wird es durch den Kontrast nur schlimmer? Ich weiß es nicht. Ein blutiger Überfall in der Schwerelosigkeit wirkt nicht weniger brutal. Die Geschichte beginnt mit der Wissenschaftlerin Ji-soo, deren Herzensprojekt an einen Großkonzern verkauft wird. Nun wird sie Teil dieses Konzerns, kann ihre Arbeit aber nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Immer wieder macht sie dem Konzern deshalb Schwierigkeiten. Man schiebt sie von einem Projekt zum nächsten, bis sie letztendlich im Weltall landet. Dort begegnet sie Alex, einem „Spaceianer“, der im All geboren wurde, und freundet sich mit ihm an.
Obwohl sie sehr unterschiedlich sind, lernen sie viel voneinander. Während Ji-soo mit dem Raubbau an Weltall und Welten unzufrieden ist, trifft Alex auf die Ausbeutung der Menschen. Gemeinsam verachten sie die Corporations, die dies vorantreiben. Später begegnet sie Camina, einer Söldnerin, die bei einem Einsatz einen Arm verloren hat. Dadurch hat sich auch ihre Einstellung zu den Machenschaften der Corporation verändert.
Die Darstellung des Weltalls sieht wunderschön aus. Obwohl es in der Raumstation so eng wie in einer Sardinendose aussieht, sind die Bilder trotzdem wunderschön. Dazu kommen Bilder von Raumschiffen, die wie ein Schaubild in diese Geschichte einfließen. Die Menschen hier handeln von einem „ich lebe mit den Konsequenzen“ bis zu „sie werden mich nicht los, dann kann ich sie auch zwingen, Gutes zu tun“. Obwohl Erde und All eigentlich kurz vor dem Kollaps stehen, gibt es dennoch viele Personen mit einer positiven Einstellung. Anstatt Endzeitstimmung herrscht hier Hoffnung.
Zwischen moderner Sklaverei, Ausbeutung der Ressourcen und rücksichtslosem Handeln ist sie da: die Hoffnung. Die Geschichte zeigt, dass auch aus Schlimmen etwas Gutes entstehen kann. Sie macht Mut. Eine knallharte Söldnerin kann einen Roboter „Botsie” nennen. Am Ende schließt sich der Kreis der Geschichte und ich muss zugeben, dass ich zum Schluss Tränen der Rührung in den Augen hatte. Hier passiert so viel Schlimmes, kombiniert mit den niedlichen Zeichnungen, und am Ende ist das eine durchweg positive Erzählung, die absolut hoffnungsvoll ist. Diese Kombination hat mich unheimlich beeindruckt und ich möchte sie allen weiterempfehlen.
Bisher hatte ich noch keinen Comic von Guillaume Singelin gelesenen. Doch Katrin Gal hatte im Comicklatsch PTSD vorgestellt und erst im Nachhinein habe ich begriffen, dass die Comics aus derselben Zeichen- wie Schreibfeder stammen. Bereits in diesem Comic hat er etwas so Schreckliches, wie eine Posttraumatische Stressstöhrung mit niedlich wirkenden Bildern erfolgreich kombiniert.
Frontier zeigt eine düstere Zukunft für die Menschheit und gleichzeitig ist die Geschichte voller Hoffnung und positiver Werte.
… hat ein unglaublich tolles Artwork mit niedlichen Figuren.
… zeigt uns eine furchtbare Zukunft, aber auch enge Freundschaften.
… macht Mut, egal wie furchtbar die Zukunft sich zeigt.




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Frontier
Szenario und Zeichnungen: Guillaume Singelin
Hardcover mit 200 Seiten
ISBN: 978-3-68950-020-7
Erschienen am: 25.04.2025
beim Splitter Verlag
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
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