Die Philosophin, der Hund und die Hochzeit +Rezension+

Die Philosophin, der Hund und die Hochzeit
Hipparchia liebt die Philosophie. Wann immer es geht, belauscht sie die Gespräche ihres Vaters mit Freunden, liest alles in der häuslichen Bibliothek, doch als Mädchen aus wohlhabendem Haus, soll sie einen Mann mit Ansehen heiraten. Sie reist nach Athen, um den jungen Mann kennenzulernen. Ihr Bruder, Philosophiestudent, nimmt sie bei sich auf. Auch hier lauscht sie den Gesprächen, doch ein Philosoph unterrichtet auf der Straße und nicht hinter verschlossenen Mauern.
Hier in Athen wohnen an die 65.000 Menschen. Die Fremden mitgezählt.
Wahrscheinlich ohne Frauen und Sklaven, oder?
Natürlich. Pferde zählt man ja auch nicht mit.
Wertesysteme
Katres, der Hund, hat all sein Hab und Gut verschenkt. Geld und Güter sind seines Erachtens nicht die Dinge, die uns glücklich machen. Diese Ansicht bringt ihm zum einen viele Zuhörer, wenn er auf der Straße unterrichtet, doch auch viel Hohn und Spott. Glück ist für viele mit materieller Freiheit gleichzusetzen. Als Frau versucht Hipparchia, seinen Lehren zu lauschen, doch dies ist zu gefährlich. Der Ruf ihrer Familie und ihre Unversehrtheit stehen dabei auf dem Spiel.
Immer wieder versucht Hipparchia, mit ihrem Bruder und Vater über die Themen zu philosophieren, die sie auch mit ihren Freunden besprechen. Doch dies endet immer auf die gleiche Weise, was Glück für Männer bedeutet, bedeutet nicht Glück für Frauen. Bei all den philosophischen Unterhaltungen kommt es den Männern nicht in den Sinn, ob ihre Werte mit denen der Frauen übereinstimmen. Schließlich ist eine lesende und schreibende Frau schon ungewöhnlich. Doch für Frauen muss wohl ihr Glück in Kindern und dem Webstuhl liegen.
Gesellschaftliche Rangordnung und Wertesysteme werden hier in Frage gestellt. Nicht nur von Krates, sondern auch von Hipparchia. Wenn Männer ein glückliches Leben führen dürfen und danach streben können, warum sollte es ihr verwehrt bleiben? Als Philosophin wurde sie letztendlich bekannt, da sie für Gleichberechtigung einstand. Bei dem aktuellen „Tradwives-Wahnsinn“, der an einigen Stellen wieder um sich greift, ist Hipparchia genau die richtige Person, über die ich lesen möchte. Es geht um Selbstverwirklichung, Rollenbilder und die Gesellschaft.
Humorvoll und in stimmigen Bildern wird die Geschichte erzählt. Die Zeichnungen wirken schlicht und doch ausgetüftelt. Sie unterstreichen die Geschichte mit ihrem Stil großartig und geben so die Geschichte über Hipparchia mit einer Leichtigkeit wieder.
Die Philosophin, der Hund und die Hochzeit ist gleichzeitig lehrreich, wunderbare Unterhaltung und topaktuell.
… zeigt den weiblichen Blickwinkel auf eine außergewöhnliche Frau.
… hat ein frisches Artwork.
… konnte mir viel über eine mir bisher unbekannte Philosophin vermitteln.




Ihr interessiert euch für Philosophie oder historische Frauen? Mit diesem Comic findet ihr einen guten Einstieg in die Welt der Comics, wenn euch die 304 Seiten nicht abschrecken. Die Texte sind teilweisen ein bisschen länger, lassen sich aber gut lesen und sind nicht verschachtelt. Die Leserichtung lässt sich gut erkennen. Ihr benötigt kein Vorwissen für diese Geschichte und sie ist in sich abgeschlossen.
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Die Philosophin, der Hund und die Hochzeit
Szenario und Zeichnungen: Barbara Stok
Hardcover mit 304 Seiten
ISBN: 978-3-551-80148-7
Erschienen am: 28.01.2025
beim Carlsen
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.
Vorreiterinnen:
Alice Guy
Madame Choi und die Monster
Radium Girls
