Valentin von Jens Genehr +Rezension+

Valentin

Jonny S. bekommt den Auftrag, die größte Baustelle Europas zu dokumentieren. Mit um die 8000 Arbeiter soll eine verbunkerte U-Boot-Werft gebaut werden. Raymond P. ist einer dieser Arbeiter. Verschleppt aus seinem Dorf in Frankreich, wurde er zur Zwangsarbeit in ein KZ nach Deutschland gebracht. Untergebracht in einem ungenutzten Ölbunker muss er am Bunker Valentin arbeiten und sieht dabei jeden Tag neue Leichen.

Jahrhundertbauwerk

Nicht nur in seiner Lesung reflektiert Jens Genehr über die Quellen, die er für Valentin genutzt hat. Er tut dies ebenfalls zu Beginn seines Comics. Er zeigt uns diese verrückte Welt, diese Welt voller Gegensätze. Jonny S. wird zur Dokumentation des Bauprojektes Valentin freigestellt, er wird auf Ausflüge eingeladen und lässt keine Chance vergehen, hübsche Frauen zu fotografieren. Ein „Chronist für ein Jahrhundertprojekt“. Raymond P. kämpft dagegen ums Überleben. Sein Leben besteht aus Misshandlungen, Hunger und Leid. In dem Comic wird klar, dass nicht nur das Bauprojekt und seine Tonnen an Beton für den Tod der KZler verantwortlich sind. Trotz all seiner Bemühungen, der Baustelle fern bleiben zu können umgibt ihn weiterhin der Tod.

Jens Genehr erinnert hier an die Gräuel, mit sehr deutlichen Bildern und gleichzeitig zeigt er auf, wie normal dieser Zustand für die Bevölkerung wurde. Ein Wechsel aus „Pass auf was du sagst, du willst ja nicht plötzlich selbst auf der Baustelle arbeiten müssen“ und gleichzeitig „Mit den Leichen sollte wirklich anders umgegangen werden, dass ich doch kein schöner Anblick“. Sein Fokus liegt aber auf Raymond und seiner Geschichte. So überlässt er ihm auch die letzten Worte, wobei er nach Raymonds Zitat in den letzten Seiten ab 225 ihm Worte in den Mund legt, die gefühlvoller nicht hätten sein können.

Auch heute erinnert dieses Bauwerk noch an die Gräuel von damals. Eine Gedenkstätte, ein Denkort ist der Bunker Valentin inzwischen geworden und ist wohl den meisten Bremern bekannt. Ein riesiger Betonklotz im Bremer Norden, der täglich außer montags, samstags und feiertags zur kostenlosen Besichtigung einlädt, gegen das Vergessen. Weitere Informationen findet ihr in meinem Beitrag zur Lesung und Interview mit Jens Genehr.

Valentin ist...
  • ein Stück Geschichte, das lebendig wird.
  • eine Erinnerung an Gräueltaten, die wir nicht vergessen dürfen.

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Der Comic wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist dadurch nicht beeinflusst.

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3 Antworten

  1. 16. Februar 2020

    […] seiner Grausamkeiten. Diesmal sind wir nicht “direkt vor der eigenen Haustür” wie bei Valentin, sondern in den USA, wo einer ganzen Bevölkerungsgruppe Leid zugefügt wurde. George Takei, den […]

  2. 17. Februar 2020

    […] Valentin erzählt ebenfalls vom Zweiten Weltkrieg, aber in diesem Fall geht es um eine Episode direkt vor meiner Tür. Der Bau eines riesigen Bunkers aus der Sicht eines KZ-Insassen und eines Fotografen, der mit der Dokumentation des Baus beauftragt wurde. In sehr reduzierten Grafiken wird hier über die Gräuel der Zeit berichtet. […]

  3. 21. März 2020

    […] Materialien und den aufgezeichneten Lebensgeschichten hat er einen Comic über den Bunker Valentin und die Zustände dieser Zeit geschaffen. Ein Comic, der ein klares Mahnmal […]

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