Die Hexen von Venedig +Rezension+

Die Hexen von Venedig
Wir befinden uns im Jahr 2045 in Ron, in einer Zeit nach der Zombieapokalypse. Es wurde ein Serum gegen das Schmetterlingsvirus entwickelt, das die Symptome unterdrückt. Den schönen Namen hat das Virus erhalten, da Schmetterlinge sich von Infizierten angezogen fühlen. Fünf Jahre hat das Virus gewütet. Es gab viele Tote und die Ressourcen sind knapp. Doch der Biss eines Infizierten, der das Serum nimmt, gilt als Droge. Daher schleichen sich immer wieder Leute in Isolationsgebiete und treiben Tauschhandel mit Infizierten.
Ein Märchen, aber definitiv eines von Grimm
Simone begleitet zwei Freunde in ein Isolationsgebiet. Sie wollen diese Droge testen und sich beißen lassen. Nur gibt es auch andere Gruppen, die in diese Gebiete eindringen. Einige von ihnen wollen „Zombies klatschen“. Als der Infizierte Manuele flieht, hilft er auch Simone bei der Flucht. Er nimmt sie mit zu Camilla, seiner schwangeren Schwester. Doch Infizierten dürfen sich nicht fortpflanzen. Für jede Dosis Serum muss vorher eine Untersuchung erfolgen. Für Camilla gibt es somit nur noch eine Hoffnung: Die Hexen von Venedig. Eine Legende oder Realität, doch zu dritt treten sie die Reise nach Venedig an.
Die Geschichte ist zugleich wunderschön, als auch bedrückend. Märchenhaft, doch purer Horror. Blutig und verstörend. Im Mittelpunkt steht die Flucht zu den Hexen. Doch erleben wir Rückblicke zu Beginn des Ausbruchs durch die Augen von Simone. Später wird ein Tagebuch einer Hexe noch weiteren Kontext in die Geschichte bringen. Die Textpassagen sind immer wieder durch keiner Bilder und doppelseitigen Splashpages durchbrochen. Die Gegenwart wird durch farbige Zeichnungen begleitet. Das wunderschöne Grauen der Krankheit auf Splashpages dargestellt. Diese sind stilistisch sehr am Cover orientiert, wären die begleitenden Bilder eher skizzenhaft wirken.
Zur deutlichen Abgrenzung sind die Erinnerungen von Simone Weiß auf Schwarz gehalten. Ihre Eltern haben für die Gesellschaft wichtige Fähigkeiten, weshalb ihrer Familie ein besonderer Schutz zukam. Zu dieser Zeit war sie noch eine junge Teenagerin und konnte vieles noch nicht richtig begreifen. Das Tagebuch der Hexe ist dagegen mit Zeichnungen schwarz auf weiß gestaltet. Zusätzlich sind diese Seiten matter als die vorherigen. So entsteht auch ein Haptik, die an ein älteres Buch erinnert. Diese deutlichen Unterteilungen macht das Springen zwischen den drei Zeitebenen sehr einfach und angenehm.
Ich gestehe, ich hatte nicht mit einer so düsteren Geschichte gerechnet. Gleichzeitig ist sie geschmückt durch märchenhaft schöne Bilder. Diese Kombination gibt mir die Vibes von Grimms Märchen. Wunderschön, grausam und brutal. Die sequenzielle Erzählung ist nicht in Sprechblasen abgebildet, sondern in Textpassagen. Ähnlich wie in Book of Evil oder Auf wundersamer Expedition. Ich bin sehr fasziniert, war gefesselt und wurde unglaublich gut von dieser Geschichte mitgenommen.
Die Hexen von Venedig ist wie ein düsteres Zombiemärchen mit wunderschönen Bildern.
… hat ein fantastisches und ausgetüfteltes Artwork.
… erzählt eine düstere und spannende Geschichte.
… war viel dichter an einer Horrorstory als ich erwartet hatte.



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Die Hexen von Venedig
Szenario: Sébastien Perez
Zeichnungen: Marco Mazzoni
Hardcover mit 120 Seiten
88 Seiten Bilderdruck und 32 Seiten Buchdruckpapier
ISBN: 978-3-96428-271-2
Erschienen am: 01.03.2025
bei Jacoby & Stuart
Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

© Jacoby & Stuart